Vorlesungen über die complexen Zahlen
und ihre Functionen

von
Dr. Hermann Hankel

in zwei Theilen

I. Theil
Theorie der Complexen Zahlensysteme

Leipzig,
Leopold Voss,
1867

Lectures on Complex Numbers
and their Functions

by
Dr. Hermann Hankel

in Two Parts

First Part
Theory of Complex Number Systems

Leipzig,
Leopold Voss,
1867

Translated by
Richard Lawrence
2023

Theorie der Complexen Zahlensysteme

insbesondere
der gemeinen imaginären Zahlen
und
der Hamilton'schen Quaternionen
nebst
ihre geometrische Darstellung

von
Dr. Hermann Hankel

Leipzig,
Leopold Voss,
1867

Theory of Complex Number Systems

especially
of the common imaginary numbers
and
of the Hamiltonian Quaternions
together with
their geometric representation

by
Dr. Hermann Hankel

Leipzig,
Leopold Voss,
1867

Translated by
Richard Lawrence
2023

Vorrede Preface

Das Werk, dessen erster Theil hier vorliegt, ist aus der Absicht hervorgegangen, das, häufig als Theorie der Functionen complexer Variabeler bezeichnete, neue Gebiet der Mathematik, welches von Gauss und Cauchy zuerst betreten, dann von Riemann in glanzvoller Weise bebaut worden ist, in seinen wesentlichen und fundamentalen Theilen vollständig und streng Wissenschaftlich darzustellen.

The work whose first part appears here has proceeded from the intention to present, completely and strictly scientifically, the essential and fundamental parts of that new domain of mathematics which is frequently designated as the theory of functions of complex variables, and which was first explored by Gauss and Cauchy and then so beautifully built out by Riemann.

Es galt, zunächst einen Ausgangspunkt in dem Begriffe der complexen Zahl zu gewinnen. Eine Umschau in der Literatur überzeugte mich bald, dass einerseits viele Mathematiker die Frage in ihrer Bedeutung und Wichtigkeit gänzlich verkennen, und sie in der oberflächlichsten Weise mit einem Raisonnement erledigen zu können glauben, welches an Begriffsverwirrung, seines Gleichen sucht (s. unten S. 14), und dass andererseits der Gesichtskreis der Schriftsteller, welche die Frage ernstlicher angreifen, meistens ein zu beschränkter ist, als dass er zur Beantwortung dieser tief liegenden Frage ausreichte.

The first thing to be done was to achieve a starting point in the concept of complex number. A survey of the literature quickly convinced me that, on the one hand, many mathematicians completely fail to recognize the meaning and importance of this question, and believe it can be resolved in the most superficial way by a piece of reasoning which approaches conceptual confusion (see p. 14 below); and on the other hand, that the circle of authors who attack this deep question more seriously is too narrow to suffice to answer it.

Wie überhaupt die Entwickelung mathematischer Begriffe und Vorstellungen historisch zwei entgegengestzte Phasen zu durchlaufen pflegt, so auch die des Imaginären. Zunächst erschien dieser Begriff als Paradox, streng genommen unzulässig, unmöglich; indess schlugen die wesentlichen Dienste, welche er der Wissenschaft leistete, im Laufe der Zeit alle Zweifel an seiner Legitimität nieder und es bildete sich die Ueberzeugung seiner inneren Wahrheit und Nothwendigkeit in solcher Enschiedenheit aus, dass die Schwierigkeiten und Widersprüche, welche man anfangs in ihm bermerkte, kaum noch gefühlt wurden. In diesem zweiten Stadium befindet sich die Frage des Imaginären heut zu Tage; — indessen bedarf es keines Beweises, dass die eigentliche Natur von Begriffen und Vorstellungen erst dann hinreichend aufgeklärkt ist, wenn man unterscheiden kann, was an ihnen nothwendig ist, und was arbiträr, d.h. zu einem gewissen Zwecke in sie hineingelegt ist. Nur die Determination von höheren und die Vergleichung mit coordinirten Begriffen liefert eine genügende Definition. Wollte ich daher den Begriff der gemeinen imaginären Zahlen von Grund aus feststellen, so war ich gezwungen, auf Untersuchungen über complexe Zahlen im Allgemeinen (VI. Abschnitt) einzugehen, und neben jenen älteren complexen Zahlen, zum factischen Beweise der Möglichkeit von Zahlen, deren Einheiten nicht allen Gesetzen der arithmetica universalis*) folgen, wenigstens einige abweichende Zahlensysteme zu behandeln. Ich habe deshalb im VIII. und IX. Abschnitt die Theorie der Quaternionen Sir W. R. Hamilton’s, die in England allgemein bekannt und gebraucht, in Deutschland aber bisher fast ganz unbekannt geblieben sind, dargestellt, und glaubte mich dabei nicht nur auf das für den angezogenen Zweck nöthigste beschränken zu müssen, sondern mir den Dank vieler Mathematiker zu verdienen, wenn ich diese Theorie vollständig entwickelte und zugleich an einigen Beispielen ihre Fruchtbarkeit und leichte Anwendbarkeit darlegte. Auch einem anderem complexen Systeme, welches an Sachgemässheit und Brauchbarkeit mit dem Hamilton’schen wetteifert, und welches ich das alternirende nenne, glaubte ich im VII. Abschnitt einen, wenn auch kleineren Raum zugestehen zu sollen.

Just as the development of mathematical concepts and ideas in general proceeds historically through two opposed phases, so does that of the imaginary numbers. At first this concept appeared as a paradox, strictly speaking inadmissible, impossible; however, in the course of time, the essential services which it affords to science subdue all doubts of its legitimacy, and one is convinced in such decisiveness of its inner truth and necessity, that the difficulties and contradictions which one noticed in it at the beginning are hardly felt. Today, the question of imaginary numbers is in this second stage; — however it needs no proof that the actual nature of concepts and ideas is only sufficiently explained when one can distinguish what is necessary in them, and what is arbitrary, i.e., is put to a certain purpose in them. Only determination of higher concepts and comparison with coordinate concepts delivers a sufficient definition. If I wanted to fix the concept of the common imaginary numbers from the ground up, therefore, I was forced into investigations of complex numbers in general (Chapter VI), and besides those older complex numbers, to treat at least a few deviant number systems for the sake of a factual proof of the possibility of numbers whose units do not follow all the laws of arithmetica universalis *). I have therefore in Chapters VIII and IX presented the theory of quaternions of Sir W. R. Hamilton, which in England is generally known and in use, but which in Germany has remained almost completely unknown; and I believed myself in doing so not to have to limit myself only to that which is essential for the purpose, but to earn the thanks of many mathematicians if I developed this theory completely, and at the same time illustrated its fruitfulness and easy applicability in several examples. Another complex system, which competes with the Hamiltonian in its appropriateness and usefulness and which I call the alternating numbers, I also believed should be given a place, though a smaller one, in Chapter VII.

Eine gründliche Untersuchung des Wesens der arithmetischen Operationen und der Zahl in dem gegenseitigen nothwendigen Zusammenhange dieser beiden Begriffe zeigte sich als durchaus nothwendig, wenn man den Begriff der complexen Zahlensysteme etwas tiefer erfassen wollte. So sind die Abschnitte I bis IV der vorliegenden Schrift entstanden. Nachdem im I. Abschnitte die Mangelhaftigkeit der vulgären Begründung des Begriffes der Zahlen und der vier Species gezeigt und das hodegetische Princip der Permanenz der formalen Gresetze aufgestellt ist, wird im II. Abschnitte die Natur von Operationen, welche in ihren formalen Bedingungen denen der arithmetica universalis nachgebildet sind, ausführlich untersucht.*)

A fundamental investigation of the essence of the concepts of arithmetical operations and of number in their mutually necessary connection showed itself to be necessary if one wanted to grasp the concept of complex number systems more deeply. Chapters I and II of the present work thereby came into being. After the deficiency of the common explanation of the concept of number and of the four speciesA has been shown and the guiding Principle of Permanence of Formal Laws has been set out in Chapter I, in Chapter II the nature of operations patterned in their formal conditions on those of arithmetica universalis will be investigated in depth.

Im III. und IV. Abschnitte ist die Natur der ganzen, gebrochenen, rationalen und irrationalen reellen Zahlen und Grössen, zum ersten Male, wie mir scheint, von einem höheren und allgemeineren Gesichtspunkte strenge und systematisch dargestellt. Dass es dabei nothwendig war, zuweilen in Betrachtungen einzugehen, welche der Metaphysik des Calculs angehörig, sich in ihrer Form von den meisten rein mathematischen Deductionen einigermassen unterscheiden, liegt auf der Hand. Für diejenigen Leser aber, welche an dergleichen Untersuchungen weniger Interesse nehmen, bemerke ich, dass auch ohne die Lectüre des III. und IV. Abschnittes (und der damit zusammenhängenden Entwickelungen auf S. 26–28) alles folgende ohne Weiteres verständlich sein wird. Wie ich dort gezeigt habe, kann der Begriff der Zahl rein formal und ohne Rücksicht auf den der Grösse gefasst werden; letzterer tritt nur hinzu als anschauliches Substrat jener Formen. Ich habe daher auch durchgehends complexe Zahl statt des gebräuchlicheren Ausdrucks complexe Grösse geschrieben, was ich sogleich an diesem Orte anführe, um die Meinung, als ob es sich in vorliegendem Werke um die ganzen complexen Zahlen im Sinne der eigentlichen Zahlenlehre handele, von vornherein zu dementiren. —

In Chapters III and IV, the nature of the whole, fractional, rational and irrational real numbers and magnitudes is presented for the first time, as it seems to me, from a higher and more general viewpoint, strictly and systematically. That it was thus necessary to venture for a while into considerations which, belonging to the metaphysics of the calculus, are different from most purely mathematical deductions, is apparent. But for those readers who take less interest in investigations of this sort, I remark that even without the lectures of Chapters III and IV (and the developments associated with them on p. 26–28) everything that follows will be understandable without anything further. As I have shown there, the concept of number can be understood purely formally and without consideration of the concept of magnitude: the latter comes in only as the intuitive substrate of those forms. I have thus also written complex number throughout, instead of the more usual expression complex magnitude. I introduce this term already at this point in order to deny from the start the opinion that the topic of the present work is the whole complex numbers in the sense of actual number theory. —

In der geometrischen Darstellung der gemeinen und höheren complexen Zahlen sowie ihrer Operationen habe ich mich durchaus der allgemeinen Vorstellungen über den Sinn von Strecken, Winkeln, Flächenräumen und Körperinhalten bedient, wie sie Möbius zuerst consequent angewandt hat. Diese Principien geben den Formeln und Sätzen eine von allen speciellen Lagen-Verhältnissen durchaus unabhängige und deshalb höchst elegante Gestalt, die man, einmal an sie gewöhnt, nur sehr ungern vermisst. Man muss es bedauern, dass dieselben noch so wenig allgemeine Verbreitung gefunden haben, wie denn z. B. Hamilton’s Schriften über die Quaternionen (s. unten S. 195) in der älteren Form geschrieben sind. Dass in dieser manche Untersuchungen völlig ungeniessbar werden können; davon dürfte die Darstellung Hamilton’s an nicht wenigen Stellen seiner Lectures (z. B. S. 218 u. ff.) ein eindringliches Beispiel sein. Diejenigen Leser, welche mit der Möbius’schen Form der sphärischen Trigonometrie u. s. w. nicht völlig vertraut sind, verweise ich auf die Elemente der Mathematik von R. Baltzer. —

In the geometric presentation of the common and higher complex numbers and their operations, I have made thorough use of the general ideas about the sense of segments, angles, planar spaces and volumes, as Möbius first consistently applied them. These principles give to the formulae and statements a form which is completely independent from all particular positional relations and therefore highly elegant, and which one, having gotten used to them, only reluctantly gives up. One must regret that these same principles still have found so little acceptance, as e.g. Hamilton’s writings about quaternions (see p. 195 below) are written in the older form. That many investigations in this form can become completely unenjoyable — of this may Hamilton’s presentation at not a few places in his Lectures (e.g. p. 218 and ff.) serve as a penetrating example. I refer those readers who are not completely familiar with the Möbiusian form of spherical trigonometry, etc. to the Elements of Mathematics by R. Baltzer. —

In dem vorliegenden I. Theile habe ich mich auf die Entwickelung der Grundeigenschaften der verschiedenen Zahlensysteme beschränkt, d. h. auf die vier Fundamentaloperationen der Addition, Subtraction, Multiplication und Division, die zur vollständigen Charakterisirung des Wesens jener Systeme nothwendig und hinreichend sind.

In the present first Part, I have limited myself to the development of the fundamental properties of the various number systems, i.e. to the four fundamental operations of addition, subtraction, multiplication and division, which are necessary and sufficient for the complete characerization of the essence of those systems.

Der II. Theil dieses Werkes wird die Theorie der Functionen complexer Veränderlicher enthalten und zwar gedenke ich auch hier die Grundbegriffe streng und eingehend zu begründen, soweit dies bei dem heutigen Stande der Wissenschaft möglich sein wird. Ich werde mich fast ausschliesslich auf die Functionen gemeiner complexer Veränderlicher beschränken und ausser den Grundlehren, dem Dirichlet’schen Principe, dem Taylor’schen Satze u. s. w., besonders die Theorie der Integrale mit complexen Integrationswegen, die hypergeometrische Reihe, die elliptischen und, soweit es der Raum gestattet, die Abel’schen Functionen behandeln. Doch wird auch die Theorie der Functionen von Quaternionen gebührende Berücksichtigung finden.

The second Part of this work will contain the theory of functions of complex variables, and here too I intend to establish the basic concepts strictly and penetratingly, insofar as this will be possible in the present state of the science. I will limit myself almost exclusively to the functions of common complex variables, and besides the basic theory, Dirichlet’s Principle, Taylor’s Theorem etc., treat especially the theory of integrals with complex integral paths, the hypergeometric series, the elliptical and, as far as space allows, the Abelian functions. The theory of functions of quaternions will however receive due consideration.

Die Darstellung einer fundamentalen Disciplin, wie die hier behandelte, wird jederzeit nicht sowohl grosse Kenntnisse in den höchsten Theilen der Mathematik, als vielmehr eine gewisse Empfänglichkeit und Vorurtheilslosigkeit, überhaupt einen denkenden Leser voraussetzen müssen. Solche Leser werden vorliegende Schrift nicht nach aphoristischer Lecture einzelner Stellen, welche aus dem Zusammenhange gerissen, leicht fremdartig erscheinen oder unverständlich bleiben können, beurtheilen. Gerade die Leichtigkeit, mit welcher sich der scheinbar so heterogene Stoff den systematischen Ideen fügte, welche als rother Faden Alles durchziehen und der consequente Zusammenhang aller einzelnen Theile, ist mir die sicherste Garantie für die Richtigkeit und Angemessenheit meines, von dem gewöhnlichen zuweilen wesentlich abweichenden Gedankenganges gewesen.

The presentation of such a fundamental discipline as that treated here must always presuppose not only significant knowledge in the highest parts of mathematics but also a certain sensitivity and freedom from prejudice—in general, a thinking reader. Such readers will not judge the present work by the aphoristic perusal of individual passages which, when torn out of context, can easily appear alien or remain incomprehensible. The ease with which the apparently so heterogenous material joins itself to the systematic ideas which run through everything as the common thread, and the consistent connectedness of all the individual parts, has been for me the surest guarantee of the correctness and appropriateness of my thought process, although it occasionally deviates essentially from the usual one.

In den Naturwissenschaften zeigt sich in neuester Zeit das entschiedene Streben, aus der Welt des empirischen Details zu den grossen Principien aufzusteigen, welche alles Einzelne beherrschen und unter höheren Gesichtspunkten zu einem Ganzen vereinigen: das Streben nach einer, nicht von aussen octroyirten, sondern aus der Sache selbst fliessenden Philosophie der Natur. Auch auf dem Gebiete der Mathematik scheint sich ein verwandtes Bedürfniss, das in England stets rege gewesen ist, in unseren Tagen immer allgemeiner geltend zu machen. Der Wunsch, dies Bedürfniss zu erwecken und wenigstens in einem gewissen Umkreise zu befriedigen, hat auf mich bei Abfassung des vorliegenden Werkes einen wesentlichen Einfluss ausgeübt.

Recent times in the natural sciences have witnessed a determined striving to climb from the world of empirical details to the great principles which govern all individual things and unite them under higher points of view into a whole: the striving toward a philosophy of nature which is not forced from outside, but rather flows from the thing itself. In the domain of mathematics, too, a related need, which has always been alive in England, appears in our time to be making itself ever more generally felt. The desire to awaken this need and at least within a certain circumscribed area to gratify it has exerted on me an essential influence in the composition of the present work.

Universität Leipzig,
.
Dr. Hermann Hankel.

University of Leipzig,
.
Dr. Hermann Hankel.

Inhaltsverzeichnis Table of contents

I. Abschnitt. Exposition Chapter I. Exposition

II. Abschnitt. Allgemeine Formenlehre Chapter II. General Theory of Forms

III. Abschnitt. Die reellen Zahlen in ihrem formalen Begriffe Chapter III. The real numbers in their formal concept

IV. Abschnitt. Die reellen Zahlen in der Grössenlehre Chapter IV. The real numbers in the theory of magnitude

I. Abschnitt. Exposition Chapter I. Exposition

Reine Theorie, auf was für Objecte sie auch beziehen mag, hat überall die Aufgabe, deductiv aus gegebenen Relationen neue Beziehungen abzuleiten, die allerdings in den vorausgesetzten enthalten und mit ihnen gleichzeitig gesetzt sind, deren Erkenntniss aber infolge der Natur des menschlichen Geistes einen wissenschaftlichen Fortschritt begründet. Die rein formalen Wissenschaften, Logik und Mathematik, haben solche Relationen zu behandeln, welche unabhängig von dem bestimmten Inhalte, der Substanz der Objecte sind oder es wenigstens sein können. Der Mathematik fallen in’s Besondere diejenigen Beziehungen der Objecte zu einander zu, die den Begriff der Grösse, des Maasses, der Zahl involviren. Ueberall, wo diese Begriffe anwendbar sind, kann und wird Mathematik ohne ihren Charakter zu verändern eintreten, da sie unabhängig von den verglichenen Objecten und Substanzen selbst, rein jene Relationen der Grösse, des Maasses und der Zahl mit einander verknüpft.

Pure theory, no matter what sort of objects it may refer to, everywhere has the task of deriving from given relations new relationships which are indeed contained in the presupposed ones and set out at the same time as them, but cognition of which, in consequence of the nature of the human mind, constitutes a scientific advance. The purely formal sciences, logic and mathematics, treat of such relations which are, or at least could be, independent of the determinate content, the substance of the objects. To mathematics fall especially those relations of objects to one another which involve the concept of magnitude, of measure, of number. Everywhere where these concepts are applicable, mathematics, without changing her character, can and will step into the scene, for it conjoins those relations of magnitude, of measure, and of number purely with one another, independently of the compared objects and substances themselves.

§1. Die ganzen Zahlen und ihre thetischen Verbindungen §1. The whole numbers and their thetic combinations

Was es heisst, ein Object 1 mal, 2 mal, 3 mal … denken oder setzen, kann bei der principiellen Einfachheit des Begriffes der Setzung (Position) nicht definirt werden. Eine absolute, ganze Zahl 1,2,31, 2, 3\ldots sagt aus, es solle ein Object 1,2,31, 2, 3\ldots mal gesetzt werden, und es bedeutet 1e,2e,3e1e, 2e, 3e\ldots, das Resultat der wiederholten Position von ee. Jenes Object, welches willkührlich bleibt, kann Einheit genannt und an seine Stelle die absolute, numerische Einheit gesetzt werden, die man mit 1 bezeichnet. Man setzt dann 11,21,311 \cdot 1, 2 \cdot 1, 3 \cdot 1\ldots einfach gleich 1,2,3,1, 2, 3,\ldots und drückt so durch die Zahlzeichen zwei verschiedene, wenn auch nahe verwandte Begriffe aus. In der ersten Beziehung sind 1,2,3,1, 2, 3,\ldots Cardinalzahlen, indem sie das wie oft der Position bezeichnen und eine Forderung enthalten, in der zweiten sind sie Ordinalzahlen, welche die Stelle einer gewissen Vielheit in der geordneten Zahlenreihe und das Resultat der Verknüpfung von Einheiten bezeichnen. Entsprechend diesen beiden Bedeutungen gibt es zwei Verknüpfungsweisen der Zahlen.

What it means to think or posit an object 1 time, 2 times, 3 times… cannot be defined upon the concept of positing (Position) in its fundamental simplicity. An absolute, whole number 1,2,31, 2, 3\ldots expresses that an object should be posited 1,2,31, 2, 3\ldots times, and it means 1e,2e,3e1e, 2e, 3e\ldots, the result of the repeated positing of ee. That object, which remains arbitrary, can be called a unit and the absolute numerical unit can be posited in its place, which is signified with 1. One then simply sets 11,21,311 \cdot 1, 2 \cdot 1, 3 \cdot 1\ldots equal to 1,2,31, 2, 3\ldots and expresses thus with the number signs two distinct, though closely related, concepts. In the first relation, 1,2,31, 2, 3\ldots are cardinal numbers, in that they signify the how often of the positing and contain a postulate; in the second, they are ordinal numbers, which signify the position of a certain plurality in the ordered number series and the result of the conjoining of units. Corresponding to these two meanings there are two ways of conjoining numbers.

Addition. Denkt man sich die numerische Einheit aa mal, dann bb mal gesetzt, und fasst diese Setzungen in eins zusammen, so nennt man das Resultat die Summe der einzelnen Setzungen (a+b)(a + b). Die Addition zweier Zahlen besteht in demselben Processe, der zu ihrer Erzeugung selbst geführt hat und man sieht, dass die Summe und damit auch das zu ihrer Bezeichnung angewandte Symbol ++ den beiden Hauptgesetzen: a+(b+c)=(a+b)+c=a+b+c a + (b + c) = (a + b) + c = a + b + c a+b=b+a a + b = b + a unterliegen, von denen das erste als das der Associativität, das zweite als das der Commutativität bezeichnet wird. Die Addition ist eine eindeutige Operation, d. h. das Resultat der Addition (a+b)(a + b) ist ein bestimmtes; sie hat ferner die Eigenschaft, dass wenn ein Summand seinen Werth ändert, während der andere constant bleibt, dann sich jedesmal das Resultat der Operation ändert. Die hier angegebenen Eigenschaften der Addition sind ausreichend, um aus ihnen alle weiteren Folgerungen über Summenbildung abzuleiten, ohne dass man sich jemals dabei der realen Bedeutung der Addition erinnern müsste. Sie bilden insofern das System der Bedingungen, welche nöthig und ausreichend sind, um die Operation formal zu definiren.

Addition. If one thinks of the numerical unit posited aa times, then bb times, and combines these positings together into one, then the result is called the sum of the individual positings (a+b)(a+b). The addition of two numbers consists in the same process which led to the generation of the numbers themselves, and one sees that the the sum and also the the symbol ++ used to signify it is governed by two main laws a+(b+c)=(a+b)+c=a+b+c a + (b + c) = (a + b) + c = a + b + c a+b=b+a a + b = b + a the first of which is designated that of associativity, the second that of commutativity. Addition is a one-valued operation, i.e., the result of addition (a+b)(a+b) is a determinate one; it further has the property that if one summand changes its value while the other remains constant, then the result of the operation always changes. The properties of addition specified here are sufficient to derive all further consequences about sums, without ever needing to remind oneself of the real meaning of addition in doing so. In this sense they form the system of conditions which are necessary and sufficient to formally define the operation.

Multiplication. Die Multiplication besteht in der Verknüpfung einer Ordinalzahl bb mit einer Cardinalzahl aa und verlangt, dass bb aa mal genommen werden soll. Das Resultat dieser Operation, das Product aba \cdot b kann auch als diejenige Zahl angesehen werden, welche aus bb auf dieselbe Weise hervorgeht, wie aa aus der numerischen Einheit. Bilden wir jetzt ein Product durch bb maliges Vervielfachen der Ordinalzahl aa, so ist es keineswegs selbstverständlich, sondern bedarf eines Beweises, dass ab=ba a \cdot b = b \cdot a also das commutative Gesetz gilt. Dieser Beweis kann durch eine im Grunde geometrische Construction in einer Ebene ebenso leicht geführt werden*), als im Raume der Beweis für das associative Gesetz: a(bc)=(ab)c a \cdot (b \cdot c) = (a \cdot b) \cdot c wobei man darauf achten mag, dass bald von dem ordinalen, bald von dem cardinalen Begriffe der Zahl Gebrauch gemacht wird.

Multiplication. Multiplication consists in the conjoining of an ordinal number bb with a cardinal number aa and requires that bb should be taken aa times. The result of this operation, the product aba\cdot b, can also be seen as that number which arises out of bb in the same way that aa arises out of the numerical unit. If we now form a product via a bb-many reproduction of the ordinal number aa, then it is in no way obvious, but rather requires a proof, that ab=ba a \cdot b = b \cdot a that is, that the commutative law is valid. This proof can be carried out just as easily through a fundamentally geometrical construction in a plane*) as the proof in space for the associative law: a(bc)=(ab)c a \cdot (b \cdot c) = (a \cdot b) \cdot c though it might be noted that use is soon made here of the ordinal and of the cardinal concept of number.

Die Multiplication hängt ihrem Begriff nach mit der Addition eng zusammen, denn es ist allgemein: (b+c)a=ba+ca,a(b+c)=ab+ac; (b+c)a = ba + ca, a(b+c) = ab + ac; — eine Eigenschaft, welche man die distributive**) nennt. Fügen wir noch hinzu, dass 1a=a1a = a ist und die Multiplication hinsichtlich der Eindeutigkeit ebenso beschaffen ist wie die Addition, so hat man ihre fundamentalen Eigenschaften erschöpft, und mit diesen zugleich ihre formale Definition gegeben.

Multiplication is, in its concept, closely associated with addition, for it is generally so that: (b+c)a=ba+ca,a(b+c)=ab+ac; (b+c)a = ba + ca, a(b+c) = ab + ac; — which one calls the distributive**) property. If we add to this that 1a=a1a = a and that multiplication is constituted in the same way as addition with respect to one-valuedness, then one has thus exhausted their fundamental properties, and with these at the same time given their formal definition.

Potenzirung. Die Potenzirung ist eine Operation, welche aus der Multiplication ebenso hervorgeht, wie diese aus der Addition. Unter aba^b versteht man den Factor aa, bb mal gesetzt. Was die Gesetze dieser Operation betrifft, so findet das commutative Princip nicht statt, denn aba^b ist von bab^a im Allgemeinen verschieden; auch das associative Gesetz nicht, denn es ist a(bc) von (ab)c a^(b^c) \mbox{ von } (a^b)^c verschieden. Es ist aber (a)bc=(ab)c (a)^{bc} = (a^b)^c (bc)a=baca (bc)^a = b^a c^a ab+c=abac a^{b+c} = a^b a^c und diese Gleichungen repräsentiren das distributive Princip bei dieser Operation.

Exponentiation. Exponentiation is an operation which arises in the same way out of multiplication as the latter does out of addition. By aba^b one understands the factor aa posited bb times. With regard to the laws of this operation, the commutative principle does not hold, for aba^b is in general distinct from bab^a; likewise the associative law does not hold, for a(bc) is distinct from (ab)c a^(b^c) \mbox{ is distinct from } (a^b)^c It is however the case that (a)bc=(ab)c (a)^{bc} = (a^b)^c (bc)a=baca (bc)^a = b^a c^a ab+c=abac a^{b+c} = a^b a^c and these equations represent the distributive principle for this operation.

Die Wiederholung der Potenzirung liefert wieder eine neue Operation. Nimmt man nämlich zunächst aa welches auch mit a1a_1 bezeichnet werden kann, und erhebt es auf die a1a_1te Potenz, so erhält man aaa^a, welches etwa als a2a_2 bezeichnet werden möge. Erhebt man dann aa auf die a2a_2te Potenz und nennt das Resultat a3a_3, so dass a3=aa2=a(aa) a_3 = a^{a_2} = a^{(a^a)} a4=aa3=a(a(aa)) a_4 = a^{a_3} = a^{(a^{(a^a)})} ...... . . . . . . so erhält man allgemein aba_b als eine neue Operation, deren weitere Untersuchung sich indess bis jetzt in der Wissenschaft nicht als nothwendig erwiesen hat.

Repetition of exponentiation once again delivers a new operation. If one takes aa, which can also be designated a1a_1, and raises it to the a1a_1th power, aaa^a results, which may be designated a2a_2. If one then raises aa to the a2a_2th power and calls the result a3a_3, so that a3=aa2=a(aa) a_3 = a^{a_2} = a^{(a^a)} a4=aa3=a(a(aa)) a_4 = a^{a_3} = a^{(a^{(a^a)})} ...... . . . . . . one obtains generally aba_b as a new operation, the further investigation of which has, however, up to now not proven necessary in science.

§2. Die lytischen Operationen, Erweiterung des Begriffes der Zahlen §2. The lytic operations, Extension of the concept of numbers

Die vorstehenden Operationen nenne ich thetische im Gegensatze zu den lytischen, welche durch Umkehrung aus ihnen hervorgehen.

Subtraction. Negative Zahlen. In einer Gleichung a+b=ca + b = c war bisher die Summe cc aus den beiden als bekannt vorausgesetzten Gliedern a,ba, b abgeleitet. Man kann jetzt fragen, welchen Werth muss xx haben, damit x+b=cx + b = c. Nach den oben bemerkten Eigenschaften der Summe gibt es nur Einen Werth von x, für welchen x+b=cx + b = c, und den man mit x=cbx = c - b bezeichnet.

Die Operation, welche xx aus x+b=cx + b = c finden lehrt, heisst Subtraction, und ist keine andere, wenn man b+x=cb + x = c als die aufzulösende Gleichung ansieht.

Man hat hienach die Identität oder die zur Definition des Zeichen - dienende Gleichung (cb)+b=c (c - b) + b = c und kann alle bekannten Rechnungsregeln, welche sich auf die additive und subtractive Verbindung von Zahlen beziehen, mit Hülfe dieser Gleichung und der angegebenen Eigenschaften der Addition ableiten.

Es liegt auf der Hand, dass es, wenn b>cb > c ist, keine Zahl xx in der Reihe 1,2,31, 2, 3\ldots gibt, welche die betreffende Aufgabe löst: die Subtraction is dann unmöglich. Nichts hindert uns jedoch, dass wir in diesem Falle die Differenz cbc - b als ein Zeichen ansehen, welches die Aufgabe löst und mit welchem genau so zu operiren ist, als wenn es eine numerische Zahl aus der Reihe 1,2,31, 2, 3\ldots wäre.

It is immediate that, if b>cb > c, there is no number in the series 1,2,31, 2, 3\ldots which solves the problem given: the subtraction is then impossible. Nothing hinders us, however, from looking at the difference cbc - b in this case as a sign which solves the problem and with which one can operate exactly as if it were a number from the series 1,2,31, 2, 3\ldots.

Die der Variabilität von bb und cc wegen scheinbar doppelte Reihe von Zahlen, welche so entsteht, kann leicht auf eine einfache zurückgeführt werden: denkt man sich eine Zahl 00, welche die Eigenschaft hat, dass a+0=aa + 0 = a sei, was auch aa bedeute, so hat man aa=0a - a = 0, und schreibt man nun statt 0a0 - a einfach a-a, so kann cb=ac - b = -a gesetzt werden.

Indem wir so neue negative Zahlen einführen, welche sich durch die Vorsetzung des -, von den bisher allein betrachteten, durch Position eines Objectes entstandenen, positiven Zahlen unterscheiden, müssen wir offenbar den Begriff der Zahl, wie er oben gefasst wurde, erweitern. Es kann dies etwa geschehen, indem wir eine Zahl definiren als das Zeichen der Forderung einer Operation, welche an einem irgend welchen Objecte vorzunehmen ist und zugleich als das aus der Erfüllung jener Forderung Resultirende, wenn jenes Object durch die numerische Einheit ersetzt wird. So bedeutet 3 oder +3+3 die 3 malige Position eines Objectes, 0 die absolute Aufhebung der Position, die man etwa sich so hergestellt denken kann, dass man ein Object zunächst 1 mal setzt und dann diese Setzung wieder aufhebt, so dass 0 kein Object dieser Art bezeichnet. Man sieht aber nicht, wie unter 3-3 eine reale Substanz verstanden werden kann, wenn das ursprünglich gesetzte Object eine solche ist, und würde im Rechte sein, wenn man 3-3 als eine nicht reelle, imaginäre Zahl als eine falsche bezeichnete. Positive und negative Zahlen können nur da eine Anwendung finden, wo das Gezählte ein Entgegengesetztes hat, was mit ihm vereinigt gedacht der Vernichtung gleich zu stellen ist. Genau besehen, findet diese Vorausssetzung nur da Statt, wo nicht Substanzen (für sich denkbare Gegenstände) sondern Relationen zwischen je zweien Gegenständen das Gezählte sind. Postulirt wird dabei, dass diese Gegenstände auf eine bestimmte Art in eine Reihe geordnet sind, z. B. AA, BB, CC, DD…, und dass die Relation des AA zu BB als der Relation des BB zu CC u. s. w., gleich betrachtet werden kann. Hier gehört nun zu dem Begriff der Entgegensetzung nichts weiter als der Umtausch der Glieder der Relation, so dass wenn die Relation (oder der Uebergang von AA zu BB) als +1+1 gilt, die Relation von BB zu AA als 1-1 dargestellt werden muss. Insofern also eine solche Reihe auf beiden Seiten unbegrenzt ist, repräsentirt jede reelle ganze Zahl die Relation eines beliebig als Anfang gewählten Gliedes zu einem bestimmten Gliede der Reihe.*) So sieht man, dass die Operation, als deren Ausdruck wir vorhin eine Zahl ansahen, darin besteht, zwei Objecte (Substanzen) unter einander in Beziehung zu setzen und obige Erklärung der Zahl wird daher jetzt so gefasst werden können:

In introducing such new negative numbers, which are distinguished through the prefixing of - from the positive numbers, which arise through the positing of an object and which up to now we have considered alone, we must clearly extend the concept of number as it was understood above. This can for example take place by defining a number as the sign of the postulation of an operation which is to be carried out on any arbitrary object and at the same time as that resulting from the fulfillment of that postulate when that object is replaced with the numerical unit. Thus 3 or +3+3 means the positing of an object three times, 0 the absolute cancellation of this positing, which can be thought of as produced like: one first places an object 1 time and then cancels this placing, so that 0 signifies no object of this type. One cannot however see how a real substance can be understood by 3-3, if the originally placed object is such an object, and would be within his rights if he were to designate 3-3 as a non-real, imaginary number, as a false one. Positive and negative numbers can only find an application where what is numbered has an inverse which, when imagined unified with it, is to be set equal to its cancellation. Looked at precisely, this condition only takes place where what is numbered are not substances (objects thinkable for themselves), but rather relations between pairs of objects. In that case it is postulated that these objects are ordered in a series in a certain way, e.g. AA, BB, CC, DD…, and that the relation of AA to BB can be considered the same as the relation of BB to CC, etc. Nothing more belongs here to the concept of inverse than the exchange of the members of the relation, so that when the relation (or the passage from AA to BB) is taken to be +1+1, the relation from BB to AA must be depicted as 1-1. Insofar as such a series is unlimited on both sides, every whole real number represents the relation of one member, arbitrarily chosen as the starting point, to a certain other member of the series.*) Thus one sees that the operation, whose expression we earlier looked at as a number, can be understood as putting two objects (substances) in relation to each other, and the above explanation of number thus becomes:

Die Zahl ist der begriffliche Ausdruck der gegenseitigen Beziehung zweier Objecte, soweit dieselbe quantitativen Messungen zugänglich ist.

Number is the conceptual expression of the mutual relation of two objects, so far as this relation is accessible to quantitative measurements.

Die eigentlich quantitativen Resultaten solcher Messungen finden ihre Darstellung überall in den absoluten ganzen Zahlen; wenn aber eine Zahl so beschaffen ist, dass sie mehrere solche absolute Zahlen als Elemente enthält, so heisst sie eine zusammengesetzte oder complexe Zahl, die durch ihre Zusammensetzung zugleich angibt, in welcher Weise diese quantitativen Verhältnisse an den Objecten und ihrer Relation zur Erscheinung kommen.

The actually quantitative results of such measurements find their representation everywhere in the absolute whole numbers; but if a number is so constituted that it contains several such absolute numbers as elements, it is called a compound or complex number, which by its composition at the same time specifies the way these quantitative relationships make their appearance in the objects and in their relation.

Will man die häufig gestellte Frage beantworten, ob eine gewisse Zahl möglich oder unmöglich sei, so muss man sich zunächst über den eigentlichen Sinn dieser Frage klar werden. Ein Ding, eine Substanz, die selbständig ausserhalb des denkenden Subjectes und der sie veranlassenden Objecte existirte, ein selbständiges Princip, wie etwa bei den Pythagoreern, ist die Zahl heute nicht mehr. Die Frage von der Existenz kann daher nur auf das denkende Subject oder die gedachten Objecte, deren Beziehungen die Zahlen darstellen, bezogen werden. Als unmöglich gilt dem Mathematiker streng genommen nur das, was logisch unmöglich ist, d.h. sich selbst widerspricht. Dass in diesem Sinne unmögliche Zahlen nicht zugelassen werden können, bedarf keines Beweises. Sind aber die betreffenden Zahlen logisch möglich, ihr Begriff klar und bestimmt definirt und also ohne Widerspruch, so kann jene Frage nur darauf hinaus kommen, ob es im Gebiete des Realen oder des in der Anschauung Wirklichen, des Actuellen ein Substrat derselben, ob es Objecte gebe, an welchen die Zahlen, also die intellectuellen Beziehungen der bestimmten Art zur Erscheinung kommen. In diesem Sinne konnte man, wenn hier ein im Folgenden weiter zu erläuterndes Beispiel anticipirt wird, die aus 1\sqrt{1} zusammengesetzten Zahlen solange unmögliche nennen, als man keinerlei anschauliche Darstellung derselben kannte, und gibt es noch heute Zahlen dieser Art. Nachdem aber die Zahlen a+b1a + b\sqrt{-1} eine geometrische Darstellung gefunden haben, und ihre Operationen geometrisch gedeutet worden sind, kann man in keiner Weise dieselben als unmögliche bezeichnen; sie sind ganz von derselben Realität als die positiven und negativen Zahlen, wenn auch letztere zahlreichere Substrate in der Anschauung finden, und in vielen Fällen im Wirklichen dargestellt oder möglich gemacht werden können, wo die in der Zahl a+b1a + b\sqrt{-1} ausgesprochene Beziehung nicht realisirt werden kann.

If one wants to answer the frequently put question of whether a certain number is possible or impossible, one must first get clear about the actual sense of this question. Number today is no longer a thing, a substance, which exists independently apart from the thinking subject and from the objects which give rise to it, an independent principle such as the Pythagoreans considered. The question of existence can therefore only be related to the thinking subject or to the objects thought, whose relations the numbers present. The mathematician counts as impossible in the strict sense only what is logically impossible, i.e., what is self-contradictory. That numbers which are impossible in this sense cannot be admitted needs no proof. If however the numbers under consideration are logically possible, their concept clear and determinately defined and thus without contradiction, that question can only come to this: whether there is in the domain of the real or of the actual in intuition, of the Actual, a substrate for them; whether there are objects in which the numbers, i.e. intellectual relations of a certain sort, make their appearance. In this sense, to anticipate an example to be elaborated in what follows, one was once able to call the numbers combined from 1\sqrt{-1} impossible, so long as no intuitive representation of them was known, and there are still numbers of this sort today. But after the numbers a+b1a + b\sqrt{-1} have found a geometric representation, and their operations have been geometrically interpreted, one can in no way call them impossible; they have exactly the same reality as the positive and negative numbers, even if the latter find several substrates in intuition, and in many cases can be presented in reality, or made possible, where the relation expressed in the number a+b1a + b\sqrt{-1} cannot be realized.

Um aller Unklarheit der Begriffe, die so leicht aus der Unbestimmtheit der Benennung hervorgeht, zu entgehen, wird man gut thun, solche Zahlen, deren Begriff ein vollkommen bestimmter ist, die aber einer irgend welchen Construction in der Anschauung nicht fähig sind, transcendente, rein mentale, rein intellectuelle oder rein formale zu nennen im Gegensatz zu den actuellen*) Zahlen, welche in der Lehre von den wirklichen Grössen und ihrer Verknüpfung ihre Repräsentation finden. Solche Zahlen, welche zwischen beiden in der Mitte stehen, von denen man eine vollständige Definition geben, aber im Allgemeinen und von vornherein nicht wissen kann, ob sie einer anschaulichen Darstellung unterzogen werden können, mag man potentielle nennen, insofern sie zu actuellen gemacht werden können, oder intellectuelle, mentale, insofern sie zunächst nur gedacht aber nicht angeschaut werden sollen, oder formale schlechthin, insofern in ihnen nur eine gewisse formale Beziehung zum Ausdrucke kommt. Dass dieser Gegensatz zwischen den transscendenten und actuellen Zahlen in seiner Vermittelung durch die formalen Zahlen, kein starrer, sondern ein fliessender ist, wird sich im Folgenden klar genug herausstellen.

To avoid all unclarity of the concepts, which so easily arises from the indeterminateness of application, one does well to call such numbers — the concept of which is completely determinate, but which are not capable of any construction in intuition — transcendent, purely mental, purely intellectual or purely formal, in contrast to the Actual*) numbers which find their representation in the theory of actual magnitudes and their combination. Those numbers which stand in the middle between these two, of which one can give a complete definition, but cannot know in general and in advance whether they can be subjected to an intuitive presentation, one might call ‘potential’, insofar as they can be made Actual, or purely intellectual, mental, insofar as they can at first only be thought, but not intuited, or simply formal, insofar as only a certain formal relation comes to expression in them. That this opposition between the transcendent and Actual numbers in its mediation through the formal numbers is not a fixed one, but rather meandering, will be shown clearly enough in the following.

Division und gebrochene Zahlen. Die Lysis der multiplicativen Thesis, die Division schliesst die Reihe der arithmetischen Fundamentaloperationen, der 4 Species, zu der wir die Addition, Subtraction, Multiplication, Division zählen, ab. Die Anwendung dieser 4 Species auf irgend welche Zahlen nennt man rechnen.

Division and fractional numbers. The lysis of the multipicative thesis, division completes the series of the four fundamental arithmetical operations, the 4 speciesA, to which we count addition, subtraction, multiplication, and division. The application of these 4 species to arbitrary numbers is called calculation.

Die Division besteht in der Aufgabe, aus einer Gleichung xa=b x \cdot a = b das xx zu bestimmen, wenn a,ba, b ganze Zahlen sind. Es leuchtet ein, dass es nicht immer möglich ist, das xx, sowie es bis jetzt zulässig ist, als ganze Zahl zu bestimmen. Soll also die Division unter jeder Bedingung möglich gemacht werden, so müssen wir unser Zahlengebiet erweitern und in dasselbe neue Zahlen aufnehmen, welche durch: x=ba x = \frac{b}{a} bezeichnet werden, so dass baa=b \frac{b}{a} a = b ihre Definition enthält. Letztere Verknüpfung aber, durch welche diese Zeichen einer zunächst unausführbaren Operation definirt werden, die Multiplication, verliert ganz ihre früher festgesetzte Bedeutung der wiederholten Setzung einer gewissen Reihe von Einheiten, wenn xx keine ganze Zahl ist. Was also ist die Bedeutung der letzten Gleichung?

Division consists in the problem of determining the xx out of an equation xa=b x \cdot a = b if a,ba, b are whole numbers. It is manifest that it is not always possible to determine the xx, as has been admissible so far, as a whole number. So if division should be made possible under every condition, then we must extend our domain of numbers and accept new numbers into it which are designated by x=ba x = \frac{b}{a} so that baa=b \frac{b}{a} a = b contains their definition. The latter operation, however, through which these signs of an operation which at first cannot be carried out are defined, multiplication, now loses entirely the meaning earlier laid down of repeated positing of a certain series of units, when xx is not a whole number. What, then, is the meaning of the latter equation?

Diesen gebrochenen Zahlen, welche zunächst als reine Zeichen auftreten, kann in vielen Fällen eine actuelle Bedeutung beigelegt werden. Denkt man sich nämlich die Einheit +1+1 als in aa Theile zerlegbar, deren einer 1a\frac{1}{a} ist, so kann der reale Begriff der Multiplication, wie er früher für ganze Zahlen, d. h. für wirkliche gesetzte Objecte gegeben war, auf diese neuen Objecte auch angewandt werden und man kann unter b1a=ba b \frac{1}{a} = \frac{b}{a} den bb mal gesetzten Theil 1a\frac{1}{a} verstehen. Dadurch ist die Bedeutung von 1ab\frac{1}{a} b noch nicht bestimmt, und wird es erst, wenn wir unter einer solchen Multiplication von 1a\frac{1}{a} in bb die Operation verstehen, durch welche bb in aa Theile zerlegt wird; dann wird in der Anschauung der Beweis geliefert werden können, dass 1ab=b1a=ba \frac{1}{a} \cdot b = b \cdot \frac{1}{a} = \frac{b}{a} und daher das commutative Princip gilt. Dabei ist aber zu bemerken, dass eine neue Definition der Multiplication in letzterem Falle ausdrücklich gegeben werden musste und so gewählt würde, dass dieselben Gesetze, wie zuvor für ganze Zahlen, auch bei der Multiplication von Brüchen gelten. Die gebrochenen Zahlen, weil ihnen an solchen Substanzen oder Relationen, welche einer wirklichen Theilung fähig sind, eben diese Theile entsprechen, sind von Alters her als reale bezeichnet worden, obgleich es unzählig viele Dinge (Individuen) gibt, welche eine Theilung ihrem Begriffe nach gar nicht zulassen.

To these fractional numbers, which appear at first as pure signs, can be attached in many cases an Actual meaning. If one thinks the unit +1+1 as divisible into aa parts, of which one is 1a\frac{1}{a}, then the real concept of multiplication, as it was given earlier for whole numbers, i.e. for actual posited objects, can also be applied to these new objects, and one can understand by b1a=ba b \frac{1}{a} = \frac{b}{a} the part 1a\frac{1}{a} posited bb times. The meaning of 1ab\frac{1}{a} b is not however not determined by this, and will only be determined if we understand by such a multiplication of 1a\frac{1}{a} in bb that operation through which bb is divided in aa parts; then the proof can be delivered in intuition that 1ab=b1a=ba \frac{1}{a} \cdot b = b \cdot \frac{1}{a} = \frac{b}{a} and thus the commutative principle is valid. Here is must be remarked that a new definition of multiplication in the latter case had to be explicitly given and was so chosen that the same laws are valid for the multiplication of fractional numbers as earlier for whole numbers. The fractional numbers, because these parts correspond to them in such substances or relations which are capable of an actual division, have since antiquity been referred to as real, although there are innumerable things which according to their concept do not admit of a division at all.

Eben dieser Umstand, der in ganz gleicher Weise den Begriff des Negativen gefährdet, insofern jener umkehrbare Gegensatz nicht in allen physischen Grössengebieten vorhanden ist, weist zur Genüge daraufhin, dass der Gesichtspunkt, aus dem wir bisher die negativen und gebrochenen Zahlen betrachtet haben, nicht der einer reinen Theorie ist, welche von dem Inhalte der zu verknüpfenden Objecte unabhängig ist. Jene eines wirklichen Gegensatzes fähigen Relationen, diese wirklichen Theile eines theilbaren Objectes sind nur gewissen Verhältnissen entsprechende concrete Bilder, deren Existenz auf zufälligen, aus der specifischen Natur des bestimmten Concreten hervorgehenden Bedingungen beruht. Jene allgemeinen formalen Verhältnisse, deren Möglichkeit von der Beschränktheit unserer empirischen Anschauungen unabhängig ist, und die man, insofern sie die Bedingung der Möglichkeit realer Verhältnisse einschliessen, transscendentale oder potentielle nennen kann, werden auch nicht an realen Objecten, sondern an intellectuellen oder an Relationen solcher betrachtet werden müssen, wenn wir uns von der Zufälligkeit des Wirklichen befreien wollen. Die Bedingung zur Aufstellung einer allgemeinen Arithmetik ist daher eine von aller Anschauung losgelöste, rein intellectuelle Mathematik, eine reine Formenlehre, in welcher nicht Quanta oder ihre Bilder, die Zahlen verknüpft werden, sondern intellectuelle Objecte, Gedankendinge, denen actuelle Objecte oder Relationen solcher entsprechen können, aber nicht müssen.

Just this circumstance, which endangers the concept of the negative in exactly the same way, in that that reversible opposition is not present in all domains of physical magnitudes, provides sufficient evidence that the perspective from which we have so far considered the negative and fractional numbers is not one of pure theory which is independent of the content of the objects to be conjoined. Those relations capable of a real opposition, these real parts of a divisible object, are only concrete images corresponding to certain relations, whose existence is based on accidental conditions resulting from the specific nature of the determinate concrete thing. Those general formal relations whose possibility is independent of the limitations of our empirical intuition, and which one can call transcendental or potential insofar as they include the condition of the possibility of real relations, will need to be considered not in real objects, but rather in relations of such objects, if we want to free ourselves from the contingency of the real. The condition for the establishment of a general arithmetic is therefore a purely intellectual mathematics detached from all intuition, a pure theory of form, in which not quantitiesA or their images, the numbers, are conjoined, but rather intellectual objects, thought-things, to which Actual objects or relations of such objects can, but need not correspond.

§3. Princip der Permanenz formaler Gesetzte §3. The principle of permanence of formal laws

Es seien aa, bb, cc… irgend welche in der Anschauung vorhandene oder mentale Objecte oder Relationen von Objecten, so kann man sich etwa aa und bb auf irgend eine Weise rein begrifflich und formal miteinander verknüpft denken und als Resultat der Verknüpfung ein neues Object oder eine neue Relation cc ansehen, welche, weil sie in allen weiteren Schlüssen an Stelle der beiden Glieder aa, bb, insofern sie verknüpft sind, treten kann, gleich der Verknüpfung genannt werden soll. Geschieht jene Verknüpfung auf gesetzmässige Weise, und unterliegt sie gewissen Regeln, so übersieht man von vornherein, dass zwischen den Resultaten verschiedener Verknüpfungen neue Beziehungen stattfinden können, welche die Folgen der ursprünglich gesetzten sind, und aus letzteren durch logische Schlüsse abgeleitet werden können, die von der Natur der verknüpften Objecte gänzlich unabhängig sind. Wie wir die Regeln der rein formalen Verknüpfungen, d.h. der mit den mentalen Objecten vorzunehmenden Operationen definiren, steht in unserer Willkühr, nur muss eine Bedingung als wesentlich festgehalten werden: nämlich dass irgend welche logische Widersprüche in denselben nicht implicirt sein dürfen. Um überzeugt sein zu können, dass bei keiner irgend welchen Zusammensetzung der Verknüpfungen ein solcher Widerspruch auftreten kann, werden wir die Regeln selbst so unabhängig von einander halten müssen, dass keine in die andere übergreift: wir werden uns auf die absolut zureichenden beschränken müssen.

If aa, bb, cc… are objects or relations of objects which are mental or available in intuition, one can think for instance aa and bb conjoined in some way purely conceptually and formally with one another and regard a new object or new relation cc as the result of this operation, which, because it in all further conclusions can take the place of the two members aa, bb insofar as they are conjoined, should be called equal to the conjunction. If this conjoining happens in a law-like way and is subject to certain rules, then one sees from the beginning that between the results of different operations new relations can take place which are the consequences of those originally posited, and can be derived from the latter via logical inferences which are completely independent of the nature of the objects conjoined. How we define the rules of purely formal operations, i.e., of carrying out operations with mental objects, is our arbitrary choice, except that one essential condition must be adhered to: namely that no logical contradiction may be implicated in these same rules. In order to be convinced that such a contradiction cannot arise from any combination of these operations, we will have to keep the rules independent of each other in such a way that no rule interferes with another: we will have to limit ourselves to the absolute minimum that suffices.

Es ist klar, dass ein System von solchen mentalen Operationen aufgestellt werden kann, in welchem die Objecte und die Operationen, welchen sie unterworfen sind, ausreichend und nicht mehr als ausreichend definirt sind, welches aber, da es ohne Rücksicht auf irgend subordinirte actuelle Beziehungen aufgestellt ist, ohne jede Interpretation seiner Resultate, und ohne Anwendung, ein leeres bleibt. Um daher nicht ins Abstruse zu verfallen, werden wir die Operationen mit mentalen Objecten solchen formalen Regeln unterwerfen, dass sie die actuellen Operationen an anschaulichen Objecten und den deren Verhältnisse ausdrückenden Zahlen als untergeordnete in sich enthalten können. Die gemeine Arithmetik, die wesentlich mit einfachen gleichartigen Grössen operirt, und sich als arithmetica numerosa der concreten Zahlzeichen oder auch als arithmetica universalis oder speciosa concret allgemeiner Zeichen (species nach Vieta) z. B. der Buchstaben bedient, hat uns vorstehends ein System von Regeln kennen gelehrt, welche in der That den verlangten Charakter der vollkommenen Independenz unter einander haben. Diese werden wir zum Leitfaden nehmen und Operationen formal so bestimmen, dass die Resultate in die der gewöhnlichen Arithmetik übergehen, wenn an Stelle der mentalen Objecte, an denen operirt wird, solche in der Anschauung existirende Objecte getreten sind, deren gegenseitige Relationen durch gemeine Zahlen ausgedrückt werden.

It is clear that a system of such mental operations can be set up in which the objects and the operations to which they are subjected are defined sufficiently, and not more than sufficiently, but which, because it is set up without consideration of any subordinate Actual relations, remains an empty system, without any interpretation of its results and without application. In order not to fall into the abstruse, we will subject the operations with mental objects to formal rules such that they can contain in themselves as instances the Actual operations on intuitive objects and on the numbers which express their relations. Common arithmetic, which essentially operates with magnitudes of the same type, and which as arithmetica numerosa makes use of the concrete number-signs, or as arithmetica universalis or speciosa of the general signs (species, for Vieta) e.g. of letters, has taught us acquaintance with the system of rules above, which in fact have the required character of complete independence from each other. We will take these as guides and formally determine operations such that the results transform into those of the usual arithmetic, if, in place of the mental objects operated upon, objects existing in intuition are taken whose mutual relations are expressed through common numbers.

Der hierin enthaltene hodegetische Grundsatz kann als das Prinzip der Permanenz der formalen Gesetze bezeichnet werden und besteht darin: Wenn zwei in allgemeinen Zeichen der arithmetica universalis ausgedrückte Formen einander gleich sind, so sollen sie einander auch gleich bleiben, wenn die Zeichen aufhören, einfache Grössen zu bezeichnen, und daher auch die Operationen einen irgend welchen anderen Inhalt bekommen.

The guiding principle contained herein can be referred to as the Principle of Permanence of Formal Laws and consists in the following: if two forms expressed in the general signs of arithmetica universalis are equal to one another, then they shall also remain equal to each other whenever the signs cease to signify simple magnitudes, and thus the operations also acquire some other content.

Dies Princip wird im Folgenden unsere Schritte leiten; es darf aber in seiner Allgemeinheit nicht ohne Weiteres und überall verwandt werden; wir werden es überall nur zur Definition der nothwendigen und hinreichenden Regeln, soweit diese von einander unabhängig sind, anwenden dürfen. Jedoch werden wir uns durch dasselbe nicht allzusehr beschränken lassen, namentlich die Commutativität unserer Operationen nicht unbedingt voraussetzen, da es sich als wissenschaftliche Nöthwendigkeit gezeigt hat, Operationen zu betrachten, welche allen Regeln der arithmetischen Multiplication nur mit Ausnahme jener entsprechen.

This principle will guide our steps in the following; it may not, however, be applied everywhere in its complete generality and without qualification; we will only be allowed to apply it to the definition of the necessary and sufficient rules, insofar as these are independent of one another. We will however not allow ourselves to be restricted by this principle, and in particular will not necessarily presuppose the commutativity of our operations, since it has proven to be a scientific necessity to consider operations which correspond to all the rules of arithmetical multiplication with the exception of that one.

Die rein formale Mathematik, deren Principien wir hier dargelegt haben, besteht nach eben diesen nicht in einer Verallgemeinerung der gewöhnlichen Arithmetik; sie ist eine durchaus neue Wissenschaft, deren Regeln durch letztere nicht bewiesen, sondern nur exemplificirt werden, indem die formalen Operationen, auf actuelle Zahlen angewandt, dieselben Resultate geben, als die anschaulichen Operationen der gemeinen Arithmetik. In letzterer bestimmen die Definitionen der Operationen ihre Regeln, in ersterer die Regeln den Sinn der Operationen, oder anders zu reden, sie geben die Anweisung zu ihrer Interpretation und ihrem Gebrauch.

Pure mathematics, whose principles we have presented here, does not according to these principles consist in a generalization of the usual arithmetic; it is a completely new science, whose rules are not proven by the latter, but only exemplified in it, in that the formal operations, applied to Actual numbers, give the same results as the intuitive operations of common arithmetic. In the latter, the definitions of the operations determine its rules; in the former, the rules determine the sense of the operations, or put differently, they give the instructions for their interpretation and their use.

Es hat die Formenlehre nicht allein den engen Zweck, die gewöhnliche arithmetica universalis mit ihren ganzen, gebrochenen, irrationalen, negativen und imaginären Grössen zu erläutern und streng zu deduciren, sondern sie erweist sich mit ihrem Principe der Permanenz zugleich als eminent fruchtbar für den ganzen Organismus der Mathematik.

The theory of forms does not merely have the narrow goal of elucidating and rigorously deducing the usual arithmetica universalis with its whole, rational, irrational, negative and imaginary magnitudes; rather, with its Principle of Permanence it shows itself at the same time to be eminently fruitful for the entire organism of mathematics.

Es ist schwierig schon an dieser Stelle die ganze Wichtigkeit jenes Principes nachzuweisen; doch mag wenigstens einiges hier angedeutet werden:

It is difficult to make the entire importance of that principle evident at this early stage; but at least a few points can be indicated here:

Die reine Theorie der complexen Zahlen beruht auf diesem Princip, das uns zur Statuirung der an sich willkührlichen Verknüpfungs-Gesetze solcher einen Leitfaden liefert. Der Unterschied der complexen Zahlensysteme beruht auf particulären, neben den allgemeinen Gesetzen zulässigen Bestimmungen, in denen eben der Charakter des Zahlensystemes ausgesprochen ist. Doch können wir auf weitere allgemeine Erörterung dieses Punktes hier um so leichter verzichten, als das ganze vorliegende Werk seiner Entwickelung gewidmet ist.

The pure theory of the complex numbers is based on this principle, which provides a guideline to us for the determining their laws of operation. The distinction between complex number systems is based on particular determinations, admissible alongside the general laws, in which the character of the number system is expressed. But here we can refrain from further discussion of this point, as the entire present work is dedicated to its development.

Aber noch mehr: Man kann auch auf räumliche Objecte (Punkte, Strecken, Flächen- und Körperräume) Operationen anwenden, welche denen der gemeinen Arithmetik entsprechen, und die sich in überraschender Weise den natürlichen Gesetzen räumlicher Transformationen und Bewegungen anschliessen.

But further: one can apply operations to spatial objects (points, segments, surfaces and solids) which correspond to those of common arithmetic, and which couple themselves in a surprising way to the natural laws of spatial transformations and motions.

Auch die Mechanik ist der reinen Formenlehre untergeordnet, insofern ihre Objecte (Kräfte, Kräftepaare, Momente) nicht allein ihren Operationen unterzogen werden können, sondern auch in diesen der natürliche, nothwendige Ausdruck mechanischer Beziehungen (Zusammensetzung von Kräften, Kräftepaaren, in der Ebene und dem Räume) gefunden wird.

Even mechanics is subordinate to the pure theory of forms, not only insofar as its objects (forces, pairs of forces, momenta) can be subjected to its operations, but also in that the natural, necessary expression of mechanical relations (combination of forces, pairs of forces, in the plane and in space) is found in them.

So erweisen sich denn, wie der Verlauf unserer Entwickelungen im Einzelnen darthun wird, die formalen Gesetze, wie sie die arithmetischen Operationen zeigen, als von weitreichender Bedeutung; das Princip der Permanenz nicht als ein specielles oder nur hodegetisches, sondern als ein metaphysisches, das mit unserer ganzen Anschauung auf das engste verknüpft ist; die formale Mathematik aber, zu der wir von jenen Elementaroperationen durch dieses Princip aufsteigen, als eine fundamentale Disciplin, welcher ebensowohl die Lehre von der Verknüpfung der Grössen in abstracto, als derer in der räumlichen Anschauung, als der mechanischen Grössen subordinirt ist.

Thus, as the course of our developments will demonstrate in detail, the formal laws show themselves, in how they display the arithmetical operations, to be of wide-ranging significance. The Principle of Permanence shows itself to be not merely a special or guiding principle, but a metaphysical one, which is conjoined in the closest possible way with the whole of our intuition. Formal mathematics, however, to which we ascend from those elementary operations by means of this principle, proves itself to be a fundamental discipline, to which the theory of combination of magnitudes in abstracto, as well as of magnitudes in spatial intuition, and of mechanical magnitudes, are all equally subordinate.

Wir haben bisher nur von dem Beharren der arithmetischen Formeln gesprochen. Doch müssen wir hier schon aufmerksam machen auf den allgemeinen Werth, den das Princip der Permanenz formaler Gesetze als ein methodologisches für die ganze Mathematik hat: Ist ein complexes Zahlensystem, z. B. das gemeine gegeben, dessen Zahlen a=A+Bia = A + Bi sind, so kann man innerhalb desselben gewisse Operationen vornehmen, z. B. aa,aaa,aaaa,aa, aaa, aaaa, \ldots die man mit a2,a3,a4a^2, a^3, a^4\ldots bezeichnet, wo dann, so lange M,NM, N ganze positive Zahlen sind, die Gleichung aMaN=aM+N a^Ma^N = a^{M+N} stattfindet. Dies Gesetz, rein formal betrachtet, hat man nun auf alle möglichen reellen Werthe von MM und NN auszudehnen versucht, und gelangte so zu der Bedeutung von a1,a2,a12,a13a^{-1}, a^{-2}, \ldots a^{\frac{1}{2}}, a^{\frac{1}{3}}\ldots Der Fortschritt der Wissenschaft verlangte dann aber eine Erweiterung des Begriffes der Potenzirung auf complexe Exponenten; eine Aufgabe, die seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts unendlich oft angegriffen und mit mehr oder minderer Klarheit behandelt wurde, deren endliche, vollkommene Lösung aber erst Abel gab, indem er obiges formales Gesetz als Functionalgleichung zur Definition der Potenz mit complexen Exponenten erhob.

We have up to now only spoken of the preservation of the arithmetical formulae. But already here we must draw attention to the general value which the Principle of Permanence of Formal Laws has as a methodological principle for all of mathematics. If a complex number system is given, e.g. the common one in which the numbers are a=A+Bia = A + Bi, then one can carry out certain operations within this system, e.g. aa,aaa,aaaa,aa, aaa, aaaa, \ldots, which one signifies with a2,a3,a4a^2, a^3, a^4\ldots, where, so long as M,NM, N are positive whole numbers, the equation aMaN=aM+N a^Ma^N = a^{M+N} holds. Attempts were made to extend this law, considered purely formally, to all possible real values of MM and NN, and thus the meaning of a1,a2,a12,a13a^{-1}, a^{-2}, \ldots a^{\frac{1}{2}}, a^{\frac{1}{3}}\ldots was reached. The progress of science then demanded a broadening of the concept of exponentiation to complex exponents—a problem which was attacked unceasingly since the middle of the last century and treated with more or less clarity, but whose final, complete solution was first given by Abel, by elevating the above formal law as a functional equation to a definition of exponeniation with complex exponents.

In ähnlicher Weise ist man neuerdings von der entsprechenden Gleichung aus zur Aufstellung des Begriffes negativer, gebrochener Differentiationen gelangt; andere Operationen, welche zunächst auch nur für ganzzahlige Veränderliche Bedeutung zu haben schienen, z. B. die numerischen Facultäten, sind von anderen Gleichungen aus erweitert worden. Immer ist die Permanenz formaler Gesetze der leitende Grundsatz; die Erfindung ist überall nur insofern selbstständig, als sie diejenigen Gesetze auszuwählen hat, die man für permanent erklärt.

In a similar way, starting from the corresponding equation, the concept of negative, fractional derivatives was established; other operations, which at first only appeared to have a meaning for whole number variables, e.g. numerical factorials, were extended starting from other equations. The Principle of Permanence of Formal Laws is always the guiding principle; the invention is everywhere only independent insofar as it is able to choose those laws which are declared to be permanent.

Solche formale Gesetze, die von den gemeinen arithmetischen immerhin ganz verschieden sein mögen, können nun einer besonderen propädeutischen Untersuchung unterworfen werden, die gänzlich von der actuellen Bedeutung der Operationen abstrahirt, und es wird sich dies besonders dann als zweckmässig erweisen, wenn dieselben Gesetze mit verschiedenem Inhalte mehrmals in verschiedenen Disciplinen wiederkehren. Diese formale Mathematik würde dann mit der unter dem Namen des calculus of Operations oder symbols besonders von den Engländern in letzter Zeit mit specieller Vorliebe gepflegten Disciplin zusammenfallen. Hierauf und auf den Nutzen, welchen dieser Calcul der Theorie der Functionen leistet, näher einzugehen, liegt nicht in dem Zwecke des vorliegenden Werkes.

Such formal laws, which anyway may be entirely different from the common arithmetical ones, can only be subordinated to a particular propadeutical investigation which abstracts entirely from the Actual meaning of the operations, and this will then show itself to be especially appropriate when the same laws repeatedly reappear in different disciplines with different content. This formal mathematics would then fall together with the discipline under the name of the calculus of Operations or symbols, which recently has been cared for by the English with particular predilection. A closer investigation into this and into the uses to which this calculus of the theory of functions is put does not lie within the aim of the present work.

Historisches. Dass an Stelle des absoluten Grössenbegriffes, mit dem die Arithmetik ausschliesslich operirt, ein allgemeinerer treten müsse, ist schon so lange als Nothwendigkeit anerkannt und mit grösserer oder geringerer Entschiedenheit ausgesprochen worden, als sich die imaginären Grössen in der Algebra und Analysis eine gesicherte Stelle errungen haben. Aber auf welch’ wunderliche Weise man das Bedürfniss befriedigen zu können glaubte, mag unter zahllosen Beispielen, die sich hier beibringen liessen, nur an der von Cauchy (Analyse algébrique, 1821, S. 173 ff.) aufgestellten und sehr allgemein verbreiteten Theorie des Imaginären dargethan werden:

That a more general concept must take the place of that of the concept of absolute magnitude with which arithmetic exclusively operates, has been recognized as a necessity and been pronounced with more or less decisiveness since the imaginary magnitudes achieved a secure place in algebra and analysis. But in which wonderful ways is was believed to be possible to satisfy this need may be illustrated, among innumerable examples which might be brought forward here, with just the very widespread theory established by Cauchy (Analyse algébrique, 1821, p. 173 ff.):

En analyse, on appelle expression symbolique ou Symbole toute combinaison de signes algébriques qui ne signifie rien par elle-même, ou à laquelle on attribue une valeur différente de celle qu’elle doit naturellement avoir. On nomme de même equations symboliques toutes celles qui, prises à la lettre et interprétées d’après les conventions généralement établies, sont inexactes ou n’ont pas de sens, mais desquelles on peut déduire des résultats exacts, en modifiant et altérant selon des règles fixes ou ces équations elles-mêmes, ou les symboles qu’elles renferment… Parmi les expressions ou équations symboliques dont la considération est de quelque importance en analyse, on doit sur tout distinguer celles que l’on a nommées imaginaires.

In analysis, we call a symbolic expression or symbol any combination of algebraic signs which signifies nothing by itself, or to which we attribute a value different from that which it should naturally have. Similarly, we call symbolic equations all those which, taken literally and interpreted according to generally established conventions, are inexact or have no sense, but from which we can deduce exact results, by modifying and altering according to fixed rules either these equations themselves, or the symbols they contain… Among the symbolic expressions or equations whose consideration is of some importance in analysis, we must above all distinguish those we have called imaginary.

Sollte man eine Kritik dieses Raisonnements geben, man wüsste in der That nicht, wo anfangen. Da soll etwas was nichts bezeichnet, oder was etwas anderes bezeichnet, als es naturgemäss bezeichnen sollte, etwas Unsinniges oder Ungenaues, mit anderem derselben Art gepaart, Reelles erzeugen. Da sollen algebraische Zeichen — sind dies Zeichen für Grössen oder wofür? denn etwas muss doch ein Zeichen bezeichnen — mit einander combinirt werden auf eine Weise, die nichts bezeichnet. Ich glaube nicht zu viel zu sagen, wenn ich dies ein unerhörtes Spiel mit Worten nenne, das der Mathematik, die auf die Klarheit und Evidenz ihrer Begriffe stolz ist und stolz sein soll, schlecht ansteht. Wenn nun auch, vermöge der eigenthümlichen Natur der mathematischen Methode, die in ihrer Entwickelung selbst das Correctiv für die in den allgemeinen Begriffen begangenen Fehler und Unklarheiten trägt, die weitere Exposition Cauchy’s in ihren Resultaten richtig ist, so muss doch jenes Gaukelspiel, welches durch die Phrase symbolisch nur nothdürftig verdeckt wird, fort und fort störend eingreifen, wie er denn (S. 175) wiederum ausdrücklich erklärt: L’équation cos(a+b)+1sin(a+b)=(cosa+1sina)(cosb+1sinb) \cos(a+b) + \sqrt{-1}\sin(a+b) = (\cos a + \sqrt{-1}\sin a)(\cos b + \sqrt{-1}\sin b) elle-même, prise à la lettre, se trouve inexacte et n’a pas de sens u. s. w.

Should one undertake to give a critique of this bit of reasoning, one would hardly know where to begin. Here something which signifies nothing or which signifies something different than that which it naturally should, something nonsensical or inexact, is supposed, when paired with something of the same type, to generate something real. Here algebraic signs — are these signs for magnitudes, or for what? for a sign must signify something — are supposed to be combined with one another in a way that signifies nothing. I believe I am not going too far when I call this an absurd game with words that is badly suited to mathematics, which is and should be proud of the clarity and evidentness of its concepts. Even if, by means of the unique nature of the mathematical method, which in its own development carries the corrective for unclarities and mistakes committed in the general concepts, Cauchy’s broader plan is correct in its results, that shell game, only barely concealed under the phrase symbolic, must continually and disturbingly interfere. As he again expressly declares (p. 175): The equation cos(a+b)+1sin(a+b)=(cosa+1sina)(cosb+1sinb) \cos(a+b) + \sqrt{-1}\sin(a+b) = (\cos a + \sqrt{-1}\sin a)(\cos b + \sqrt{-1}\sin b) itself, taken literally, is found to be inexact and has no sense etc.

Die Begründung der Rechnungsoperationen wird von ihm folgendermassen gegeben: Supposons que l’on multiplie l’une par l’autre les deux expressions (cosa+1sina)(\cos a + \sqrt{-1}\sin a), (cosb+1sinb)(\cos b + \sqrt{-1}\sin b), en opérant d’après les règles connues de la multiplication algébrique, comme si 1\sqrt{-1} etait une quantite réelle dont le carré fût égal à 1-1. (S. 174) Les expressions imaginaires peuvent être soumises, aussi bienque les quantités réelles aux diverses Operations de l’algèbre (S. 177) u. s. w. Ob dies aber willkührlich, oder nothwendig, und ob es erlaubt ist, darüber erfährt man nichts. Eben so oberflächlich als hier das Imaginäre behandelt Cauchy das Negative in der ersten Note der Analyse algébrique.

Man begreift, dass es hier, wo nicht eine Geschichte der Metaphysik der mathematischen Grundbegriffe geschrieben werden soll, nicht möglich ist, auf die zahllosen Darstellungen einzugehen, welche sich von den Begriffen der Zahl, des Negativen, Imaginären und ihrer Rechnungsoperationen in den Lehrbüchern finden. Fast jeder einigermassen selbstständige Autor hat diese Schwierigkeiten, welche eine gründliche Darstellung jener Begriffe in den Elementen hat, gefühlt und sie auf unendlich mannigfaltige Weise zu überwinden gesucht.

Nachdem ich den Weg, den ich in diesem Werke eingeschlagen habe, als den einzigen wissenschaftlich genügenden erkannt hatte, habe ich es mir angelegen sein lassen, zu ermitteln, wie weit derselbe schon von anderen angezeigt worden sei. Meine Ausbeute ist nicht gross gewesen:

In England, wo man Untersuchungen über die Grundprincipien der Mathematik stets mit Vorliebe gepflegt hat, und wo selbst die bedeutendsten Mathematiker es nicht verschmäht haben, in gelehrten Abhandlungen sich mit ihnen zu beschäftigen, ist als derjenige, welcher die Nothwendigkeit einer formalen Mathematik zuerst mit Entschiedenheit erkannt hat, der von seinen Landsleuten sehr geschätzte Cambridger Gelehrte George Peacock zu nennen. In seinem interessanten Report on Certain Branches of Analysis (in dem III. Report of the British Assoc. f. the Advanc. of Science, London 1834, S. 185), ist das Princip der Permanenz freilich einerseits zu eng, andererseits ohne die nöthige Begründung aufgestellt. Die Werke, in denen er dasselbe weiter ausgeführt hat, die Arithmetical Algebra (Cambridge 1842) und die Symbolical Algebra (ebenda 1845) kenne ich ebensowenig wie die einschlagenden Abhandlungen von Augustus de Morgan On the Foundation of Algebra (Cambridge Phil. Transact. T. VII, pt. II, 1841 und III, 1842; VIII, pt. II, 1844 und III, 1847). Ueberhaupt ist mir von der zahlreichen Literatur, welche eine von Peacock ausgehende Cambridger Schule über die von ihnen sogenannte symbolische Algebra hervorgebracht hat, nur noch eine kurze Abhandlung von D. F. Gregory On the Real Nature of Symbolical Algebra (Trans. Roy. Soc. Edinburgh. Vol. XIV, 1840, S. 208) zugänglich gewesen.

In Deutschland hat eine rein formale Darstellung der arithmetischen Operationen M. Ohm in der ersten Auflage seines Versuchs eines vollkommen consequenten Systems der Mathematik 1822 gegeben, die er dann in der zweiten Auflage von 1828, ohne seine Meinung darüber zu ändern, dass nur dieser Weg logisch strenge und also allein der vollkommene Ueberzeugung gewährende ist, zu Gunsten einer grösseren Popularität, so umgestaltet hat, dass er von dem gewöhnlichen Zahlenbegriff ausgeht und denselben überall vermischt mit dem der formalen Operationen anwendet. Dadurch aber hat, ganz abgesehen von der bekannten Pedanterie und Weitläufigkeit in den Schriften Ohm’s, die ganze Darstellung eine höchst unerquickliche Zwittergestalt angenommen.

In ähnlicher nur noch minder strenger Darstellung taucht der Gedanke Ohm’s in deutschen Lehrbüchern hie und da auf, aber ohne dass er meines Wissens irgendwo so consequent durchgeführt ist, als dies bei den Engländern muthmasslich geschehen ist. Man hat sich eben nie entschliessen können, die Formenlehre ohne den Zahlbegriff zu behandeln, sondern überall ihre Sätze aus der gemeinen Arithmetik bewiesen. Bei einer streng wissenschaftlichen Behandlung geht aber dies nicht an, vergl. §. 10 und 11.

Der Gedanke, eine reine Formenlehre der Grössenlehre vorangehen zu lassen und letztere aus dem Gesichtspunkte der ersten zu betrachten, so wichtig er auch für die Begründung und die structive Gliederung des Gebäudes der Mathematik sein mochte, war so lange für den weiteren Aufbau derselben ohne wesentlichen Werth, als man sich nur darauf beschränkte, ihn ausschliesslich zum Beweise von Sätzen zu verwenden, die nicht allein schon längst bekannt, sondern auch sattsam, wenn auch so zu sagen nur empirisch, begründet waren. Erst H. Grassmann hat diesen Gedanken mit wahrhaft philosophischem Geiste ergriffen und von einem umfassenden Gesichtspunkte aus betrachtet. In seiner Linealen Ausdehnungslehre ein neuer Zweig der Mathematik 1844 hat er auf ihn eine Wissenschaft gegründet, welche sich ganz allgemein mit abstracten, extensiven, stetigen Grössen, als deren concrete Bilder die räumlichen Figuren (Strecken, Flächen, Körperräume) erscheinen, und mit deren Verknüpfung, beschäftigt. Die rein formalen Verknüpfungsgesetze, die man nach dem hergebrachten Ausdrucke arithmetische Operationen nennt, finden hier ihr reales, aber abstractes Substrat, und, wenn man sie geometrisch veranschaulicht, ihre concrete reale Bedeutung. Die schönen in diesem Werke niedergelegten Ideen haben eine weitere Ausbildung und Verwendung erhalten in Grassmann’s Leipziger Preisschrift Geometrische Analyse, geknüpft an die von Leibniz erfundene geometrische Charakteristik 1847 und in seiner Ausdehnungslehre von 1862. In letzterem Werke ist die Darstellung eine andere geworden, indem er hier die räumlichen Gebilde durch complexe Zahlen darstellt, deren Einheiten die den geometrischen Operationen entsprechenden Verknüpfungsgesetze zeigen. Mochte die Darstellung in dem ersten Werke durch ihr allerdings durchaus sachgemässes philosophisches Gewand und die ungewohnte Form der Operation mit Grössen, welche den Charakter der einfachen in der Arithmetik gebräuchlichen Grössen nicht haben, einigermassen abschrecken, so ist im letzten Werke die dem Mathematiker gewohnte Form eingehalten: Wenn trotzdem die Untersuchungen des geistreichen Forschers die Anerkennung nicht gefunden haben, die sie verdienen und die jeder, der sie kennt, ihnen zollen muss, so ist dies, meines Erachtens, hauptsächlich dem Umstande zuzuschreiben, dass ihr Verfasser allen Sätzen sogleich die allgemeinste Form (in Bezug auf nn Dimensionen) gegeben, dadurch aber die Uebersichtlichkeit und das Verstandniss ungemein erschwert hat. Wo wir im Folgenden Grassmann’s complexe Zahlen und ihre Operationen darzustellen haben, werden wir den Sätzen eine anschauliche, geometrische Gestalt geben, die in der That die wesentliche Allgemeinheit nicht beeinträchtigt.

Die Anwendung der Principien der allgemeinen Formenlehre auf einfache, durch Setzung eines und desselben Objectes entstandene Grössen zeigt Grassmann in seinem Lehrbuch der Arithmetik für höhere Lehranstalten (Berlin 1861).

Auch Sir William Rowan Hamilton hat sich (Theory of conjugate Functions or Algebraic couples; with a Preliminary and Elementary Essay on Algebra as the science of Pure Time, Trans. of the Royal Irish Acad. Vol. XVII. Part II. S. 293, Dublin 1835, sowie in der Vorrede zu seinen Lectures on Quaternions, Dublin 1853) sehr eingehend mit der Begründung der Algebra beschäftigt. Er betrachtet die Algebra as being no mere Art, nor Language, nor primarily a Science of Quantity, but rather as the Science of Order in Progression. Als Bild eines solchen Fortschrittes erscheint ihm die ideale, von allen Beziehungen von Ursache und Wirkung abstrahirte Zeit, da sie die reine Anschauungsform des inneren Sinnes nach Kant (Kritik der reinen Vernunft, in der Ausg. v. Rosenkranz und Schubert, II. Bd., S. 40) sei, besser geeignet als der Raum, die Anschauungsform des äusseren Sinnes, insofern der Begriff des Vergangenen, Gegenwärtigen und Zukünftigen früher in dem Geiste entstehe, als der des Vorwärts und Rückwärts im Räume; die Algebra ist ihm die Wissenschaft von der reinen Zeit.

Gelangt er so zu den Begriffen der reellen Zahlen und ihrer Verknüpfungen, so geht er dann zu Paaren, Ternionen, Quaternionen u. s. w. solcher Zahlen über und hat deren formale Verknüpfungen und die verschiedenen dabei vorhandenen Möglichkeiten ausführlich untersucht (s. Vorrede zu den Lectures S. 8–30). Die Auffindung von entsprechenden Verknüpfungen räumlicher Gebilde hat ihn auf seine Quaternionen geführt. —

Wenn nun hienach der Gedanke, die allgemeine Arithmetik und Algebra unter dem höheren Gesichtspunkte einer formalen Mathematik, zu der das Princip der Permanenz ihrer formalen Gesetze führt, anzusehen, nicht absolut neu ist, so darf doch die ganze Art und Weise, in der ich denselben für die elementarsten und ältesten Theile der Mathematik ebensowohl wie ihre schwierigsten und neuesten Theorien fruchtbar gemacht und systematisch durchgeführt habe, als neu und selbstständig bezeichnet werden.

II. Abschnitt. Allgemeine Formenlehre Chapter II. General theory of forms

§4. Algorithmus associativer Rechnungsoperationen ohne Commutation §4. Algorithm of associative arithmetic operations without commutativity

Es sei eine Anzahl von Objecten a,b,c,da, b, c, d\ldots gegeben, welche gewissen Verknüpfungen, deren formale Eigenschaften im Folgenden der Reihe nach festgesetzt werden, in gleicher Weise unterworfen werden sollen.

Let a number of objects a,b,c,da, b, c, d\ldots be given, which shall all be subjected in the same way to certain operations whose formal properties will be laid down in sequence in the following.

Es bedeute λ(a,b)\lambda(a,b) eine Verknüpfung von aa und bb; und etwa cc das Object, welches aus der vollzogenen Verknüpfung resultirt, so dass λ(a,b)=c\lambda(a,b) = c gesetzt werden kann. Diese Verbindung λ(a,b)\lambda(a,b) soll so beschaffen sein, dass, wenn man auf geeignete Weise das sich als Resultat ergebende Object cc mit bb thetisch verknüpft, dadurch das andere Glied der Verbindung aa mit Nothwendigkeit wieder erhalten wird. Bezeichnet man diese letztere Verknüpfung mit Θ\Theta, so spricht Θ(c,b)=a\Theta(c, b) = a oder Θ{λ(a,b),b}=a\begin{equation} \Theta\{\lambda(a,b), b\} = a \end{equation} diese Annahme in Zeichen aus und enthält zugleich eine Definition dieser thetischen Operation Θ\Theta aus jener λ\lambda, die wir als die lytische bezeichnen.

Let λ(a,b)\lambda(a,b) mean an operation of aa and bb; and let cc be the object which results from carrying out the operation, so that λ(a,b)=c\lambda(a,b) = c. This combination λ(a,b)\lambda(a,b) should be so constituted that, if the resulting object cc is thetically conjoined with bb, the other member aa of the combination is of necessity obtained again. If one signifies the latter operation with Θ\Theta, then Θ(c,b)=a\Theta(c, b) = a or Θ{λ(a,b),b}=a\begin{equation} \Theta\{\lambda(a,b), b\} = a \end{equation} expresses this assumption in signs and at the same time contains a definition of this thetic operation Θ\Theta from that λ\lambda, which we call lytic.

Ich bemerke sogleich, dass wir in diesem §. überall die lytische und thetische Operation, auf welche Objecte sie auch angewandt seien, als möglich und eindeutig voraussetzen wollen, d.h. wenn a,ba, b gegeben sind, so soll Θ(a,b)\Theta(a, b) ebenso wie λ(a,b)\lambda(a,b) nur eine einzige Bedeutung haben, so dass alle Objecte, welche etwa für das Resultat dieser Verbindungen gesetzt werden dürfen, unter sich vollkommen gleich sind, sich also, der Definition des Gleichen zufolge, überall vertreten können.

I remark immediately that we want everywhere in this §. to assume that the lytic and thetic operations, no matter what objects they are applied to, are possible and one-valued, that is, if aa and bb are given, then Θ(a,b)\Theta(a,b) and likewise λ(a,b)\lambda(a,b) have only a single meaning, so that all objects which may be posited for the result of these combinations are among themselves entirely equal and can thus stand in for one another everywhere, in consequence of the definition of equality.

Man kann hieraus sogleich Folgerungen ziehen: Wäre nämlich λ(a,b)=λ(a,b)\lambda(a,b) = \lambda(a',b) ohne dass a=aa = a', so wäre auch: Θ{λ(a,b),b}=Θ{λ(a,b),b} \Theta\{\lambda(a,b),b\} = \Theta\{\lambda(a',b),b\} da aber Θ{λ(a,b),b}=a\Theta\{\lambda(a,b),b\} = a, Θ{λ(a,b),b}=a\Theta\{\lambda(a',b),b\} = a', so ist dies unmöglich.

One can immediately draw consequences from this: namely, if it were the case that λ(a,b)=λ(a,b)\lambda(a,b) = \lambda(a',b) without it being the case that a=aa = a', then it would also be that: Θ{λ(a,b),b}=Θ{λ(a,b),b} \Theta\{\lambda(a,b),b\} = \Theta\{\lambda(a',b),b\} But since Θ{λ(a,b),b}=a\Theta\{\lambda(a,b),b\} = a, Θ{λ(a,b),b}=a\Theta\{\lambda(a',b),b\} = a', this is impossible.

Aendert sich also aa in λ(a,b)\lambda(a,b) bei constantem bb, so ändert sich nothwendig auch das Resultat der Verknüpfung.

So if the aa in λ(a,b)\lambda(a,b) changes while bb remains constant, the result of the operation necessarily changes as well.

Die Gleichung λ(x,b)=a\lambda(x,b) = a hat hienach nur eine Auflösung, die man findet, wenn man beide Seiten mit bb thetisch verknüpft: Θ{λ(x,b),b}=Θ(a,b) \Theta\{\lambda(x,b),b\} = \Theta(a,b) also x=Θ(a,b)x = \Theta(a,b), wodurch man die Identität: λ{Θ(a,b),b}=a\begin{equation} \lambda\{\Theta(a,b),b\} = a \end{equation} erhält. Hieraus geht weiter hervor, dass wenn Θ(a,b)=Θ(a,b) \Theta(a,b) = \Theta(a',b) auch nothwendig a=aa = a' sein muss. Denn wäre dies nicht der Fall, so hätte man aus der Gleichung λ{Θ(a,b),b}=λ{Θ(a,b),b} \lambda\{\Theta(a,b),b\} = \lambda\{\Theta(a',b),b\} das widersinnige Resultat a=aa = a'.

The equation λ(x,b)=a\lambda(x,b) = a accordingly has only one solution, which one finds by thetically conjoining both sides with bb: Θ{λ(x,b),b}=Θ(a,b) \Theta\{\lambda(x,b),b\} = \Theta(a,b) Thus x=Θ(a,b)x = \Theta(a,b), through which one finds the identity: λ{Θ(a,b),b}=a\begin{equation} \lambda\{\Theta(a,b),b\} = a \end{equation} Further, it follows that when Θ(a,b)=Θ(a,b) \Theta(a,b) = \Theta(a',b) it must also necessarily be that a=aa = a'. For if this were not the case, one would have from the equation λ{Θ(a,b),b}=λ{Θ(a,b),b} \lambda\{\Theta(a,b),b\} = \lambda\{\Theta(a',b),b\} the contradictory result a=aa = a'.

Aus obiger Voraussetzung, der Eindeutigkeit der lytischen und thetischen Operation folgt also, dass wenn sich in λ(a,b)\lambda(a,b) und Θ(a,b)\Theta(a,b) das erste Glied ändert, während das zweite constant bleibt, sich auch gleichzeitig das Ergebniss der Verknüpfung ändert, also aus jeder der Gleichungen: λ(a,b)=λ(a,b),Θ(a,b)=Θ(a,b) \lambda(a,b) = \lambda(a',b), \Theta(a,b) = \Theta(a',b) stets a=aa = a' geschlossen werden kann.

Thus it follows from the above assumption of the one-valuedness of the lytic and thetic operations that when in λ(a,b)\lambda(a,b) and Θ(a,b)\Theta(a,b) the first term changes, while the second remains constant, the result of the operation changes at the same time; thus from each of the equations: λ(a,b)=λ(a,b),Θ(a,b)=Θ(a,b) \lambda(a,b) = \lambda(a',b), \Theta(a,b) = \Theta(a',b) a=aa = a' can always be inferred.

Nimmt man statt der obigen Voraussetzungen an, dass die Operation Θ(a,b)\Theta(a,b) eindeutig ist und die Eigenschaft hat, dass sich ihr Resultat jedesmal ändert, wenn sich ihr erstes Glied ändert, so kann man hieraus, die beiden Eigenschaften der entsprechenden lytischen λ\lambda, eindeutig zu sein und sich zu verändern, wenn sich ihr erstes Glied ändert, ebenso leicht ableiten:

If, instead of the assumptions above, one assumes that the operation Θ(a,b)\Theta(a,b) is one-valued and has the property that its result always changes when its first term changes, then one can just as easily derive the two properties of the corresponding lytic operation λ\lambda—that it is one-valued, and changes when its first term changes:

Angenommen nämlich, es wäre λ(a,b)\lambda(a,b) vieldeutig, d. h. es gäbe mehrere unter einander verschiedene Objecte, welche λ(a,b)\lambda(a,b) in den Formeln vertreten könnten, so seien c,cc, c' zwei solche; dann wäre: Θ{λ(a,b),b}=Θ(c,b)=Θ(c,b)=a. \Theta\{\lambda(a,b), b\} = \Theta(c,b) = \Theta(c',b) = a. Nach der Annahme, dass Θ(c,b)=Θ(c,b)\Theta(c,b) = \Theta(c',b) nur sein kann, wenn c=cc = c', folgt die Eindeutigkeit der λ\lambda Operation und daraus weiter das Gesetz, dass sich λ(a,b)\lambda(a,b) jedesmal mit aa ändert.

Assuming then that λ(a,b)\lambda(a,b) is many-valued, i.e. that there are several distinct objects which λ(a,b)\lambda(a,b) can represent in formulas, let c,cc, c' be two such objects; then it would be that: Θ{λ(a,b),b}=Θ(c,b)=Θ(c,b)=a. \Theta\{\lambda(a,b), b\} = \Theta(c,b) = \Theta(c',b) = a. By the assumption that Θ(c,b)=Θ(c,b)\Theta(c,b) = \Theta(c',b) can only be the case if c=cc = c', it follows that the λ\lambda operation is one-valued, and from this further follows the law that λ(a,b)\lambda(a,b) changes with every change in aa.

Zur Erläuterung dieser Bemerkungen nehmen wir die gemeinen reellen Zahlen und ihre Rechnungsregeln hier als bekannt an. Dann kann man z. B. Θ(a,b)=a+b\Theta(a,b) = a+b setzen, wo beide eben angenommene Eigenschaften erfüllt sind. Dann ist λ(a,b)=ab\lambda(a,b) = a-b; denn es ist Θ(λ(a,b),b)=Θ(ab,b)=(ab)+b=a\Theta\left(\lambda(a,b),b\right) = \Theta(a-b,b) = (a-b)+b = a wie verlangt, und in der That ist λ\lambda eindeutig. Setzen wir ferner Θ(a,b)=ab\Theta(a,b) = ab so ist λ(a,b)=ab\lambda(a,b) = \frac{a}{b}. Da erstere Operation, wenn a,ba, b gemeine Zahlen sind, eindeutig ist und sich im Allgemeinen das Product ändert, wenn sich ein Factor ändert, so hat auch ab\frac{a}{b} dieselben Eigenschaften. Da aber das Product diese Eigenschaft nicht hat, wenn b=0b = 0, indem a0=0a \cdot 0 = 0, a0=0a' \cdot 0 = 0, so ist auch die umgekehrte Operation nämlich a0\frac{a}{0} nicht eindeutig.

To elucidate these remarks, let us take the the common real numbers and their rules of calculation as known. Then one can e.g. set Θ(a,b)=a+b\Theta(a,b) = a+b, where both assumed properties are fulfilled. Then λ(a,b)=ab\lambda(a,b) = a-b; for Θ(λ(a,b),b)=Θ(ab,b)=(ab)+b=a\Theta\left(\lambda(a,b),b\right) = \Theta(a-b,b) = (a-b)+b = a as required, and λ\lambda is indeed one-valued. If we further set Θ(a,b)=ab\Theta(a,b) = ab, then λ(a,b)=ab\lambda(a,b) = \frac{a}{b}. Because the former operation is one-valued when a,ba, b are common numbers, and the product changes in general when one factor changes, ab\frac{a}{b} has the same properties. But because the product does not have this property when b=0b = 0, since a0=0a \cdot 0 = 0, a0=0a' \cdot 0 = 0, the inverse operation, namely a0\frac{a}{0}, is also not one-valued.

Ist etwa ferner Θ(a,b)=(ab)2\Theta(a,b) = (ab)^2, so ist λ(a,b)=ab\lambda(a,b) = \frac{\sqrt{a}}{b} da Θ(λ(a,b),b)=Θ(ab,b)=a\Theta\left(\lambda(a,b),b\right) = \Theta\left(\frac{\sqrt{a}}{b},b\right) = a; es ist aber λ(a,b)\lambda(a,b) zweideutig, weil sich in dem eindeutigen Resultate Θ(a,b)\Theta(a,b), das aa ändern, nämlich in das entgegengesetzte übergehen kann, ohne dass sich das Resultat ändert.

If further Θ(a,b)=(ab)2\Theta(a,b) = (ab)^2, then λ(a,b)=ab\lambda(a,b) = \frac{\sqrt{a}}{b}, since Θ(λ(a,b),b)=Θ(ab,b)=a\Theta\left(\lambda(a,b),b\right) = \Theta\left(\frac{\sqrt{a}}{b},b\right) = a; but in this case λ(a,b)\lambda(a,b) is two-valued, because the aa can change in the one-valued result Θ(a,b)\Theta(a,b), namely into its opposite, without changing the result.

Ist Θ(a,b)=ab\Theta(a,b) = a^b, so ist Θ(c,b)=cb=a\Theta(c,b) = c^b = a wenn c=λ(a,b)c = \lambda(a,b); aus cb=eblogc=ac^b = e^{b\log c} = a folgt aber c=λ(a,b)=elogabc = \lambda(a,b) = e^{\frac{\log a}{b}} eine bekanntlich unendlich vieldeutige Zahl; dies steht damit im Zusammenhange, dass aba^b sich nicht jedesmal ändert, wenn aa einen anderen Werth annimmt, sondern unverändert bleibt, wenn es den Factor e2πibe^{\frac{2\pi i}{b}} erhält.

If Θ(a,b)=ab\Theta(a,b) = a^b, then Θ(c,b)=cb=a\Theta(c,b) = c^b = a if c=λ(a,b)c = \lambda(a,b); but from cb=eblogc=ac^b = e^{b\log c} = a follows c=λ(a,b)=elogabc = \lambda(a,b) = e^{\frac{\log a}{b}}, a number known to be infinitely many-valued; this is related to the fact that aba^b does not always change when aa assumes another value, but rather remains unchanged when it receives the factor e2πibe^{\frac{2\pi i}{b}}.

Es mag hier sogleich bemerkt werden, dass es, allgemein zu reden, zu jeder thetischen Operation Θ(a,b)\Theta(a,b) jedesmal zwei lytische gibt; die eine löst die Aufgabe Θ(x,b)=a\Theta(x,b) = a, die andere Θ(b,x)=a\Theta(b,x) = a; die eine ist wenn Θ(a,b)=ebloga\Theta(a,b) = e^{b\log a} gesetzt wird x=elogabx = e^{\frac{\log a}{b}}, die andere x=logalogbx = \frac{\log a}{\log b}. Beide können nur zusammenfallen, wenn Θ(a,b)=Θ(b,a)\Theta(a,b) = \Theta(b,a).

It may immediately be remarked here that, speaking generally, for every thetic operation Θ(a,b)\Theta(a,b) there are two lytic operations; the first solves the problem Θ(x,b)=a\Theta(x,b) = a, the other Θ(b,x)=a\Theta(b,x) = a. When Θ(a,b)=ebloga\Theta(a,b) = e^{b\log a}, the first is x=elogabx = e^{\frac{\log a}{b}}, the other is x=logalogbx = \frac{\log a}{\log b}.

Unter Voraussetzung der Eindeutigkeit beider Operationen hat man neben Θ{λ(a,b),b}=a\begin{equation} \Theta\{\lambda(a,b),b\} = a \end{equation} wie schon gezeigt, die andere Gleichung: λ{Θ(a,b),b}=a\begin{equation} \lambda\{\Theta(a,b),b\} = a \end{equation} Wir setzen ferner die associative Eigenschaft voraus, d. h. dass: Θ[a,Θ(b,c)]=Θ[Θ(a,b),c]\begin{equation} \Theta[a, \Theta(b,c)] = \Theta[\Theta(a,b), c] \end{equation} sei, wo man dann, ohne Zweideutigkeit hiefür: =Θ(a,b,c) = \Theta(a,b,c) schreiben darf. Dann ist: Θ[a,Θ(b,c,d)]=Θ[a,Θ{Θ(b,c),d}]=Θ[Θ{a,Θ(b,c)},d]=Θ[a,Θ(b,c),d]=Θ[a,Θ{b,Θ(c,d)}]=Θ[Θ(a,b),Θ(c,d)]\begin{multline} \Theta[a, \Theta(b,c,d)] = \Theta[a,\Theta\{\Theta(b,c),d\}] \\ = \Theta[\Theta\{a, \Theta(b,c)\}, d] = \Theta[a,\Theta(b,c),d] \\ = \Theta[a,\Theta\{b,\Theta(c,d)\}] = \Theta[\Theta(a,b), \Theta(c,d)] \end{multline} so dass man hiefür wiederum: =Θ(a,b,c,d) = \Theta(a,b,c,d) schreiben darf, womit man ausdrückt, dass man immer, und in ganz beliebiger Weise zwei aufeinanderfolgende Objecte paarweise thetisch zu verbinden hat; dann wieder zwei solche u. s. f. Gilt also das associative Princip bei 3 Gliedern, so gilt es auch bei 4 und überhaupt allgemein.

Under the assumption of the one-valuedness of both operations, one has besides Θ{λ(a,b),b}=a\begin{equation} \Theta\{\lambda(a,b),b\} = a \end{equation} as already shown, the other equation: λ{Θ(a,b),b}=a\begin{equation} \lambda\{\Theta(a,b),b\} = a \end{equation} We further assume the associative property, i.e. that: Θ[a,Θ(b,c)]=Θ[Θ(a,b),c]\begin{equation} \Theta[a, \Theta(b,c)] = \Theta[\Theta(a,b), c] \end{equation} where one may then write, without ambiguity: =Θ(a,b,c) = \Theta(a,b,c) Then: Θ[a,Θ(b,c,d)]=Θ[a,Θ{Θ(b,c),d}]=Θ[Θ{a,Θ(b,c)},d]=Θ[a,Θ(b,c),d]=Θ[a,Θ{b,Θ(c,d)}]=Θ[Θ(a,b),Θ(c,d)]\begin{multline} \Theta[a, \Theta(b,c,d)] = \Theta[a,\Theta\{\Theta(b,c),d\}] \\ = \Theta[\Theta\{a, \Theta(b,c)\}, d] = \Theta[a,\Theta(b,c),d] \\ = \Theta[a,\Theta\{b,\Theta(c,d)\}] = \Theta[\Theta(a,b), \Theta(c,d)] \end{multline} so that one for this may again write: =Θ(a,b,c,d) = \Theta(a,b,c,d) with which one expresses that one always, and in a completely arbitrary way, thetically connects pairwise two objects following one another, then two more again; etc. If the associative principle is valid for 3 terms, it is also valid for 4 and in general.

Als Beispiele durchaus eindeutiger Thesen, welche associativ sind, können die Addition und Multiplication dienen. Als Beispiele solcher, welche es nicht sind, z. B. Θ(a,b)=a+b2\Theta(a,b) = \frac{a+b}{2}; denn dann ist Θ(Θ(a,b),c)=Θ(a+b2,c)=a+b+2c4\Theta(\Theta(a,b),c) = \Theta\left(\frac{a+b}{2},c\right) = \frac{a+b+2c}{4}; Θ(a,Θ(b,c))=Θ(a,b+c2)=4a+b+c2.\Theta(a,\Theta(b,c)) = \Theta\left(a, \frac{b+c}{2}\right) = \frac{4a+b+c}{2}.

Addition and multiplication can serve as examples of completely one-valued thesesA which are associative. As examples of theses which are not associative, take e.g.  Θ(a,b)=a+b2\Theta(a,b) = \frac{a+b}{2}; for then Θ(Θ(a,b),c)=Θ(a+b2,c)=a+b+2c4\Theta(\Theta(a,b),c) = \Theta\left(\frac{a+b}{2},c\right) = \frac{a+b+2c}{4}; Θ(a,Θ(b,c))=Θ(a,b+c2)=4a+b+c2.\Theta(a,\Theta(b,c)) = \Theta\left(a, \frac{b+c}{2}\right) = \frac{4a+b+c}{2}.

Aus den gemachten Voraussetzungen lassen sich nun eine Reihe von wichtigen Transformationen herleiten:

A series of important transformations can be derived from the assumptions made above:

Setzt man x=Θ[a,λ(b,c)] x = \Theta[a,\lambda(b,c)] so hat man nach (3) Θ(x,c)=Θ{Θ[a,λ(b,c)],c}=Θ{a,Θ[λ(b,c),c]} \Theta(x,c) = \Theta\{\Theta[a,\lambda(b,c)],c\} = \Theta\{a, \Theta[\lambda(b,c),c]\} und daher nach (1) Θ(x,c)=Θ(a,b) \Theta(x,c) = \Theta(a,b) also λ[Θ(x,c),c]=λ[Θ(a,b),c] \lambda[\Theta(x,c),c] = \lambda[\Theta(a,b),c] oder nach (2) x=x = Θ[a,λ(b,c)]=λ[Θ(a,b),c]\begin{equation} \Theta[a, \lambda(b,c)] = \lambda[\Theta(a,b),c] \end{equation}

If one sets x=Θ[a,λ(b,c)] x = \Theta[a,\lambda(b,c)] then one has, by (3) Θ(x,c)=Θ{Θ[a,λ(b,c)],c}=Θ{a,Θ[λ(b,c),c]} \Theta(x,c) = \Theta\{\Theta[a,\lambda(b,c)],c\} = \Theta\{a, \Theta[\lambda(b,c),c]\} and therefore by (1) Θ(x,c)=Θ(a,b) \Theta(x,c) = \Theta(a,b) thus λ[Θ(x,c),c]=λ[Θ(a,b),c] \lambda[\Theta(x,c),c] = \lambda[\Theta(a,b),c] or by (2) x=x = Θ[a,λ(b,c)]=λ[Θ(a,b),c]\begin{equation} \Theta[a, \lambda(b,c)] = \lambda[\Theta(a,b),c] \end{equation}

Setzen wir ferner: x=λ[λ(a,b),c] x = \lambda[\lambda(a,b),c] so hat man nach (1) Θ(x,c)=Θ{λ[λ(a,b),c],c}=λ(a,b) \Theta(x,c) = \Theta\{\lambda[\lambda(a,b),c],c\} = \lambda(a,b) also wieder nach (1) Θ[Θ(x,c),b]=a \Theta[\Theta(x,c),b] = a oder nach (3) Θ[x,Θ(c,b)]=a \Theta[x, \Theta(c,b)] = a und somit nach (2): x=x = λ[a,Θ(c,b)]=λ[λ(a,b),c]\begin{equation} \lambda[a, \Theta(c,b)] = \lambda[\lambda(a,b), c] \end{equation}

If we further set: x=λ[λ(a,b),c] x = \lambda[\lambda(a,b),c] then one has, by (1) Θ(x,c)=Θ{λ[λ(a,b),c],c}=λ(a,b) \Theta(x,c) = \Theta\{\lambda[\lambda(a,b),c],c\} = \lambda(a,b) thus again by (1) Θ[Θ(x,c),b]=a \Theta[\Theta(x,c),b] = a or by (3) Θ[x,Θ(c,b)]=a \Theta[x, \Theta(c,b)] = a and therewith by (2): x=x = λ[a,Θ(c,b)]=λ[λ(a,b),c]\begin{equation} \lambda[a, \Theta(c,b)] = \lambda[\lambda(a,b), c] \end{equation}

Man hat ferner, wenn x=λ[Θ(c,b),b] x = \lambda[\Theta(c,b), b] gesetzt wird, nach (1) Θ(x,b)=Θ(a,c) \Theta(x,b) = \Theta(a,c) und nach (2) λ[Θ(x,b),c]=a \lambda[\Theta(x,b), c] = a daher nach (4) λ[Θ(x,b),c]=Θ[x,λ(b,c)]=a \lambda[\Theta(x,b), c] = \Theta[x, \lambda(b,c)] = a und somit erhält man nach (2), x=x = λ[Θ(a,c),b]=λ[a,λ(b,c)]=Θ[a,λ(b,c)],\begin{equation} \lambda[\Theta(a,c), b] = \lambda[a, \lambda(b,c)] = \Theta[a, \lambda(b,c)], \end{equation} eine Gleichung, welche mit (4) zu: λ[Θ(a,c),b]=λ[a,λ(b,c)]=Θ[a,λ(c,b)],\begin{equation} \lambda[\Theta(a,c), b] = \lambda[a, \lambda(b,c)] = \Theta[a, \lambda(c,b)], \end{equation} vereinigt werden kann und wo, wie in (5), die Vertauschung der Ordnung von cc und bb im mittelsten Gliede wohl zu beachten ist. —

One has further, if x=λ[Θ(c,b),b] x = \lambda[\Theta(c,b), b] is posited, by (1) Θ(x,b)=Θ(a,c) \Theta(x,b) = \Theta(a,c) and by (2) λ[Θ(x,b),c]=a \lambda[\Theta(x,b), c] = a therefore by (4) λ[Θ(x,b),c]=Θ[x,λ(b,c)]=a \lambda[\Theta(x,b), c] = \Theta[x, \lambda(b,c)] = a and therewith one finds by (2), x=x = λ[Θ(a,c),b]=λ[a,λ(b,c)]=Θ[a,λ(b,c)],\begin{equation} \lambda[\Theta(a,c), b] = \lambda[a, \lambda(b,c)] = \Theta[a, \lambda(b,c)], \end{equation} an equation which can be united with (4) to: λ[Θ(a,c),b]=λ[a,λ(b,c)]=Θ[a,λ(c,b)],\begin{equation} \lambda[\Theta(a,c), b] = \lambda[a, \lambda(b,c)] = \Theta[a, \lambda(c,b)], \end{equation} and where, as in (5), the exchange of the order of cc und bb in the innermost term is especially to be observed. —

Wir haben es oben als eine nothwendige Folge der vorausgesetzten Eindeutigkeit der lytischen und thetischen Verknüpfung kennen lernen, dass sich Θ(a,b),λ(a,b)\Theta(a,b), \lambda(a,b) ändern muss, wenn sich das Vorderglied aa ändert, während das Hinterglied bb constant bleibt. Wir nehmen jetzt weiter an — und nennen diese ganze Voraussetzung die der vollkommenen Eindeutigkeit —, dass auch, wenn in Θ(a,b)\Theta(a,b) sich das zweite Glied ändert, während das erste unverändert bleibt, sich das Ergebniss der Verknüpfung ändere; dass man also aus Θ(μ,b)=Θ(μ,b)\Theta(\mu,b') = \Theta(\mu, b) immer auf b=bb=b' schliessen dürfe.

We have above become acquainted with the fact that Θ(a,b),λ(a,b)\Theta(a,b), \lambda(a,b) must change when the first term aa changes while the second term bb remains constant as a necessary consequence of the assumed one-valuedness of the lytic and thetic operations. We now assume — and call this entire assumption that of complete one-valuedness — that when in Θ(a,b)\Theta(a,b) the second term changes, while the first remains unchanged, the result of the operation changes as well; that one may always infer b=bb=b' from Θ(μ,b)=Θ(μ,b)\Theta(\mu,b') = \Theta(\mu, b).

Eine nothwendige Folge hievon ist, dass, wenn λ(a,b)=λ(a,b)=μ\lambda(a,b)=\lambda(a,b')=\mu also Θ{λ(a,b),b}=a,Θ{λ(a,b),b}=a \Theta\{\lambda(a,b), b\} = a, \Theta\{\lambda(a, b'), b'\} = a oder Θ(μ,b)=Θ(μ,b) \Theta(\mu, b) = \Theta(\mu, b') auch nothwendig b=bb=b' sein muss, sich also auch das Resultat der lytischen Verbindung ändert, wenn das zweite Glied ein anderes ist, während das erstere constant bleibt.

A necessary consequence of this is that when λ(a,b)=λ(a,b)=μ\lambda(a,b)=\lambda(a,b')=\mu and so Θ{λ(a,b),b}=a,Θ{λ(a,b),b}=a \Theta\{\lambda(a,b), b\} = a, \Theta\{\lambda(a, b'), b'\} = a or Θ(μ,b)=Θ(μ,b) \Theta(\mu, b) = \Theta(\mu, b') then it must also necessarily be that b=bb=b'; hence the result of the lytic operation changes as well when the second term is different while the first remains constant.

Wir nehmen nun an, dass es ein Object nn, den Modulus der Operation gibt, welches mit jedem Object aa thetisch verknüpft, dasselbe wieder als Resultat ergibt, so dass: Θ(a,n)=a\begin{equation} \Theta(a,n) = a \end{equation} Dann hat man nach dem associativen Princip Θ{a,Θ(n,c)}=Θ{Θ(a,n),c}=Θ(a,c) \Theta\{a, \Theta(n, c)\} = \Theta\{\Theta(a,n), c\} = \Theta(a, c) und nach der vorausgesetzten Eindeutigkeit Θ(n,c)=c\begin{equation} \Theta(n, c) = c \end{equation} so dass die Ordnung, in der man den Modul mit dem Objecte verbindet, für das Resultat gleichgültig ist.

We now assume that there is an object nn, the modulus of the operation, which when thetically conjoined with every object aa yields the same again as result, so that: Θ(a,n)=a\begin{equation} \Theta(a,n) = a \end{equation} Then by the associative principle one has Θ{a,Θ(n,c)}=Θ{Θ(a,n),c}=Θ(a,c) \Theta\{a, \Theta(n, c)\} = \Theta\{\Theta(a,n), c\} = \Theta(a, c) and by the assumption of one-valuedness Θ(n,c)=c\begin{equation} \Theta(n, c) = c \end{equation} so that the order in which one connects the modulus with the object has no effect on the result.

Ferner findet man: λ(a,n)=a\begin{equation} \lambda(a,n) = a \end{equation} denn es ist nach (1) Θ{λ(a,n),n}=a \Theta\{\lambda(a,n),n\} = a und nach (7) λ(a,w)=Θ{λ(a,n),n}=a \lambda(a, w) = \Theta\{\lambda (a, n), n\} = a

Further, one finds: λ(a,n)=a\begin{equation} \lambda(a,n) = a \end{equation} for by (1), Θ{λ(a,n),n}=a \Theta\{\lambda(a,n),n\} = a and by (7), λ(a,w)=Θ{λ(a,n),n}=a \lambda(a, w) = \Theta\{\lambda (a, n), n\} = a

Aus (2) erhält man ferner für a=na = n λ[Θ(n,b),b]=n \lambda[\Theta(n,b), b] = n und da Θ(n,b)=b\Theta(n, b) = b λ(b,b)=n\begin{equation} \lambda(b, b) = n \end{equation} so dass der Modul durch die lytische Verknüpfung irgend eines Objectes mit sich selbst, erhalten wird.

From (2) one furthermore finds, for a=na = n, λ[Θ(n,b),b]=n \lambda[\Theta(n,b), b] = n and since Θ(n,b)=b\Theta(n, b) = b, λ(b,b)=n\begin{equation} \lambda(b, b) = n \end{equation} so that the lytic operation of any object with itself yields the modulus.

Während sich Θ(b,n)\Theta(b,n), Θ(n,b)\Theta(n,b), λ(b,n)\lambda(b,n) einfach auf bb reducirten, ist dies mit λ(n,b)\lambda(n,b) nicht der Fall. Wir schreiben: λ(n,b)=bn\begin{equation} \lambda(n,b) = b_n \end{equation} und nennen bnb_n das zu bb inverse Object, bb aber das directe. Dann lässt sich zeigen, dass das zu bnb_n inverse Object wiederum bb ist, also bnb_n und bb in dem conträren Gegensatze des directen und inversen stehen (vergl. §. 17). Man hat nämlich aus (6) für a=n,b=na = n, b = n: λ[n,λ(n,c)]==λ[Θ(n,c),n] \lambda [n, \lambda (n, c)] == \lambda[\Theta(n, c), n] also da nach (8) und (9) λ[Θ(n,c),n]=λ(c,n)=c\lambda [\Theta (n, c), n] = \lambda (c, n) = c und nach (11) λ[n,λ(n,c)]=λ[Θ(n,c),n]\lambda[n, \lambda(n,c)] = \lambda[\Theta(n,c), n] ist: (cn)n=c\begin{equation} (c_n)_n = c \end{equation}

While Θ(b,n)\Theta(b,n), Θ(n,b)\Theta(n,b), λ(b,n)\lambda(b,n) simply reduce to bb, this is not the case with λ(n,b)\lambda(n,b). We write: λ(n,b)=bn\begin{equation} \lambda(n,b) = b_n \end{equation} and call bnb_n the object inverse to bb, bb on the other hand the direct object. Then it can be shown that the object inverse to bnb_n is again bb itself; thus bnb_n and bb stand in the contrary opposition of direct and inverse (cf. §. 17). In particular, one has, from (6) for a=n,b=na = n, b = n: λ[n,λ(n,c)]==λ[Θ(n,c),n] \lambda [n, \lambda (n, c)] == \lambda[\Theta(n, c), n] and thus, since by (8) and (9) λ[Θ(n,c),n]=λ(c,n)=c\lambda [\Theta (n, c), n] = \lambda (c, n) = c and by (11) λ[n,λ(n,c)]=λ[Θ(n,c),n]\lambda[n, \lambda(n,c)] = \lambda[\Theta(n,c), n]: (cn)n=c\begin{equation} (c_n)_n = c \end{equation}

Durch Einfuhrung dieses Zeichens lässt sich ausserdem jede lytische Verknüpfung in eine thetische und umgekehrt verwandeln.

In addition, the introduction of this sign permits every lytic conjunction to be transformed into a thetic one, and vice versa.

Denn man hat für b=nb = n aus (4): Θ[a,λ(n,c)]=λ[Θ(a,n),c] \Theta[a, \lambda(n, c)] = \lambda[\Theta (a, n), c] oder λ(a,c)=Θ(a,cn)\begin{equation} \lambda(a,c) = \Theta(a, c_n) \end{equation} und aus (6) für b=nb = n: λ[a,λ(n,c)]=λ[Θ(a,c),n] \lambda[a, \lambda(n, c)] = \lambda[\Theta(a, c), n] oder Θ(a,c)=λ(a,cn)\begin{equation} \Theta(a,c) = \lambda(a, c_n) \end{equation}

For one has, for b=nb = n, from (4): Θ[a,λ(n,c)]=λ[Θ(a,n),c] \Theta[a, \lambda(n, c)] = \lambda[\Theta (a, n), c] or λ(a,c)=Θ(a,cn)\begin{equation} \lambda(a,c) = \Theta(a, c_n) \end{equation} and from (6) for b=nb = n: λ[a,λ(n,c)]=λ[Θ(a,c),n] \lambda[a, \lambda(n, c)] = \lambda[\Theta(a, c), n] or Θ(a,c)=λ(a,cn)\begin{equation} \Theta(a,c) = \lambda(a, c_n) \end{equation}

Aus der Gleichung (4, 6) λ[a,λ(b,c)]=Θ[a,λ(c,b)] \lambda[a, \lambda(b,c)] = \Theta[a, \lambda(c, b)] ergibt sich noch für a=na = n, dass [λ(b,c)]n=λ(c,b)\begin{equation} [\lambda(b, c)]_n = \lambda (c, b) \end{equation} und aus (5) für a=na = n: [Θ(b,c)]n=Θ(cn,bn)\begin{equation} [\Theta(b,c)]_n = \Theta(c_n, b_n) \end{equation}

From the equation (4, 6) λ[a,λ(b,c)]=Θ[a,λ(c,b)] \lambda[a, \lambda(b,c)] = \Theta[a, \lambda(c, b)] results further for a=na = n that [λ(b,c)]n=λ(c,b)\begin{equation} [\lambda(b, c)]_n = \lambda (c, b) \end{equation} and from (5) for a=na = n: [Θ(b,c)]n=Θ(cn,bn)\begin{equation} [\Theta(b,c)]_n = \Theta(c_n, b_n) \end{equation}

Mit Hilfe dieses Begriffes des Inversen lassen sich jetzt die Gleichungen 4, 5, 6 so schreiben: Es ist Θ[a,λ(b,c)]=Θ[a,Θ(b,cn)]λ[Θ(a,b),c]=Θ[Θ(a,b),cn]\begin{align} \Theta[a, \lambda(b,c)] &= \Theta[a,\Theta(b,c_n)] \\ \lambda[\Theta(a,b), c] &= \Theta[\Theta(a,b), c_n] \end{align} also gibt (4): Θ[a,Θ(b,cn)]=Θ[Θ(a,b),cn] \Theta[a, \Theta(b, c_n)] = \Theta[\Theta(a, b), c_n] Ebenso gibt (5) Θ[a,Θ(bn,cn)]=Θ[Θ(a,bn),cn] \Theta[a, \Theta(b_n, c_n)] = \Theta[\Theta(a, b_n), c_n] und (6) Θ[a,Θ(c,bn)]=Θ[Θ(a,c),bn] \Theta[a, \Theta(c, b_n)] = \Theta[\Theta(a, c), b_n] und sie sind somit nur Darstellungen des associativen Princips bei der Verknüpfung directer und inverser Objecte.

With the help of this concept of inverse, the equations 4, 5, 6 can now be written thus: Θ[a,λ(b,c)]=Θ[a,Θ(b,cn)]λ[Θ(a,b),c]=Θ[Θ(a,b),cn]\begin{align} \Theta[a, \lambda(b,c)] &= \Theta[a,\Theta(b,c_n)] \\ \lambda[\Theta(a,b), c] &= \Theta[\Theta(a,b), c_n] \end{align} and so (4) gives: Θ[a,Θ(b,cn)]=Θ[Θ(a,b),cn] \Theta[a, \Theta(b, c_n)] = \Theta[\Theta(a, b), c_n] Similarly, (5) gives: Θ[a,Θ(bn,cn)]=Θ[Θ(a,bn),cn] \Theta[a, \Theta(b_n, c_n)] = \Theta[\Theta(a, b_n), c_n] and (6): Θ[a,Θ(c,bn)]=Θ[Θ(a,c),bn] \Theta[a, \Theta(c, b_n)] = \Theta[\Theta(a, c), b_n] and hence they are only presentations of the associative principle as applied to the conjunction of direct and inverse objects.

§5. Algorithmus associativer Operationen mit Commutation; Bildung der inversen Objectenreihe §5. Algorithm of associative operations with commutativity; Formation of the inverse object-series

Ist bisher das Resultat der Operation Θ(a,b)\Theta(a, b) von Θ(b,a)\Theta(b, a) als verschieden angesehen worden, so steht doch dem nichts entgegen, dass wir neben den Festsetzungen des vorigen §. noch die machen, dass jederzeit Θ(a,b)=Θ(b,a). \Theta(a, b) = \Theta(b, a). Die anderen Formen, welche man dadurch den Gleichungen des vorigen §. geben kann, indem man z. B. statt (1) und (2) Θ{b,λ(a,b)}=a\begin{equation} \Theta\{b, \lambda(a,b)\} = a \end{equation} λ{Θ(b,a),b}=a\begin{equation} \lambda\{\Theta(b,a), b\} = a \end{equation} schreibt, führen wir der Leichtigkeit wegen, mit der sie sich ergeben, hier nicht weiter an. Nur eine wesentlich neue Gleichung mag hier erwähnt werden:

Even if up to now the result of Θ(a,b)\Theta(a, b) has been seen as distinct from Θ(b,a)\Theta(b, a), nothing stands in the way of us making the determination, alongside those of the previous §., that in every case Θ(a,b)=Θ(b,a). \Theta(a, b) = \Theta(b, a). The other forms which one can give to the equations of the previous §., by writing e.g.  instead of (1) and (2) Θ{b,λ(a,b)}=a\begin{equation} \Theta\{b, \lambda(a,b)\} = a \end{equation} λ{Θ(b,a),b}=a\begin{equation} \lambda\{\Theta(b,a), b\} = a \end{equation} we will not further enumerate here, due to the simplicity with which they can be derived. Only one essentially new equation may be mentioned here:

Setzt man nämlich λ{a,λ(b,c)}=x \lambda\{a, \lambda (b, c)\} = x so hat man nach (5) λ(x,c)=λ[λ{a,λ(b,c)},c]=λ[a,Θ{c,λ(b,c)}] \lambda(x, c) = \lambda[\lambda\{a, \lambda(b,c)\}, c]= \lambda [a, \Theta\{c, \lambda(b,c)\}] Aus der durch Commutation erhaltenen Gleichung (1*) hat man Θ{c,λ(b,c)}=b \Theta\{c, \lambda(b, c)\} = b also λ(x,c)=λ(a,b)\lambda(x, c) = \lambda(a, b) und daher x=x = λ{a,λ(b,c)}=Θ{λ(a,b),c}\begin{equation} \lambda\{a, \lambda(b, c)\} = \Theta\{\lambda (a, b), c\} \end{equation} eine Gleichung, welche neben (6) gesetzt werden kann, aber eine ausdrückliche Folge der Commutativität ist — welch letztere Voraussetzung in den weiteren Untersuchungen dieses §. immer festgehalten werden soll.

If one sets λ{a,λ(b,c)}=x \lambda\{a, \lambda (b, c)\} = x then one has by (5) λ(x,c)=λ[λ{a,λ(b,c)},c]=λ[a,Θ{c,λ(b,c)}] \lambda(x, c) = \lambda[\lambda\{a, \lambda(b,c)\}, c]= \lambda [a, \Theta\{c, \lambda(b,c)\}] From the equation (1*), obtained by commutativity, one has Θ{c,λ(b,c)}=b \Theta\{c, \lambda(b, c)\} = b thus λ(x,c)=λ(a,b)\lambda(x, c) = \lambda(a, b) and therefore x=x = λ{a,λ(b,c)}=Θ{λ(a,b),c}\begin{equation} \lambda\{a, \lambda(b, c)\} = \Theta\{\lambda (a, b), c\} \end{equation} an equation which may be set alongside (6), but which is an explicit consequence of commutativity — an assumption which, in the further investigations of this §, shall always hold.

Wir haben im Vorstehenden überall die unbeschränkte Ausführbarkeit aller Operationen vorausgesetzt, d. h. angenommen, dass es in dem betrachteten Gebiete von Objecten jedesmal ein Object gibt, welches als Resultat der Operation angesehen werden kann, und insofern mit den in die Operation eingehenden Objecten gleichartig ist, als es mit letzteren oder auch mit anderen aus ähnlichen Operationen hervorgehenden Objecten nach denselben, einmal festgesetzten Regeln verknüpft werden kann.

In the foregoing we have everywhere assumed the unrestricted completability of all operations, i.e. assumed that in the domain of objects under consideration, there is always an object which can be seen as the result of the operation, and insofar as it is of the same type as the objects which go into the operation, it can be conjoined with the latter or with other objects which result from similar operations according to the same rules previously laid down.

Nicht überall aber ist das Gebiet von Anfang an so ausgedehnt; vielmehr werden wir Fälle kennenlernen, in welchen die auf eine Reihe von Objecten angewandte thetische Operation allerdings jederzeit ein Object derselben directen Reihe liefert, während die Lysis nur in gewissen Fällen zu einem solchen führt, in anderen aber nicht, somit in gewissem Sinne unausführbar ist, und erst ausführbar wird, wenn man sich zu der gegebenen Reihe von Objecten eine inverse hinzudenkt, die entweder transscendental oder in der Anschauung construirbar ist. —

But not everywhere is the domain so extended at the start; rather we will become acquainted with cases in which the thetic operation, applied to a series of objects, always delivers an object of the same direct series, while the lytic only leads to such an object in certain cases, but not in others, and is thus in a certain sense not completable; it only becomes completable if one adds in thought to the given series of objects an inverse series which is constructible either transcendentally or in intuition. —

Wenn a,ba, b Objecte der ursprünglich gegebenen Reihe bezeichnen, so wird λ(a,b)\lambda(a, b) ein Object dieser neuen Reihe oder auch unter bestimmten Bedingungen eines der ursprünglichen Reihe darstellen. Im letzteren Falle weiss man nach vorstehenden Regeln mit λ(a,b)\lambda(a, b) zu operiren, es lässt sich dies λ(a,b)\lambda(a, b) mit anderen Zeichen λ(c,d)\lambda(c, d)…, welche der ursprünglichen Reihe angehören, associativ verknüpfen. Gehört aber λ(a,b)\lambda(a, b) dieser alten Reihe nicht an, so ist es zunächst unbestimmt, wie dasselbe überhaupt mit anderen Objecten λ(c,d)\lambda(c, d)…, welche ebenfalls in der alten Reihe nicht vorhanden sind, oder auch mit denen der alten verknüpft werden solle. Hier tritt nun das Princip der Permanenz der Formen ein, indem es uns auffordert, die neuen Verknüpfungen so zu definiren, dass sie denselben formalen Bedingungen genügen, als die der ursprünglich gegebenen Objecte.

If aa and bb signify objects of the originally given series, then λ(a,b)\lambda(a, b) will present an object of this new series, or, under certain conditions, one of the original series. In the latter case, one already knows how to operate with λ(a,b)\lambda(a, b) according to the previously given rules; this λ(a,b)\lambda(a, b) may be associatively conjoined with other signs which belong to the original series. But if λ(a,b)\lambda(a, b) does not belong to the original series, then it is not yet determined how it is to be conjoined with other objects λ(c,d)\lambda(c, d) not present in the old series, nor with those of the old. At this point the principle of permanence of forms enters by calling upon us to define the new conjunctions such that they satisfy the same formal conditions as those of the originally given objects.

Aus (4) des vorigen §. findet man, wenn alle vorkommenden lytischen Verknüpfungen Objecte der alten Reihe sind: Θ[λ(a,b),λ(c,d)]=λ[Θ(λ(a,b),c),d] \Theta[\lambda (a, b), \lambda (c, d)] = \lambda[\Theta(\lambda(a,b),c),d] Vermöge der Commutativität und nach (4) hat man: Θ(λ(a,b),c)=Θ(c,λ(a,b))=λ(Θ(c,a),b) \Theta(\lambda (a, b), c) = \Theta(c, \lambda (a, b)) = \lambda(\Theta(c, a), b) und daher: Θ[λ(a,b),λ(c,d)]=λ[λ(Θ(c,a),b),d] \Theta [\lambda (a, b), \lambda (c, d)] = \lambda[\lambda(\Theta (c, a), b), d] Nach (5) aber ist: λ[λ(Θ(c,a),b),d]=λ[Θ(c,a),Θ(d,b)] \lambda [\lambda (\Theta(c, a), b),d] = \lambda[\Theta(c, a), \Theta(d, b)] also schliesslich Θ[λ(a,b),λ(c,d)]=λ[Θ(a,c),Θ(b,d)]\begin{equation} \Theta[\lambda (a, b), \lambda (c, d)] = \lambda[\Theta(a, c), \Theta (b, d)] \end{equation} Diese Gleichung nun wollen wir auch im Falle, dass die Verknüpfungen λ(a,b),λ(c,d)\lambda (a, b), \lambda(c, d) nicht beide Objecte der alten Reihe sind, als Definition ihrer thetischen Operation ansehen.

From (4) of the previous §. one finds, when all lytic conjunctions which appear there are objects of the old series: Θ[λ(a,b),λ(c,d)]=λ[Θ(λ(a,b),c),d] \Theta[\lambda (a, b), \lambda (c, d)] = \lambda[\Theta(\lambda(a,b),c),d] By commutativity and (4) one has: Θ(λ(a,b),c)=Θ(c,λ(a,b))=λ(Θ(c,a),b) \Theta(\lambda (a, b), c) = \Theta(c, \lambda (a, b)) = \lambda(\Theta(c, a), b) and thus: Θ[λ(a,b),λ(c,d)]=λ[λ(Θ(c,a),b),d] \Theta [\lambda (a, b), \lambda (c, d)] = \lambda[\lambda(\Theta (c, a), b), d] But by (5): λ[λ(Θ(c,a),b),d]=λ[Θ(c,a),Θ(d,b)] \lambda [\lambda (\Theta(c, a), b),d] = \lambda[\Theta(c, a), \Theta(d, b)] and thus finally Θ[λ(a,b),λ(c,d)]=λ[Θ(a,c),Θ(b,d)]\begin{equation} \Theta[\lambda (a, b), \lambda (c, d)] = \lambda[\Theta(a, c), \Theta (b, d)] \end{equation} We want now to look at this equation as a definition of the thetic operation for the conjunctions λ(a,b),λ(c,d)\lambda(a, b), \lambda(c, d), including in the case that they are not both objects of the old series.

Aus derselben folgt sofort die Commutativität, denn es ist Θ[λ(c,d),λ(a,b)]=λ[Θ(c,a),Θ(d,b)] \Theta[\lambda(c,d), \lambda(a,b)] = \lambda[\Theta(c, a), \Theta(d, b)] ferner auch die Associativität: denn es ist Θ(Θ[λ(a,b),λ(c,d)],λ(e,f))=Θ(λ[Θ(a,c),Θ(b,d)]λ(e,f))=λ(Θ[Θ(a,c),e],Θ[Θ(b,d),f])=λ{Θ(a,c,e),Θ(b,d,f)}\begin{multline} \Theta(\Theta[\lambda(a,b), \lambda(c,d)], \lambda(e,f)) = \Theta(\lambda[\Theta(a,c), \Theta(b, d)] \lambda (e,f)) \\ = \lambda(\Theta[\Theta(a,c),e], \Theta[\Theta(b,d), f]) \\ = \lambda\{\Theta(a,c,e), \Theta(b,d,f)\} \end{multline} und Θ(λ(a,b),Θ[λ(c,d),λ(e,f)])=Θ(λ(a,b),λ[Θ(c,e),Θ(d,f)])=λ(Θ[a,Θ(c,e)],Θ[b,Θ(d,f)])=λ{Θ(a,c,e),Θ(b,d,f)}\begin{multline} \Theta(\lambda(a,b), \Theta[\lambda(c,d), \lambda(e,f)]) = \Theta(\lambda(a,b), \lambda[\Theta(c,e), \Theta(d,f)]) \\ = \lambda(\Theta[a, \Theta(c,e)], \Theta[b,\Theta(d, f)]) \\ = \lambda\{\Theta(a,c,e), \Theta(b,d,f)\} \end{multline}

From the same, its commutativity follows immediately, for Θ[λ(c,d),λ(a,b)]=λ[Θ(c,a),Θ(d,b)] \Theta[\lambda(c,d), \lambda(a,b)] = \lambda[\Theta(c, a), \Theta(d, b)] and further its associativity: for Θ(Θ[λ(a,b),λ(c,d)],λ(e,f))=Θ(λ[Θ(a,c),Θ(b,d)]λ(e,f))=λ(Θ[Θ(a,c),e],Θ[Θ(b,d),f])=λ{Θ(a,c,e),Θ(b,d,f)}\begin{multline} \Theta(\Theta[\lambda(a,b), \lambda(c,d)], \lambda(e,f)) = \Theta(\lambda[\Theta(a,c), \Theta(b, d)] \lambda (e,f)) \\ = \lambda(\Theta[\Theta(a,c),e], \Theta[\Theta(b,d), f]) \\ = \lambda\{\Theta(a,c,e), \Theta(b,d,f)\} \end{multline} and Θ(λ(a,b),Θ[λ(c,d),λ(e,f)])=Θ(λ(a,b),λ[Θ(c,e),Θ(d,f)])=λ(Θ[a,Θ(c,e)],Θ[b,Θ(d,f)])=λ{Θ(a,c,e),Θ(b,d,f)}\begin{multline} \Theta(\lambda(a,b), \Theta[\lambda(c,d), \lambda(e,f)]) = \Theta(\lambda(a,b), \lambda[\Theta(c,e), \Theta(d,f)]) \\ = \lambda(\Theta[a, \Theta(c,e)], \Theta[b,\Theta(d, f)]) \\ = \lambda\{\Theta(a,c,e), \Theta(b,d,f)\} \end{multline}

Dass die Thesis zweier Objecte der zweiten Art λ(a,b),λ(c,d)\lambda(a,b), \lambda(c,d) immer wieder ein Object derselben Art ist, welches nämlich in der Form λ(e,f)\lambda(e,f) dargestellt werden kann, wo ee ff mit aa bb cc dd gleichartig sind, geht unmittelbar aus deren Definition hervor.

That the thesis of two objects of the second type λ(a,b),λ(c,d)\lambda(a,b), \lambda(c,d) is always an object of the same type, which can always be presented in the form λ(e,f)\lambda(e,f), where ee ff are of the same type as aa bb cc dd, follows immediately from its definition.

Es fragt sich aber weiter, ob bei der jener Thesis entsprechenden Lysis zweier Objecte der zweiten Art, nicht wiederum neue entstehen; es wird hierüber entschieden durch folgende Bemerkungen:

It may further be asked whether through the lysis, corresponding to that thesis, of two objects of the second type new objects again arise; this shall be decided through the following remarks:

Wenn der frühere Modul der Operation jetzt die Eigenschaft hat, mit einem Objecte der neuen sowohl wie der alten Reihe thetisch verbunden, das Object selbst wieder zu erzeugen, so ist nach (1) λ[Θ(a,x),Θ(b,x)]=Θ[λ(a,b),λ(x,x)]=λ(a,b)\begin{equation} \lambda[\Theta(a,x), \Theta(b,x)] = \Theta[\lambda(a,b),\lambda(x,x)] = \lambda(a,b) \end{equation} und daher z. B. λ[Θ(a,c,d),Θ(b,c,d)]=λ(a,b).\begin{equation} \lambda[\Theta(a,c,d), \Theta(b,c,d)] = \lambda(a,b). \end{equation}

When the earlier modulus of the operation now has the property that, when it is thetically conjoined with an object of either the new or the old series, it produces the object itself again, then by (1) λ[Θ(a,x),Θ(b,x)]=Θ[λ(a,b),λ(x,x)]=λ(a,b)\begin{equation} \lambda[\Theta(a,x), \Theta(b,x)] = \Theta[\lambda(a,b),\lambda(x,x)] = \lambda(a,b) \end{equation} and therefore e.g.  λ[Θ(a,c,d),Θ(b,c,d)]=λ(a,b).\begin{equation} \lambda[\Theta(a,c,d), \Theta(b,c,d)] = \lambda(a,b). \end{equation}

Die Gleichung (2) gibt uns darüber Aufschluss, in welchem Falle zwei lytische Verbindungen λ(e,f)\lambda(e,f) und λ(a,b)\lambda(a,b) als gleich anzusehen sind.

The equation (2) informs us in which circumstance two lytic conjunctions λ(e,f)\lambda(e,f) and λ(a,b)\lambda(a,b) should be seen as equal.

Nach dieser Vorbereitung gehen wir zur Beantwortung der aufgeworfenen Frage, die dahin lautet, ob immer ein Object xx von der ersten oder der zweiten Art gefunden werden könne, so dass x=λ[λ(a,b),λ(c,d)] x = \lambda[\lambda(a,b), \lambda(c,d)] gesetzt werden kann, also zufolge der Definition der Lysis λ(a,b)=Θ{x,λ(c,d)} \lambda(a, b) = \Theta\{x, \lambda(c, d)\} ist. Soll xx ein solches Object sein, so muss x=λ(y,z)x = \lambda(y, z) gesetzt werden können, wo y,zy, z Objecte der alten Art sind, also λ(a,b)=Θ{λ(y,z),λ(c,d)}=λ{Θ(y,c),Θ(z,d)} \lambda(a,b) = \Theta\{\lambda(y,z),\lambda(c,d)\} = \lambda\{\Theta(y,c), \Theta(z,d)\} Setzt man nun nach (3): λ(a,b)=λ{Θ[Θ(a,d),c],Θ[Θ(b,c),d]}=λ[Θ(y,c),Θ(z,d)]\begin{multline} \lambda (a, b) = \lambda\{\Theta[\Theta(a, d), c], \Theta[\Theta(b, c), d]\} \\ = \lambda[\Theta(y,c), \Theta(z, d)] \end{multline} so genügen y=Θ(a,d),z=Θ(b,c) y = \Theta(a,d), z = \Theta(b,c) dieser Gleichung und es ist: λ[λ(a,b),λ(c,d)]=λ[Θ(a,d),Θ(b,c)] \lambda[\lambda(a,b), \lambda(c,d)] = \lambda[\Theta(a,d), \Theta(b, c)] also da Θ(a,d),Θ(b,c)\Theta (a,d), \Theta(b,c) Objecte der ersten Art sind, die lytische Verbindung von λ(a,b)\lambda(a, b) und λ(c,d)\lambda(c, d) ein Object erster oder zweiter Art.

With this preparation, let us proceed to answer the question raised earlier, which asks whether an object xx of the first or the second type can always be found, so that x=λ[λ(a,b),λ(c,d)] x = \lambda[\lambda(a,b), \lambda(c,d)] can always be posited, hence as a consequence of the definition of the lysis λ(a,b)=Θ{x,λ(c,d)}. \lambda(a, b) = \Theta\{x, \lambda(c, d)\}. Should xx be such an object, then it must be possible to set x=λ(y,z)x = \lambda(y, z), where y,zy, z are objects of the old type, hence λ(a,b)=Θ{λ(y,z),λ(c,d)}=λ{Θ(y,c),Θ(z,d)} \lambda(a,b) = \Theta\{\lambda(y,z),\lambda(c,d)\} = \lambda\{\Theta(y,c), \Theta(z,d)\} If one now, following (3), sets: λ(a,b)=λ{Θ[Θ(a,d),c],Θ[Θ(b,c),d]}=λ[Θ(y,c),Θ(z,d)]\begin{multline} \lambda (a, b) = \lambda\{\Theta[\Theta(a, d), c], \Theta[\Theta(b, c), d]\} \\ = \lambda[\Theta(y,c), \Theta(z, d)] \end{multline} then y=Θ(a,d),z=Θ(b,c) y = \Theta(a,d), z = \Theta(b,c) satisfy this equation and: λ[λ(a,b),λ(c,d)]=λ[Θ(a,d),Θ(b,c)] \lambda[\lambda(a,b), \lambda(c,d)] = \lambda[\Theta(a,d), \Theta(b, c)] Thus, since Θ(a,d),Θ(b,c)\Theta (a,d), \Theta(b,c) are objects of the first type, the lytic conjunction of λ(a,b)\lambda(a, b) and λ(c,d)\lambda(c, d) is an object of the first or the second type.

Haben wir nun so erkannt, dass aus unserer Festsetzung über die Bedeutung einer Thesis von Objecten erster und zweiter Art mit einander, oder letzterer untereinander, nothwendig folgt, dass diese Thesis und ihre Lysis wieder auf Objecte dieser beiden Arten führen, und überhaupt für die der zweiten Art dieselben Gesetze der thetischen und lytischen Operationen gelten, als für die der ersten Art, so leuchtet ein, dass jetzt sämmtliche Sätze des vorigen §. ohne Weiteres für Objecte erster und zweiter Art in ihrer gegenseitigen Verknüpfung in Anspruch genommen werden können, und noch überdem die Formeln 4, 5, 6 jetzt, wo jede Lysis ausführbar ist, ganz allgemein und ohne jede Determination gelten werden.

If we have now recognized that from our determination about the meaning of a thesis of objects of the first and second type with one another, or of the latter among themselves, it necessarily follows that this thesis and its lysis lead again to objects of these two types, and in general, the same laws of the thetic and lytic operations are valid for those of the second type as for those of the first type, then it is manifest that now all the theorems of the previous §. can be asserted without further qualification for objects of the first and second type in their mutual conjunction, and still beyond this the formulae 4, 5, 6 will now be valid where every lysis can be carried out, entirely generally and without any determination.

Die Objecte zweiter Art bilden zunächst eine Reihe von der zweifachen Ausdehnung der Reihe, welche die der ersten einnehmen. Indessen kann man sie sämmtlich aus einer Reihe von Objecten, welche eine nicht grössere Ausdehnung als die ursprüngliche hat, durch thetische Verbindung erhalten. Führt man nämlich nach dem vorigen §. den Begriff des Inversen λ(n,b)=bn \lambda(n,b) = b_n ein, so ist λ(a,b)=Θ(a,bn) \lambda(a,b) = \Theta(a,b_n) und diese inversen Objecte bilden eine der Reihe der (directen) Objecte erster Art entsprechende Reihe, so dass jedem Gliede der einen Reihe eins der anderen in bestimmter Ordnung entspricht.

The objects of the second type at first form a series of the twofold extension of the series which those of the first occupy. Nevertheless, one can obtain them via a thetic conjunction entirely from a series of objects which has an extension not larger than the original. In particular, if one introduces, following the previous §, the concept of the inverse λ(n,b)=bn \lambda(n,b) = b_n then λ(a,b)=Θ(a,bn) \lambda(a,b) = \Theta(a,b_n) and these inverse objects form a series corresponding to the series of (direct) objects of the first type, so that to every term of the first series corresponds one of the other in a definite order.

§6. Die Addition und Subtraction §6. Addition and subtraction

Bezeichnen wir jetzt eine thetische, vollkommen eindeutige, associative Operation Θ(a,b)\Theta(a,b) durch (a+b)(a + b) und die entsprechende ebenfalls vollkommen eindeutige lytische Function λ(a,b)\lambda(a, b) mit (ab)(a - b), wo diese ihrem Begriffe nach in der Beziehung (ab)+b=a\begin{equation} (a - b) + b = a \end{equation} stehen, nennen erstere Addition, letztere Subtraction, so wird die associative Eigenschaft in der Gleichung a+(b+c)=(a+b)+c=a+b+c\begin{equation} a + (b + c) = (a + b) + c = a + b + c \end{equation} enthalten sein, aus der dann auch bei mehr als 3 Gliedern auf die gänzliche Gleichgültigkeit der Setzung der Klammern geschlossen werden kann.

Let us now designate a thetic, completely one-valued, associative operation Θ(a,b)\Theta(a,b) with a+ba + b and the corresponding, likewise completely one-valued lytic function λ(a,b)\lambda(a,b) with (ab)(a - b), where these stand, according to their concept, in the relation (ab)+b=a\begin{equation} (a - b) + b = a \end{equation} and call the former addition, the latter substraction. Then the associative property will be contained in the equation a+(b+c)=(a+b)+c=a+b+c\begin{equation} a + (b + c) = (a + b) + c = a + b + c \end{equation} from which then it may also be inferred that, even with more than three terms, the position of the parentheses is immaterial.

Aus der Definition folgt: (a+b)b=a\begin{equation} (a + b) - b = a \end{equation} nebst den Gleichungen a+(bc)=(a+b)c\begin{equation} a + (b - c) = (a + b) - c \end{equation} (ab)c=a(c+b)\begin{equation} (a - b) - c = a - (c + b) \end{equation} a(bc)=(a+c)b\begin{equation} a - (b - c) = (a + c) - b \end{equation} nach den ebenso bezifferten Gleichungen des §. 4.

From the definition follows: (a+b)b=a\begin{equation} (a + b) - b = a \end{equation} along with the equations a+(bc)=(a+b)c\begin{equation} a + (b - c) = (a + b) - c \end{equation} (ab)c=a(c+b)\begin{equation} (a - b) - c = a - (c + b) \end{equation} a(bc)=(a+c)b\begin{equation} a - (b - c) = (a + c) - b \end{equation} by the similarly-numbered equations of §. 4.

Ist 00 der Modul der Operation, so dass a+0=a\begin{equation} a + 0 = a \end{equation} so folgt ebenfalls nach §. 4 0+c=c\begin{equation} 0 + c = c \end{equation} a0=a\begin{equation} a - 0 = a \end{equation} bb=0\begin{equation} b - b = 0 \end{equation} Stehen zwei Objecte aa und bb in der Beziehung, dass 0a=b 0 - a = b so schreibt man: a=b\begin{equation} -a = b \end{equation} und nennt bb das zu aa negative; dann gelten die Regeln: (c)=c\begin{equation} -(-c) = c \end{equation} ac=a+(c)\begin{equation} a - c = a + (-c) \end{equation} a+c=a(c)\begin{equation} a + c = a -(-c) \end{equation} (bc)=cb\begin{equation} - (b - c) = c - b \end{equation} (b+c)=(c)+(b)\begin{equation} - (b + c) = (-c) + (-b) \end{equation} Gilt ausser der Associativität auch die Commutativität, so hat man nach §. 5 unter anderen die Gleichungen b+(ab)=a\begin{equation} b + (a - b) = a \end{equation} (b+a)b=a\begin{equation} (b + a) - b = a \end{equation} a(bc)=(ab)+c\begin{equation} a - (b - c) = (a - b) + c \end{equation} hinzu zu fugen, wo wir die übrigen, da sie sich durch Vertauschung der Glieder sehr leicht ergeben, hier nicht weiter anführen.

If 00 is the modulus of the operation, so that a+0=a\begin{equation} a + 0 = a \end{equation} then it follows similarly by §. 4 0+c=c\begin{equation} 0 + c = c \end{equation} a0=a\begin{equation} a - 0 = a \end{equation} bb=0\begin{equation} b - b = 0 \end{equation} If two objects aa and bb stand in the relation, that 0a=b 0 - a = b then one writes: a=b\begin{equation} -a = b \end{equation} and calls bb the negative of aa; then the following rules are valid: (c)=c\begin{equation} -(-c) = c \end{equation} ac=a+(c)\begin{equation} a - c = a + (-c) \end{equation} a+c=a(c)\begin{equation} a + c = a -(-c) \end{equation} (bc)=cb\begin{equation} - (b - c) = c - b \end{equation} (b+c)=(c)+(b)\begin{equation} - (b + c) = (-c) + (-b) \end{equation} If, besides associativity, commutativity also holds, then according to §. 5, the following equations, among others, are to be added to these: b+(ab)=a\begin{equation} b + (a - b) = a \end{equation} (b+a)b=a\begin{equation} (b + a) - b = a \end{equation} a(bc)=(ab)+c\begin{equation} a - (b - c) = (a - b) + c \end{equation} though we will not enumerate the remaining ones, since they result very easily by exchanging the terms.

§7. Die Multiplication und Division §7. Multiplication and Division

Wird eine neue associative, im Allgemeinen vollkommen eindeutige Operation, die Multiplication und ihre Lysis, die Division durch die Zeichen aba\cdot b und ab\frac{a}{b} dargestellt, so hat man nach §. 4 abb=a\begin{equation} \frac{a}{b} b = a \end{equation} abb=a\begin{equation} \frac{ab}{b} = a \end{equation} a(bc)=(ab)c=abc\begin{equation} a(bc) = (ab) c = a b c \end{equation} Ferner abc=abc\begin{equation} a\frac{b}{c} = \frac{ab}{c} \end{equation} abc=acb\begin{equation} \frac{\frac{a}{b}}{c} = \frac{a}{cb} \end{equation} abc=acb\begin{equation} \frac{a}{\frac{b}{c}} = \frac{ac}{b} \end{equation}

If a new associative, in general completely one-valued operation, multiplication, and its lysis, division, are presented via the signs aba\cdot b and ab\frac{a}{b}, then one has, by §. 4: abb=a\begin{equation} \frac{a}{b} b = a \end{equation} abb=a\begin{equation} \frac{ab}{b} = a \end{equation} a(bc)=(ab)c=abc\begin{equation} a(bc) = (ab) c = a b c \end{equation} Further abc=abc\begin{equation} a\frac{b}{c} = \frac{ab}{c} \end{equation} abc=acb\begin{equation} \frac{\frac{a}{b}}{c} = \frac{a}{cb} \end{equation} abc=acb\begin{equation} \frac{a}{\frac{b}{c}} = \frac{ac}{b} \end{equation}

Nennt man nun 1 den Modul dieser Operation, so dass a1=a\begin{equation} a\cdot 1 = a \end{equation} so folgt 1c=c\begin{equation} 1\cdot c = c \end{equation} a1=a\begin{equation} \frac{a}{1} = a \end{equation} bb=1\begin{equation} \frac{b}{b} = 1 \end{equation}

If one now calls the modulus of this operation 1, so that a1=a\begin{equation} a\cdot 1 = a \end{equation} then it follows that 1c=c\begin{equation} 1\cdot c = c \end{equation} a1=a\begin{equation} \frac{a}{1} = a \end{equation} bb=1\begin{equation} \frac{b}{b} = 1 \end{equation}

Für die reciproken Zahlen 1a\frac{1}{a} gelten dann die Regeln: 11c=c\begin{equation} \frac{1}{\frac{1}{c}} = c \end{equation} ac=a1c\begin{equation} \frac{a}{c} = a\frac{1}{c} \end{equation}

For the reciprocal numbers 1a\frac{1}{a}, the following rules are then valid: 11c=c\begin{equation} \frac{1}{\frac{1}{c}} = c \end{equation} ac=a1c\begin{equation} \frac{a}{c} = a\frac{1}{c} \end{equation}

Wir nennen die jetzige Operation nur dann eine Multiplication, und die des vorigen §. eine Addition, wenn beide mit einander durch das distributive Princip in seinen beiden Theilen (a+b)c=ac+bc\begin{equation} (a + b)c = ac + bc \end{equation} a(c+d)=ac+ad\begin{equation} a(c + d)= ac + ad \end{equation} verbunden sind und ausserdem der Modul der Addition die Eigenschaft hat, dass a0=0,0a=0\begin{equation} a\cdot 0 = 0, 0\cdot a = 0 \end{equation} worin unmittelbar ausgesprochen ist, dass, wenn der eine Factor eines Productes Null ist, der andere sich ändern kann, ohne dass der Werth des Productes aufhört, Null zu bleiben. Die Division mit Null ist daher gänzlich unbestimmt.

We only call the present operation a multiplication, and that of the previous §. an addition, if they are both connected with one another via the distributive principle in both its parts (a+b)c=ac+bc\begin{equation} (a + b)c = ac + bc \end{equation} a(c+d)=ac+ad\begin{equation} a(c + d)= ac + ad \end{equation} and in addition the modulus of the addition has the property that a0=0,0a=0\begin{equation} a\cdot 0 = 0, 0\cdot a = 0 \end{equation} in which it is immediately expressed that, if the one factor of a product is zero, the other can also change without the value of the product ceasing to remain zero. Division by zero is therefore completely undetermined.

Ist schon hiedurch die Voraussetzung einer vollkommenen Eindeutigkeit der Multiplication und Division durchbrochen, so wollen wir überhaupt bei der Division die unbedingte Eindeutigkeit nicht als zu ihrem Begriffe nothwendige Eigenschaft ansehen. In der That werden wir in später zu behandelnden Systemen, von verschiedene Zahlen antreffen, welche insofern den Charakter des Modul an sich tragen, als eine Veränderung des anderen Factors in einem Producte, deren einen Factor sie abgeben, nicht nothwendig dessen Werth ändert, so dass dann auch die Division durch dieselben gänzlich unbestimmt wird (vergl. den VIII. Abschnitt).

Since the assumption of complete one-valuedness of multiplication and division is thereby broken, we do not want to look at unconditional one-valuedness as a necessary property of the concept of division in general. Indeed, in systems to be treated later, we will come upon distinct numbers which carry the character of the modulus in themselves, insofar as a product to which they give one factor does not necessarily change its value when the other factor changes, so that then too, division will be entirely undetermined by them (cf. Chapter VIII).

An Stelle der beiden Theile des distributiven Principes kann man eine einzige Formel setzen. Entwickelt man nämlich zunächst nach (17) (a+b)(c+d)=a(c+d)+b(c+d) (a + b)(c + d) = a(c + d) + b(c + d) so hat man nach (18), (a+b)(c+d)=ac+ad+bc+bd\begin{equation} (a + b)(c + d) = ac + ad + bc + bd \end{equation} Wendet man dagegen zunächst (18) an: (a+b)(c+d)=(a+b)c+(a+b)d (a + b)(c + d) = (a + b)c + (a + b)d und dann (17), so findet man: (a+b)(c+d)=ac+bc+ad+bd (a + b)(c + d) = ac + bc + ad + bd

One can put a single formula in place of the two parts of the distributive principle. If one develops, namely, by (17) (a+b)(c+d)=a(c+d)+b(c+d) (a + b)(c + d) = a(c + d) + b(c + d) then one has by (18), (a+b)(c+d)=ac+ad+bc+bd\begin{equation} (a + b)(c + d) = ac + ad + bc + bd \end{equation} If on the other hand one first applies (18): (a+b)(c+d)=(a+b)c+(a+b)d (a + b)(c + d) = (a + b)c + (a + b)d and then (17), then one finds: (a+b)(c+d)=ac+bc+ad+bd (a + b)(c + d) = ac + bc + ad + bd

Vergleicht man dies mit (20), so findet man, dass beide in der Aufeinanderfolge der Glieder verschieden sind, und daher: ad+bc=bc+ad ad + bc = bc + ad oder wenn man c=1,d=1c = 1, d = 1 setzt a+b=b+a a + b = b + a sein muss, woraus wir den wichtigen Satz ableiten, dass, wenn zwei Operationen durch das volle distributive Princip mit einander verbunden sind, dann die erste nothwendig die commutative Eigenschaft besitzt. Nennen wir nun in der Regel zwei in dieser Weise von einander abhängige Operationen, Addition und Multiplication, so folgt aus rein formalen Gründen: die Addition ist stets commutativ. Die Multiplication aber werden wir im Allgemeinen nicht commutativ annehmen.

If we compare this with (20), we find that they differ in the ordering of their terms, and thus it must be that: ad+bc=bc+ad ad + bc = bc + ad or if one sets c=1,d=1c = 1, d = 1: a+b=b+a a + b = b + a From this we derive the important theorem that, if two operations are connected with one another by the full distributive principle, then the first necessarily possesses the commutative property. If, as usual, we now call two such operations which are dependent on one another in this way addition and multiplication, then it follows on purely formal grounds that addition is always commutative. We will not, however, assume in general that multiplication is commutative.

Aus den vorstehenden Beziehungen der Addition und Multiplication zu einander, lassen sich noch mehrere wichtige Folgerungen ableiten.

Several important consequences may be derived from the above relations of addition and multiplication to each other.

Aus (17) folgt für b=ab = -a, da a+(a)=0a + (-a) = 0 also: (a+(a))c=0(a + (-a))c = 0 ist, ac+(a)c=0ac + (-a)c = 0 also (a)c=ac\begin{equation} (-a)c = -ac \end{equation} Aus (18) für d=cd = -c a(c)=ac\begin{equation} a(-c) = -ac \end{equation} Setzt man in (21), c-c statt cc, so wird (a)(c)=a(c)(-a)(-c) = -a(-c) nach (22) =(ac)=+ac= -(-ac) = +ac also (a)(c)=ac\begin{equation} (-a)(-c) = ac \end{equation}

From (17) follows, for b=ab = -a, since a+(a)=0a + (-a) = 0, so: (a+(a))c=0(a + (-a))c = 0, ac+(a)c=0ac + (-a)c = 0 and thus (a)c=ac\begin{equation} (-a)c = -ac \end{equation} From (18) for d=cd = -c a(c)=ac\begin{equation} a(-c) = -ac \end{equation} If one puts c-c instead of cc in (21), then it follows by (22) (a)(c)=a(c)=(ac)=+ac(-a)(-c) = -a(-c) = -(-ac) = +ac and thus (a)(c)=ac\begin{equation} (-a)(-c) = ac \end{equation}

Können so die bekannten Regeln der Multiplication negativer Zahlen aus dem distributiven Princip abgeleitet werden, so wird die entsprechende Aufgabe, die Regeln der Addition reciproker Zahlen oder von Quotienten ohne Commutation zu geben, nicht in der gewöhnlichen Weise gelöst werden können. Denn man hat (ab+cd)bd=abbd+cdbd=ad+c1dbd \left(\frac{a}{b} + \frac{c}{d}\right)bd = \frac{a}{b}bd + \frac{c}{d}bd = ad + c\frac{1}{d}bd also ab+cd=ad+c1dbdbd \frac{a}{b} + \frac{c}{d} = \frac{ad + c\frac{1}{d}bd}{bd} ein Ausdruck, welcher im Allgemeinen nicht weiter reducirt werden kann; nur wenn b=db = d ist, hat man: (ab+cb)b=abb+cbb=a+c \left(\frac{a}{b} + \frac{c}{b}\right) b = \frac{a}{b} b + \frac{c}{b} b = a + c also ab+cb=a+cb\begin{equation} \frac{a}{b} + \frac{c}{b} = \frac{a + c}{b} \end{equation} Ist aber die Multiplication commutativ, so findet man: ab+cd=ad+cbbd\begin{equation} \frac{a}{b} + \frac{c}{d} = \frac{ad + cb}{bd} \end{equation} Ohne Commutation kann man Ausdrücke, wie: abcd=a1bc1d \frac{a}{b}\frac{c}{d} = a\frac{1}{b}c\frac{1}{d} nicht weiter, etwa auf acbd\frac{ac}{bd} reduciren, und bab,babb\frac{a}{b}, \frac{ba}{b} ist von aa im Allgemeinen verschieden.

Though the well-known rules of multiplication of negative number can be derived from the distributive principle, the corresponding problem, to give the rules of addition of reciprocal numbers or of quotients without commutativity, will not be able to be solved in the usual way. For one has (ab+cd)bd=abbd+cdbd=ad+c1dbd \left(\frac{a}{b} + \frac{c}{d}\right)bd = \frac{a}{b}bd + \frac{c}{d}bd = ad + c\frac{1}{d}bd thus ab+cd=ad+c1dbdbd \frac{a}{b} + \frac{c}{d} = \frac{ad + c\frac{1}{d}bd}{bd} an expression which in general cannot be further reduced; only when b=db = d does one have: (ab+cb)b=abb+cbb=a+c \left(\frac{a}{b} + \frac{c}{b}\right) b = \frac{a}{b} b + \frac{c}{b} b = a + c thus ab+cb=a+cb\begin{equation} \frac{a}{b} + \frac{c}{b} = \frac{a + c}{b} \end{equation} If however the multiplication is commutative, one finds: ab+cd=ad+cbbd\begin{equation} \frac{a}{b} + \frac{c}{d} = \frac{ad + cb}{bd} \end{equation} Without commutativity, one cannot further reduce expressions like: abcd=a1bc1d \frac{a}{b}\frac{c}{d} = a\frac{1}{b}c\frac{1}{d} for example to acbd\frac{ac}{bd}, and bab,babb\frac{a}{b}, \frac{ba}{b} are in general distinct from aa.

Unter Voraussetzung der Commutativität des Productes aber hat man bab=a\begin{equation} b\frac{a}{b} = a \end{equation} bab=a\begin{equation} \frac{ba}{b} = a \end{equation} abc=abc\begin{equation} \frac{a}{\frac{b}{c}} = \frac{a}{b} \cdot c \end{equation}

Under the assumption of commutativity of the product, however, one has bab=a\begin{equation} b\frac{a}{b} = a \end{equation} bab=a\begin{equation} \frac{ba}{b} = a \end{equation} abc=abc\begin{equation} \frac{a}{\frac{b}{c}} = \frac{a}{b} \cdot c \end{equation}

Die in den beiden letzten Paragraphen statuirten formalen Gesetze der Addition und Multiplication sind den bekannten und in §. 1, 2 angeführten Gesetzen der actuellen Addition und Multiplication in der Grössenlehre, mit einiger Freiheit (in Bezug auf die Commutativität) nachgebildet. Diese Gesetze sind es nun, die wir auf die Gebiete der Anschauung, in’s Besondere des Raumes im Folgenden übertragen werden; und dies ist die eine Seite des Principes der Permanenz der formalen Gesetze.

The formal laws of addition and multiplication established in the previous two sections are patterned on the well-known laws of Actual addition and multiplication in the theory of magnitude, introduced in §. 1, 2 — though with some liberty taken (with respect to commutativity). It is these laws which we will now in the following carry over to the domain of intuition, in particular the domain of space; and this is the one side of the principle of permanence of formal laws.

Wir werden dabei im Allgemeinen so verfahren: Wenn ein Gebiet von Objecten gegeben ist, so wird man zunächst fragen, ob es eine auf sie anwendbare Operation gebe, welcher die Eigenschaften der Addition zukommen. Eine stricte Methode zur Beantwortung dieser Frage gibt es allerdings nicht, vielmehr wird die productive Erfindung sie lösen müssen; das Princip der Permanenz leistet dabei gute Dienste. Ist aber eine Operation gefunden, welche die Eigenschaften der Addition hat, so wird man weiter fragen, ob es eine entsprechende Multiplication gebe; um dies zu beantworten, wird man die Principien der Multiplication wiederum in mehr oder minder speciellen Fällen benutzen, und so dazu gelangen die Multiplication actuell zu definiren. Ist dies geschehen, so bleibt es dann noch übrig, in synthetischem Gange nachzuweisen, dass in der That alle fundamentalen Principien der Operation, wie sie in diesem §. gelehrt sind, erfüllt sind, und erst dann wird man die Operation streng genommen als Multiplication bezeichnen können. Das Princip der Permanenz ist hiebei überall nur ein im methodologischen Sinne dieses Wortes, analytisches; es müssen stets eine Reihe von arbiträren Annahmen gemacht werden, welche es nicht beweist, sondern nur leitet. Dass jene Annahmen arbiträr sind, geht genügend daraus hervor, dass verschiedene actuelle Operationen gegeben werden können, welche sämmtlich den allgemeinen formalen Regeln genügen.

As we do so, we will in general proceed as follows: when a domain of objects is given, we will first ask whether there is an operation applicable to it to which the properties of addition belong. There is however no strict method for answering this question; it must rather be resolved by productive invention, and the principle of permanence performs here an admirable service. If however an operation is found which has the properties of addition, we will further ask whether there is a corresponding multiplication; in order to answer this question, one uses the principles of multiplication in more or less specific cases, and thus achieves an Actual definition of multiplication. Once this has taken place, it remains to be shown synthetically that in fact all the fundamental principles of the operation as they have been set out in this §. are fulfilled, and it is strictly speaking only then that one will be able to call the operation multiplication. The principle of permanence is everywhere here a principle which is, in the merely methodological sense of this word, analytic; a series of arbitrary assumptions must always be made, which it does not prove, but rather suggests. That these assumptions are arbitrary follows from the fact that distinct Actual operations can be given which all satisfy the general formal rules.

Ebenso wie man die vorhergehenden Festsetzungen und daraus abgeleiteten Folgerungen auf die Geometrie übertragen kann, so kommen sie auch in der Theorie der complexen Zahlen in Anwendung. Einmal enthalten sie die Regeln ihrer Addition und Multiplication und dienen, wie im folgenden Abschnitt nachgewiesen werden wird, zur Definition ihres Charakters.

Just as the preceding determinations and the consequences derived from them can be carried over to geometry, they also find application in the theory of complex numbers. They contain at once the rules of their addition and multiplication and serve, as will be proven in the following chapter, as a definition of their character.

Andererseits aber kann man auch fragen, ob es in einem gegebenen Zahlensysteme noch andere Operationen Θ,λ,\Theta, \lambda, \ldots gebe, welche diesen Regeln genügen. Die Beantwortung dieser Frage gehört in die Theorie der Functionen und hat tiefere Bedeutung nur für den calculus of operations; doch wollen wir eine hieher gehörige Untersuchung, welche sich auf das gemeine complexe Zahlensystem bezieht, wenigstens in ihren Resultaten mittheilen:

On the other hand, one can also ask whether in a given number system there are still other operations Θ,λ,\Theta, \lambda, \ldots which satisfy these rules. The answer to this question belongs in the theory of functions and only has a deeper significance for the calculus of operations; but we here want to share at least the results of a investigation belonging to this domain which refers to the common complex number system:

Eine associative und commutative Function Θ(x,y)\Theta(x,y) mit dem Modul mm wird stets von der Form: Θ(x,y)=ϕ1[ϕ(x)+ϕ(y)ϕ(m)] \Theta(x,y) = \phi_1 [\phi(x) + \phi(y) - \phi(m)] sein, wo ϕ,ϕ1\phi, \phi_1 zwei inverse Functionen sind, so dass ϕ1(ϕ(x))=x\phi_1(\phi(x)) = x. Soll eine andere associative und commutative Function π\pi mit dem Modul nn, π(x,y)=ψ1[ψ(x)+ψ(y)ψ(m)] \pi(x,y) = \psi_1 [\psi(x) + \psi(y) - \psi(m)] mit Θ\Theta durch das distributive Princip π[Θ(x,y),z]=Θ[π(x,z),π(y,z)] \pi[\Theta(x,y),z] = \Theta[\pi(x,z), \pi(y,z)] verbunden sein, so ergibt sich als allgemeine Form derselben: ψ(x)=1alog[ϕ(x)ϕ(m)] \psi(x) = \frac{1}{a}\log{[\phi(x) - \phi(m)]} wo aa eine beliebige Constante ist. Setzt man ϕ(x)=x\phi(x) = x so erhält man hieraus die Addition und Multiplication; die Form ϕ(x)=ax+bcx+d \phi(x) = \frac{ax + b}{cx + d} gibt unter gewissen Voraussetzungen über die Stetigkeit der Functionen überhaupt, die einzigen eindeutigen Operationen Θ,π\Theta, \pi.

An associative and commutative function Θ(x,y)\Theta(x,y) with the modulus mm will always be of the form Θ(x,y)=ϕ1[ϕ(x)+ϕ(y)ϕ(m)] \Theta(x,y) = \phi_1 [\phi(x) + \phi(y) - \phi(m)] where ϕ,ϕ1\phi, \phi_1 are two inverse functions, so that ϕ1(ϕ(x))=x\phi_1(\phi(x)) = x. Should there be another associative and commutative function π\pi with modulus nn, π(x,y)=ψ1[ψ(x)+ψ(y)ψ(m)] \pi(x,y) = \psi_1 [\psi(x) + \psi(y) - \psi(m)] connected with Θ\Theta via the distributive principle π[Θ(x,y),z]=Θ[π(x,z),π(y,z)] \pi[\Theta(x,y),z] = \Theta[\pi(x,z), \pi(y,z)] then the following results as its general form: ψ(x)=1alog[ϕ(x)ϕ(m)] \psi(x) = \frac{1}{a}\log{[\phi(x) - \phi(m)]} where aa is an arbitrary constant. If one sets ϕ(x)=x\phi(x) = x, one gets addition and multiplication from this; ϕ(x)=ax+bcx+d \phi(x) = \frac{ax + b}{cx + d} gives, under certain assumptions about the continuity of functions in general, the unique one-valued operations Θ,π\Theta, \pi.

III. Abschnitt. Die reellen Zahlen in ihrem formalen Begriffe. Chapter III. The real numbers in their formal concept.

§8. Begriff eines Zahlensystems §8. The concept of a number system

Bisher sind Objecte verbunden worden, die Resultate ihrer Verbindung mit neuen Zeichen versehen u. s. f., aber ohne dass in der Bezeichnung ein bestimmter Plan verfolgt worden wäre. Es leuchtet ein, dass dabei eine eigentliche Ausführung der Rechnungsöperationen, d. h. eine Darstellung des Resultates durch neue, zusammenfassende Zeichen nicht möglich ist. Eine solche wird erst dann möglich werden, wenn man auf eine consequente Weise sich ein Zeichensystem verschafft, so dass man das Resultat einer jeden Operation nothwendig durch eines derselben darstellen muss. Ein solches System kann nur geschaffen werden, indem man von gewissen Elementen, den Einheiten ausgeht, diese auf alle mögliche Weise durch gewisse Operationen verbindet und die Resultate dieser Operationen mit neuen Zeichen signirt. Diese neuen Zeichen werden dann nach vorstehenden Regeln wiederum zu verknüpfen sein und zu neuen Zeichen Veranlassung geben u. s. f.  Fährt man so fort, bis man zu neuen Zeichen nicht mehr gelangt, also die Resultate der neuen Operationen durch die schon vorhandenen jedesmal ausgedrückt werden können, so nennt man die gebildete Zeichenreihe ein abgeschlossenes System oder Gebiet, dessen Ordnung ich nach der Zahl von Einheiten benenne, welche bei seiner Bildung verwandt worden sind. Verschiedene solche Gebiete erhält man, indem man von verschiedenen Einheiten ausgeht oder den Operationen ausser den zuvor bemerkten allgemeinen Eigenschaften noch andere beilegt, welche mit ihnen nicht nothwendig gegeben sind, aber auch nicht im Widerspruch stehen dürfen. Eine Forderung bei der Ausbildung eines solchen Systemes wird die möglichste Sparsamkeit in der Anwendung von Zeichen sein; denn nur sie wird die Uebersichtlichkeit in demselben ermöglichen.

Up to now objects have been combined, the results of their combination furnished with new signs, and so on, but without a definite plan having been pursued in the notation. It is manifest that an actual implementation of the arithmetic operations, i.e., a presentation of the result by means of new, unifying signs, is not thereby possible. It would only become possible when one obtains a system of signs in a consistent manner, so that the result of each operation must necessarily be presented through one of the same. Such a system can only be created by starting from certain elements, the units, combining them in every possible way through certain operations, and inscribing the results of these operations with new signs. These new signs will then again be conjoined, in accordance with the previously given rules, and give rise to new signs, and so on. One goes on until one no longer reaches new signs, so the results of new operations can always be expressed through those already at hand. The thus-developed sequence of signs is called a closed system or domain, whose ordering I designate according to the number of units which have been related in its formation. One gets different domains by assuming different units, or attaching to the operations other properties besides the aforementioned general ones, which are not necessarily given with them, but which cannot be in contradiction with them. A demand in the formation of such a system will be to be as economical as possible in its use of signs; for only this will make possible the surveyability of the system.

Die Zeichen eines solchen Systemes nenne ich Zahlen und setze also deren Begriff in einen nothwendigen Zusammenhang mit den Operationen, durch welche sie gebildet werden und in einander übergehen. Jede Veränderung der Operationsregeln bringt eine Veränderung der Zahlen mit sich.

I call the signs of such a system numbers, and thus set their concept in a necessary context with the operations through which they are formed and pass into one another. Every change of the operations brings a change of the numbers with it.

Eine andere Definition des Begriffes der formalen Zahlen kann nicht gegeben werden; jede andere muss aus der Anschauung oder Erfahrung Vorstellungen zu Hilfe nehmen, welche zu dem Begriffe in einer nur zufälligen Beziehung stehen, und deren Beschränktheit einer allgemeinen Untersuchung der Rechnungsoperationen unübersteigliche Hindernisse in den Weg legt. Die Definition der formalen Zahl kann hienach dahin gegeben werden:

A different definition of the concept of the formal numbers cannot be given; every other definition must rely on representations from intuition or experience, which stand in only an accidental relation to the concept, and whose restrictedness places insurmountable obstacles in the way of a general investigation of the arithmetic operations. The definition of a formal number can be given therefore as follows:

Eine Zahl ist der Ausdruck gewisser formaler Beziehungen beliebiger Objecte zu einander; ein Zahlensystem stellt eine systematisch geordnete Reihe solcher Beziehungen oder Verknüpfungen dar, deren Wesen den Character des Zahlensystems ausmacht.

A number is the expression of certain formal relations of arbitrary objects to one another; a number system represents a systematically ordered series of such relations or operations, whose essence constitutes the character of the number system.

Dass wir mit dieser Definition nicht in Widerspruch mit der S. 6 gegebenen treten, bedarf nach dem Vorangegangenen keines Beweises. Dort handelte es sich um die actuellen Zahlen, hier um formale; unter diese können jene subsumirt werden, welche in’s Besondere die aus dem Grössenbegriffe hervorgehenden Beziehungen der Objecte zu einander und entweder deren Stellung in einer Reihe geordneter Objecte (Ordinalzahlen) oder das eigentliche Grössenverhältniss (Cardinalzahlen) ausdrücken.

That with this definition we are not in contradiction with the one given on p. 6 needs, after the foregoing, no proof. There we were concerned with the Actual numbers, here with formal numbers; the others can be subsumed under these, which express in particular the previous relations from the concept of quantity of objects to one another and either their placing in a series of ordered objects (ordinal numbers) or the actual relation of quantity (cardinal numbers).

§9. Die positiven ganzen Zahlen §9. The positive whole numbers

Soll ein Zahlensystem aus einem einzigen Elemente gebildet werden, so wird man dazu den Modul der Addition nicht gebrauchen können, wohl aber den Modul 1 der Multiplication, indem man 1+1=2,2+1=3,3+1=4, 1 + 1 = 2, 2+1 = 3, 3 + 1 = 4, \ldots setzt. Die so erhaltenen Zahlen nennt man die absoluten oder numerischen Zahlen und 1 die numerische Einheit. Was ihre Verknüpfung miteinander betrifft, so kann sie an und für sich nach beliebigen Regeln stattfinden. Indess werden uns hier die in §. 6 und 7 gelehrten als Richtschnur dienen, dürfen jedoch ohne Beweis ihrer Verträglichkeit untereinander jetzt, wo eine Zahl an sich selbst die Spur ihrer Entstehung trägt, nicht sofort in ihrem ganzen Umfange angewandt werden.

Addition. So wählen wir zur Definition der Summe (A+B)(A + B) zweier Zahlen nicht das associative Princip in seiner Allgemeinheit, da dieses mehr als die nothwendigen Bestimmungsstücke in sich enthält, sondern einen Fall desselben: A+(B+1)=(A+B)+1\begin{equation} A + (B + 1) = (A + B) + 1 \end{equation} Diese Gleichung bestimmt jede Summe. Denn setzt man zunächst B=1B = 1, so findet man A+(1+1)=(A+1)+1A + (1 + 1) = (A + 1) + 1, also da 1+1=21 + 1 = 2 ist, A+2=(A+1)+1A + 2 = (A + 1) + 1, wo (A+1)+1(A + 1) + 1 eine Zahl unserer Reihe, ihrer Definition nach ist. Dann ist, B=2B = 2 gesetzt A+(2+1)=(A+2)+1A + (2 + 1) = (A + 2) + 1 oder A+3=(A+2)+1A + 3 = (A + 2) + 1, wo (A+2)(A + 2) und daher auch (A+2)+1(A + 2) + 1 also (A+3)(A + 3) eine Zahl unserer Reihe ist.

A+(B+1)=(A+B)+1\begin{equation} A + (B + 1) = (A + B) + 1 \end{equation}

Auf diesem Wege findet man durch ein recurrirendes Verfahren, welches ohne alle Anschauung, rein mechanisch vor sich geht, unzweideutig jede Summe zweier Zahlen, um z. B. (7+5)(7 + 5) zu finden, haben wir 7+5=7+(4+1)=(7+4)+1 7 + 5 = 7 + (4 + 1) = (7 + 4) + 1 Es ist aber 7+4=7+(3+1)=(7+3)+17+3=7+(2+1)=(7+2)+17+2=7+(1+1)=(7+1)+17+1=8\begin{align} 7 + 4 &= 7 + (3 + 1) &= (7 + 3) + 1 \\ 7 + 3 &= 7 + (2 + 1) &= (7 + 2) + 1 \\ 7 + 2 &= 7 + (1 + 1) &= (7 + 1) + 1 \\ 7 + 1 &= 8 \end{align} also 7+2=8+1=97 + 2 = 8 + 1 = 9, 7+3=9+1=107 + 3 = 9 + 1 = 10, 7+4=10+1=117 + 4 = 10 + 1 = 11, und endlich 7+5=11+1=127 + 5 = 11 + 1 = 12.

In this way, through a recursive process which proceeds without intuition and purely mechanically, one finds each sum of two numbers unambiguously. To find (7+5)(7 + 5), for example, we have 7+5=7+(4+1)=(7+4)+1 7 + 5 = 7 + (4 + 1) = (7 + 4) + 1 But then 7+4=7+(3+1)=(7+3)+17+3=7+(2+1)=(7+2)+17+2=7+(1+1)=(7+1)+17+1=8\begin{align} 7 + 4 &= 7 + (3 + 1) &= (7 + 3) + 1 \\ 7 + 3 &= 7 + (2 + 1) &= (7 + 2) + 1 \\ 7 + 2 &= 7 + (1 + 1) &= (7 + 1) + 1 \\ 7 + 1 &= 8 \end{align} thus 7+2=8+1=97 + 2 = 8 + 1 = 9, 7+3=9+1=107 + 3 = 9 + 1 = 10, 7+4=10+1=117 + 4 = 10 + 1 = 11, and finally 7+5=11+1=127 + 5 = 11 + 1 = 12.

Die Summe ist also stets eindeutig und ändert sich, wenn sich einer der Summanden ändert.

Dass die Addition associativ ist, lässt sich folgendermassen er- weisen. Vorausgesetzt, dass die Gleichung: A+(B+Γ)=(A+B)+Γ\begin{equation} A + (B + \Gamma) = (A + B) + \Gamma \end{equation} erfüllt ist, hat man, indem man (1) zweimal anwendet: A+{B+(Γ+1)}=A+{(B+Γ)+1}={A+(B+Γ)}+1 A + \{B + (\Gamma + 1) \} = A + \{(B + \Gamma) + 1\} = \{A + (B + \Gamma)\} + 1

A+(B+Γ)=(A+B)+Γ\begin{equation} A + (B + \Gamma) = (A + B) + \Gamma \end{equation} (1)A+{B+(Γ+1)}=A+{(B+Γ)+1}={A+(B+Γ)}+1 A + \{B + (\Gamma + 1) \} = A + \{(B + \Gamma) + 1\} = \{A + (B + \Gamma)\} + 1

Nach (2) aber ist dies ={(A+B)+Γ}+1= \{(A + B) + \Gamma\} + 1, also nach (1) ={A+B}+(Γ+1)= \{A + B\} + (\Gamma + 1), also A+{B+(Γ+1)}={A+B}+(Γ+1) A + \{B + (\Gamma + 1)\} = \{A + B\} + (\Gamma + 1) Gilt also das associative Princip in (2), so gilt es auch, wenn Γ\Gamma durch (Γ+1)(\Gamma + 1) ersetzt wird. Da (2) für Γ=1\Gamma = 1 nach (1) jedenfalls erfüllt ist, so gilt (2) nach einer bekannten Schlussweise allgemein.

(2) (1) A+{B+(Γ+1)}={A+B}+(Γ+1) A + \{B + (\Gamma + 1)\} = \{A + B\} + (\Gamma + 1)

Was das commutative Princip betrifft, so kann dasselbe aus dem associativen leicht abgeleitet werden. Es sei 1+A=A+1\begin{equation} 1 + A = A + 1 \end{equation} so ist, nach (1), (3) 1+(A+1)=(1+A)+1=(A+1)+1 1 + (A + 1) = (1 + A) + 1 = (A + 1) + 1 Da nun (3) für A=1A = 1 erfüllt ist und aus ihm die entsprechende Gleichung, in der (A+1)(A + 1) die Stelle von AA vertritt, abgeleitet werden kann, so gilt (3) allgemein.

(1), (3) 1+A=A+1\begin{equation} 1 + A = A + 1 \end{equation}

Ferner sei A+B=B+A\begin{equation} A + B = B + A \end{equation} so ist A+(B+1)=(A+B)+1=(B+A)+1=B+(A+1)=B+(1+A) A + (B + 1) = (A + B) + 1 = (B + A) + 1 = B + (A + 1) = B + (1 + A) nach (1), (4), (1), (3), also nach (2) A+(B+1)=(B+1)+A A + (B + 1) = (B + 1) + A womit denn auch (4) allgemein erwiesen ist.

A+B=B+A\begin{equation} A + B = B + A \end{equation} A+(B+1)=(A+B)+1=(B+A)+1=B+(A+1)=B+(1+A) A + (B + 1) = (A + B) + 1 = (B + A) + 1 = B + (A + 1) = B + (1 + A) (1) (4) (1) (3) (2) A+(B+1)=(B+1)+A A + (B + 1) = (B + 1) + A

Multiplication ist eine Operation, für welche A1=A\begin{equation} A\cdot 1 = A \end{equation} denn hierin legt die Bedeutung der zur Bildung des Zahlensystems verwendeten Einheit. Die Multiplication im Allgemeinen kann durch die Gleichung A(B+1)=AB+A\begin{equation} A(B + 1) = AB + A \end{equation} welche einen speciellen Fall des distributiven Gesetzes darstellt, recurrirend definirt werden. Denn hienach ist A(1+1)=A1+AA(1 + 1) = A\cdot 1 + A also A2=A+AA\cdot 2 = A + A, und es ist A2A\cdot 2 bestimmt, da die Addition eine bestimmt ausführbare Operation ist. Ferner ist A(2+1)=A2+AA(2 + 1) = A\cdot 2 + A also A3=A2+AA\cdot 3 = A\cdot 2 + A, und ebenfalls bestimmt u. s. f.  Das Product ist eindeutig und ändert seinen Werth, wenn ihn der eine Factor ändert, während der andere constant bleibt.

A1=A\begin{equation} A\cdot 1 = A \end{equation} A(B+1)=AB+A\begin{equation} A(B + 1) = AB + A \end{equation}

Hienach würde sich der Beweis des als Typus eines apodictischen ürtheils gebräuchlichen Satzes 22=42\cdot 2 = 4, so gestalten: 22=2(1+1)=21+2=2+22\cdot 2 = 2 (1 + 1) = 2\cdot 1 + 2 = 2 + 2, und 2+2=2+(1+1)=(2+1)+1=3+1=42 + 2 = 2 + (1 + 1) = (2 + 1) + 1 = 3 + 1 = 4.

Um nun das distributive Princip in seiner Allgemeinheit darzuthun, nehmen wir an, es gelte: A(B+Γ)=AB+AΓ\begin{equation} A(B + \Gamma) = AB + A\Gamma \end{equation} dann ist A{B+(Γ+1)}=A{(B+Γ)+1}=A(B+Γ)+A=AB+AΓ+A A\{B + (\Gamma + 1)\} = A\{(B + \Gamma) + 1\} = A(B + \Gamma) + A = AB + A\Gamma + A wenn man successive (1), (6), (7) anwendet; nach (6) aber hat man schliesslich A{B+(Γ+1)}=AB+A(Γ+1) A\{B + (\Gamma + 1)\} = AB + A(\Gamma + 1) womit denn die Allgemeinheit von (7) erwiesen ist.

A(B+Γ)=AB+AΓ\begin{equation} A(B + \Gamma) = AB + A\Gamma \end{equation} (1) (6) (7)

Was die andere Hälfte des distributiven Principes (A+B)Γ=AΓ+BΓ\begin{equation} (A + B)\Gamma = A\Gamma + B\Gamma \end{equation} betrifft, so sei (8) erfüllt; dann ist nach (6), (8), (4), (6) (A+B)(Γ+1)=(A+B)Γ+(A+B)=AΓ+BΓ+A+B=AΓ+A+BΓ+B=A(Γ+1)+B(Γ+1).\begin{multline} (A+B)(\Gamma + 1) = (A+B)\Gamma + (A+B) = A\Gamma + B\Gamma + A + B \\ = A\Gamma + A + B\Gamma + B = A(\Gamma + 1) + B(\Gamma + 1). \end{multline} Da (8) für Γ=1\Gamma = 1 gilt, so gilt sie daher allgemein, und damit das volle distributive Princip.

(A+B)Γ=AΓ+BΓ\begin{equation} (A + B)\Gamma = A\Gamma + B\Gamma \end{equation} (8) (6) (8) (4) (6)

Es sei ferner A(BΓ)=(AB)Γ\begin{equation} A(B\Gamma) = (AB)\Gamma \end{equation} so ist successive nach (6), (7), (9), (6) A{B(Γ+1)}=A{BΓ+B}=A(BΓ)+AB=(AB)Γ+AB=AB(Γ+1) A\{B(\Gamma + 1)\} = A\{B\Gamma + B\} = A(B\Gamma) + AB = (AB)\Gamma + AB = AB(\Gamma + 1) womit (9), da A(B1)=(AB)1A(B\cdot 1) = (A B)\cdot 1 ist, das associative Princip bewiesen ist.

A(BΓ)=(AB)Γ\begin{equation} A(B\Gamma) = (AB)\Gamma \end{equation} (6) (7) (9) (6)

Es sei 1A=A\begin{equation} 1\cdot{}A = A \end{equation} so ist nach (6), (10), (6) 1(A+1)=1A+A=A1+1=(A+1)1 1\cdot (A + 1) = 1\cdot A + A = A\cdot 1 + 1 = (A + 1)\cdot 1 und da 11=11 \cdot 1 = 1, so gilt (10) allgemein. Wenn ferner AB=BA\begin{equation} A\cdot B = B\cdot A \end{equation} so ist nach (8), (11), (6) (A+1)B=AB+B=BA+B=B(A+1) (A + 1)B = AB + B = BA + B = B(A + 1) und es gilt die Gleichung (11) allgemein, da sie für A=1A = 1 gilt, womit das commutative Princip in seiner Allgemeinheit erwiesen ist.

1A=A\begin{equation} 1\cdot{}A = A \end{equation} (6) (10) (6) AB=BA\begin{equation} A\cdot B = B\cdot A \end{equation} (8) (11) (6) (11)

Führt man schliesslich noch den Modul der Addition durch A+0=A A + 0 = A ein, dessen Multiplication durch A0=0 A\cdot 0 = 0 bestimmt wird, so hat man in den Zeichen 0,1,2,3,40, 1, 2, 3, 4\ldots ein Zahlensystem, innerhalb dessen solche Operationen, denen die charakteristischen Eigenschaften der Addition und commutativen Multiplication zukommen, seiner Bildungsweise nach stets ausgeführt werden können, ohne dass man aus dieser Zahlenreihe jemals herauszutreten hätte.

Den Gedanken, die Additions- und Multiplicationsregeln, so wie es hier geschehen ist, abzuleiten, verdankt man im Wesentlichen Grassmann (Lehrb. d. Arithmetik).

§10. Die negativen ganzen Zahlen §10. The negative whole numbers

Bezeichnet man mit (BA)(B - A) eine Zahl, welche der Gleichung (BA)+A=B\begin{equation} (B - A) + A = B \end{equation} genügt, so ist dieselbe zufolge der Additionseigenschaften eindeutig bestimmt und es ändert sich das Resultat der Subtraction (BA)(B - A), wenn sich eines der Glieder ändert, während das andere constant bleibt.

(BA)+A=B\begin{equation} (B-A) + A = B \end{equation}

Es gibt jedoch solche Zahlen, welche man (BA)(B-A) gleich setzen kann, in unserer bisherigen Reihe der absoluten ganzen Zahlen nur dann, wenn BB in der Reihe auf AA folgt. Geht BB dagegen AA vorher, so ist die Subtraction in diesem Gebiete unmöglich; soll daher ein Zahlengebiet geschaffen werden, in welchem jede Subtraction absoluter ganzer Zahlen möglich wird, so müssen wir (BA)(B - A) in letzterem Falle als ein neues Zeichen ansehen, dessen Bedeutung in der Art und Weise erkannt wird, in der es mit anderen seiner Art oder mit den ganzen Zahlen des §. 9 verknüpft wird. Wir definiren die Addition dieser neuen Zeichen unter sich und mit denen des §. 9 durch die Gleichung (1) des §. 5 (AB)+(ΓΔ)=(A+Γ)(B+Δ)\begin{equation} (A - B) + (\Gamma - \Delta) = (A + \Gamma) - (B + \Delta) \end{equation} Dann gelten, wie in §. 5 gezeigt ist, alle zum Begriffe der Addition gehörigen Rechnungsregeln, und wenn man (AB)=(BA)\begin{equation} (A - B) = -(B - A) \end{equation} setzt, so wird das Gebiet der bisherigen positiven Zahlen +1,+2,+3,+1, +2, +3,\ldots erweitert, indem zu ihnen die negativen Zahlen 1,2,3,-1, -2, -3,\ldots hinzutreten (vgl. §. 6).

(AB)+(ΓΔ)=(A+Γ)(B+Δ)\begin{equation} (A - B) + (\Gamma - \Delta) = (A + \Gamma) - (B + \Delta) \end{equation} (AB)=(BA)\begin{equation} (A - B) = -(B - A) \end{equation}

Was man unter dem Producte einer negativen und einer positiven, oder zweier negativen Zahlen zu verstehen habe, werden wir nach dem Princip der Permanenz bestimmen, indem wir entsprechend den Gleichungen 21 bis 23 in §. 7 (A)Γ=AΓ\begin{equation} (-A)\Gamma = -A\Gamma \end{equation} A(Γ)=AΓ\begin{equation} A(-\Gamma) = -A\Gamma \end{equation} (A)(Γ)=AΓ\begin{equation} (-A)(-\Gamma) = A\Gamma \end{equation} setzen.

(A)Γ=AΓ\begin{equation} (-A)\Gamma = -A\Gamma \end{equation} A(Γ)=AΓ\begin{equation} A(-\Gamma) = -A\Gamma \end{equation} (A)(Γ)=AΓ\begin{equation} (-A)(-\Gamma) = A\Gamma \end{equation}

Es kann gegenüber einer sehr allgemein verbreiteten Ansicht nicht scharf genug hervorgehoben werden, dass diese Gleichungen in der formalen Mathematik nimmermehr bewiesen werden können; es sind arbiträre Conventionen zu Gunsten der Erhaltung des Formalismus im Calcul. (Betrachtet man dagegen die Zahlen als Repräsentanten der Punkte einer Geraden, oder, wie man auch abstracter gesagt hat, des Fortschrittes, so kann man freilich, wie bekannt, die Gleichungen erweisen.) Sind aber diese Conventionen einmal geschlossen, so folgen daraus alle anderen Gesetze der Multiplication mit Nothwendigkeit.

It cannot be emphasized sharply enough, in opposition to a very widely held view, that these equations in formal mathematics can never be proven; they are arbitrary conventions for the preservation of the formalism in the calculus. (If on the other hand one considers the numbers as representatives of the points of a line, or, as it has sometimes more abstractly been put, of a progression, then one can indeed prove the equations, as is known.) Once these conventions are adopted, however, all other laws of multiplication follow with necessity.

Zunächst geht aus diesen Definitionsgleichungen des Productes seine Commutativität hervor. Das distributive Princip wird man ableiten können, wenn man folgende Fälle unterscheidet:

1) Ist A>BA > B, so ist zufolge des für positive Zahlen geltenden distributiven Gesetzes: AΓ={(AB)+B}Γ=(AB)Γ+BΓ A\Gamma = \{(A - B) + B\}\Gamma = (A - B)\Gamma + B\Gamma also (AB)Γ=AΓBΓ (A-B)\Gamma = A\Gamma - B\Gamma und somit nach (4): {A+(B)}Γ=AΓ+(B)Γ. \{A+(-B)\}\Gamma = A\Gamma + (-B)\Gamma.

(4): …

2) Ist A<BA < B ist zuvörderst nach (3): (AB)=(BA) (A - B) = -(B - A) also nach (4): (AB)Γ=(BA)Γ (A - B)\Gamma = -(B - A)\Gamma und da, wie im analogen Falle eben gezeigt (BA)Γ=BΓAΓ (B - A)\Gamma = B\Gamma - A\Gamma so ist (AB)Γ=(BΓAΓ)=AΓBΓ (A - B)\Gamma = -(B\Gamma - A\Gamma) = A\Gamma - B\Gamma oder {A+(B)}Γ=AΓ+(B)Γ. \{A + (-B)\}\Gamma = A\Gamma + (-B)\Gamma.

3) Man hat nach (16) in §. 6, {(A)+(B)}=(A+B) \{(-A) + (-B)\} = -(A + B) also {(A)+(B)}Γ=(A+B)Γ=(AΓ+BΓ). \{(-A) + (-B)\}\Gamma = -(A + B)\Gamma = -(A\Gamma + B\Gamma). Somit ist das Gesetz: (a+b)Γ=aΓ+bΓ (a + b)\Gamma = a\Gamma + b\Gamma wenn a,ba, b positive oder negative Zahlen sind, allgemein erwiesen. Daraus folgt weiter: (a+b)(Γ)=[(a+b)Γ]=[aΓ+bΓ]=aΓbΓ=a(Γ)+b(Γ)\begin{multline} (a+b)(-\Gamma) = -[(a+b)\Gamma] = -[a\Gamma + b\Gamma] \\ = -a\Gamma -b\Gamma = a(-\Gamma) + b(-\Gamma) \end{multline} womit denn, da die Grundgleichungen die Existenz der commutativen Eigenschaft sofort lehren, das distributive Princip in seinem ganzen Umfange dargethan worden ist. Das associative Princip ist in den verschiedenen Fällen ebenso leicht zu erweisen: Man hat A[B(Γ)]=A[BΓ]=A[BΓ]=ABΓ=[AB]Γ\begin{multline} A[B(-\Gamma)] = A[-B\Gamma] = -A[B\Gamma] \\ = A - B\Gamma = [AB]\Gamma \end{multline} ferner: A[(B)(Γ)]=A[BΓ]=ABΓ=[AB](Γ)=[A(B)](Γ)\begin{multline} A[(-B)(-\Gamma)] = A[B\Gamma] = AB\Gamma = [-AB](-\Gamma) \\ = [A(-B)](-\Gamma) \end{multline} schliesslich A[(B)(Γ)]=(A)[BΓ]=ABΓ=+[AB](Γ)=[(A)(B)](Γ)\begin{multline} -A[(-B)(-\Gamma)] = (-A)[B\Gamma] = -AB\Gamma \\ = +[AB](-\Gamma) = [(-A)(-B)](-\Gamma) \end{multline} Dies sind mit Rücksicht auf die Commutativität alle möglichen Fälle.

(16)

§11. Die Division und die gebrochenen Zahlen §11. Division and fractional numbers

Die Auflösung der Gleichung xB=A xB = A in der A,BA, B positive oder negative Zahlen sind, bezeichnen wir mit x=AB x = \frac{A}{B} mag sie eine in unserer Reihe der positiven oder negativen Zahlen vorhandene ganze Zahl sein oder nicht. Im letzteren Falle ist jener Bruch ein Zeichen für ein zu der bisherigen Reihe hinzuzufugendes neues Object, eine gebrochene Zahl, deren Operationsregeln in der §. 5 auseinandergesetzten Weise gewonnen werden, indem man nach (1) in §. 5 ABΓΔ=AΓBΔ\begin{equation} \frac{A}{B}\frac{\Gamma}{\Delta} = \frac{A\Gamma}{B\Delta} \end{equation} setzt.

ABΓΔ=AΓBΔ\begin{equation} \frac{A}{B}\frac{\Gamma}{\Delta} = \frac{A\Gamma}{B\Delta} \end{equation}

Auch hier ist ausdrücklich zu bemerken dass diese Gleichung eine conventionelle ist und im Gebiete des rein Formalen nicht bewiesen werden kann. Definirt man den Bruch durch die Forderung einer actuellen Theilung, so kann dann die Gleichung, wie sich von selbst versteht, demonstrirt werden.

Dass das associative Princip, ebenso wie das commutative erfüllt ist, wurde schon in §. 5 nachgewiesen. Auch genügt die Reihe der eingeführten Zeichen, um jede Multiplication und Division von Brüchen möglich zu machen. Denn man hat, nach S. 28 (AB)(ΓΔ)=AΔBΓ \frac{(\frac{A}{B})}{(\frac{\Gamma}{\Delta})} = \frac{A\Delta}{B\Gamma}

Was die Addition von Brüchen betrifft, so bestimmen wir sie dem distributiven Princip gemäss aus: (AB+ΓΔ)BΔ=AΔ+ΓB, (\frac{A}{B} + \frac{\Gamma}{\Delta})B\Delta = A\Delta + \Gamma{}B, einer Gleichung, die wenn AB,ΓΔ\frac{A}{B}, \frac{\Gamma}{\Delta} ganze Zahlen sind, ohne Zweifel gilt, und aus der die andere: AB+ΓΔ=AΔ+ΓBBΔ\begin{equation} \frac{A}{B} + \frac{\Gamma}{\Delta} = \frac{A\Delta + \Gamma{}B}{B\Delta} \end{equation} folgt. Es fragt sich dabei, ob die Addition zweier Brüche ein unzweideutiges Resultat ergibt. Setzt man nämlich für AB\frac{A}{B} einen damit gleichen Bruch, dessen Zähler und Nenner aber von A,BA, B verschieden ist, so muss gezeigt werden, dass jetzt die Summe dennoch dieselbe ist. In der That, es ist AB=MN \frac{A}{B} = \frac{M}{N} nur, wenn M=RA,N=RBM = RA, N = RB ist; dann aber ist nach (2) RARB+ΓΔ=RAΔ+RBΓRBΔ \frac{RA}{RB} + \frac{\Gamma}{\Delta} = \frac{RA\Delta + RB\Gamma}{RB\Delta} und nach dem distributiven Principe R(AΔ+BΓ)=RAΔ+RBΓ R(A\Delta + B\Gamma) = RA\Delta + RB\Gamma also RARB+ΓΔ=AΔ+BΓBΔ. \frac{RA}{RB} + \frac{\Gamma}{\Delta} = \frac{A\Delta + B\Gamma}{B\Delta}.

AB+ΓΔ=AΔ+ΓBBΔ\begin{equation} \frac{A}{B} + \frac{\Gamma}{\Delta} = \frac{A\Delta + \Gamma{}B}{B\Delta} \end{equation} (2)

Dass die Addition associativ ist, kann leicht gezeigt werden; denn es ist AB+(ΓΔ+EZ)=AB+ΓZ+EΔΔZ=AΔZ+BΓZ+BΔEBΔZ(AB+ΓΔ)+EZ=AΔ+BΓBΔ+EZ=AΔZ+BΓZ+BΔEBΔZ\begin{multline} \frac{A}{B} + (\frac{\Gamma}{\Delta} + \frac{E}{Z}) = \frac{A}{B} + \frac{\Gamma{}Z + E\Delta}{\Delta{}Z} \\ = \frac{A\Delta{}Z + B\Gamma{}Z + B\Delta{}E}{B\Delta{}Z} \\ (\frac{A}{B} + \frac{\Gamma}{\Delta}) + \frac{E}{Z} = \frac{A\Delta + B\Gamma}{B\Delta} + \frac{E}{Z} \\ = \frac{A\Delta{}Z + B\Gamma{}Z + B\Delta{}E}{B\Delta{}Z} \\ \end{multline} Dass ferner allgemein das distributive Princip (AB+ΓΔ)EZ=ABEZ+ΓΔEZ (\frac{A}{B} + \frac{\Gamma}{\Delta})\frac{E}{Z} = \frac{A}{B}\cdot\frac{E}{Z} + \frac{\Gamma}{\Delta}\cdot\frac{E}{Z} gilt, ersieht man aus (AB+ΓΔ)EZ=AΔ+BΓBΔEZ=AΔE+BΓEBΔZ=AΔEBΔZ+BΓEBΔZ=AEBZ+ΓEΔZ\begin{multline} (\frac{A}{B} + \frac{\Gamma}{\Delta})\frac{E}{Z} = \frac{A\Delta + B\Gamma}{B\Delta}\cdot\frac{E}{Z} \\ = \frac{A\Delta{}E + B\Gamma{}E}{B\Delta{}Z} = \frac{A\Delta{}E}{B\Delta{}Z} + \frac{B\Gamma{}E}{B\Delta{}Z} = \frac{AE}{BZ} + \frac{\Gamma{}E}{\Delta{}Z} \end{multline}

Die ganze doppelte Reihe der Objecte, welche die gebrochenen Zahlen bezeichnen, kann aus einer einfachen Reihe, der der reciproken durch multiplicative Verbindung mit den durch die ganzen Zahlen dargestellten, abgeleitet werden, da aus 13 in §. 7 hervorgeht, dass AB=A1B \frac{A}{B} = A\cdot\frac{1}{B} gesetzt werden kann.

Wir haben somit auf eine gesetzmässige Weise eine Reihe von Zeichen, die rationalen positiven und negativen Zahlen aus der numerischen Einheit durch Addition, Subtraction, Multiplication und Division entwickelt, sodass für jede durch diese Operationen geschehende Verknüpfung zweier Zeichen wieder ein zusammenfassendes Zeichen vorhanden ist, welches überall an Stelle der Zeichenverknüpfung selbst gesetzt werden kann. Die ganze Aufgabe des Zahlensystems besteht eben in dieser Zusammenfassung oder, wenn man will, symbolischen Darstellung. Wenn eine Reihe von Objecten gegeben ist, auf welche gewisse Operationen angewandt werden können, die den zuvor auseinandergesetzten Kegeln genügen und welche in bestimmter Weise den Zahlen entsprechen, so dass zwei Objecte immer aber auch nur dann gleich sind, wenn in vorstehender Weise die als Zeichen derselben dienenden Zahlen einander gleich sind, so können die Zahlen, so lange es sich eben nur um die Verknüpfung jener Objecte — seien diese Substanzen oder Relationen — handelt, als Repräsentanten der Objecte selbst angesehen werden und es kann an Stelle der in stetem Vorstellen der Objecte selbst vorschreitenden Operation, ein Operiren mit Zahlen gesetzt werden, welches man Rechnen nennt.

§12. Die höheren Operationen und die irrationalen Zahlen §12. The higher operations and the irrational numbers

Es fragt sich, ob das Zahlensystem, das wir geschaffen haben, vollständig ist oder nicht. Gewiss ist es insofern vollständig, als es keine Aufgaben aus den 4 Species gibt, welche nicht durch ein Zeichen desselben gelöst werden können. Andererseits aber gibt es Aufgaben, welche ihre Lösung in ihm nicht finden, z. B. wenn die Zahl xx gesucht wird, so dass xx=2xx = 2, so wird keine passende Zahl gefunden werden können, ebensowenig, wenn xx=1xx = -1 sein soll.

Dass eine diesen Gleichungen genügende Zahl überhaupt unmöglich sei, kann (vgl. S. 6) nicht behauptet werden. Zahlen sind Zeichen, denen etwas Reales entsprechen kann; ob es aber ein solches gibt, das mit sich selbst multiplicirt, +2+2 oder 1-1 gibt, kann nur durch die Betrachtung des Realen selbst entschieden werden, unsere Aufgabe kann es hier nur sein, neue Zeichen zu schaffen für jene möglichen oder unmöglichen Realen. Wir bezeichnen die Lösung der Gleichung xx=Axx = A mit x=Ax = \sqrt{A}, und nennen sie eine irrationale Zahl. Es ist dann fraglich, was die Multiplication bedeute, d. h. welchen formalen Gesetzen sie genüge. Da eben nur in dem Falle AA=A\sqrt{A}\sqrt{A} = A die Bedeutung des Productes bestimmt ist, so steht es in unserer Willkühr, welche Gesetze wir z. B. der Verknüpfung BAB\sqrt{A} unterlegen wollen, für welche in unserer bisherigen Reihe ein Zeichen im Allgemeinen nicht vorhanden ist. Das Princip der Permanenz formaler Gesetze würde uns bei der Festsetzung der Bedeutung des Productes zu leiten haben, und es zugleich möglich machen, jenes Zeichen A\sqrt{A} auch dann beizubehalten, wenn eine Quadratzahl, A\sqrt{A} also eine Zahl unserer obigen Reihe ist.

Hätten wir nun auch so die 4 Grundoperationen solcher Grössen A\sqrt{A} untersucht, so wäre damit in der That noch nicht viel geschehen; denn sogleich entstehen wieder neue Fragen nach den Zahlen, welche Gleichungen wie xx=Axx = \sqrt{A} genügen, und für welche wiederum neue Zeichen gegeben werden müssen, ferner nach den Gesetzen der Verbindung aller dieser neuen Zeichen von Irrationalitäten untereinander, welche möglicherweise Zahlen aus der oben gebildeten Reihe der positiven und negativen ganzen und gebrochenen Zahlen ergeben können u. s. w. Es ist klar: Man wird verzichten müssen, alle Aufgaben, welche die Einführung neuer Zeichen erfordern würden, vollständig und erschöpfend zu betrachten; man würde sich in ein ungeheures Labyrinth verirren, wenn man den bisherigen Gesichtspunkt der rein formalen Zahlenbildung ausschliesslich festhalten wollte. Es stellt sich vielmehr das Bedürfniss ein, den elementaren formalen Verknüpfungen der Zahlen eine actuelle Bedeutung unterzulegen, um zu sehen, ob es irgend etwas Reales gebe, welches der Auflösung der Gleichungen xx=Axx = A u. s. f. entsprechen könne.

Das Irrationale, was uns hier entgegengetreten ist, in der rein formalen Mathematik durch den Grenzbegriff dem Rationalen zu interpoliren, scheint mir der Natur der Sache deshalb ganz unangemessen, weil eben ein solcher Grenzbegriff auf der Vorstellung des Kleinen und Grossen, welcher unserer Entwickelung durchaus fremd ist, und der Anordnung unserer Zahlen in eine stetige Reihe beruht, welche schon den Begriff der extensiven Grösse involvirt.

It therefore seems to me entirely inappropriate to the nature of the thing to interpolate the irrational, which we encounter here, into the rational through the concept of limit in formal mathematics, because such a concept is based on the idea of small and large, which is entirely foreign to our development, and on the ordering of our numbers in a continuous series, which already involves the concept of extensive magnitude.

Jeder Versuch, die irrationalen Zahlen formal, und ohne den Begriff der Grösse zu behandeln, muss auf höchst abstruse und beschwerliche Künsteleien führen, die, selbst wenn sie sich in vollkommener Strenge durchführen liessen, wie wir gerechten Grund haben zu bezweifeln, einen höheren wissenschaftlichen Werth nicht haben. Denn überall ist es Sache der systematischen Wissenschaft, sich der wahren Grundlagen der natürlichen Entwickelung der Ideen klar und bewusst zu werden, nicht aber den Organismus mit seiner immer frischen Productionskraft durch einen, wenn auch scharfsinnig construirten, doch todten und unproductiven Mechanismus ersetzen zu wollen.

Every attempt to treat the irrational numbers formally and without the concept of magnitude must lead to the most highly abstruse and difficult artificialities, which, even if they can be carried out with complete rigor (which we have good reason to doubt), do not have a higher scientific value. For everywhere it is the object of systematic science to become clear and conscious of the true foundations of the natural development of ideas, but not to desire to replace the organism, with its ever fresh power of production, with a dead and unproductive mechanism.

Ich denke, dass ich mich im Vorstehenden, trotz der Abweichung von dem Gewöhnlichen, nicht dieses Fehlers schuldig gemacht habe. Mein Entwickelungsgang ist der Natur der Sache durchaus angemessen. Nachdem die Schwierigkeiten und Paradoxieen, welche die gewöhnliche Ansicht von dem Wesen der Zahlen als Grössen nothwendig mit sich führt, klar und bestimmt fixirt waren, habe ich dem Zwecke gemäss, der zur Einführung des Negativen, Imaginären und allgemein Complexen veranlasste, das Princip der Permanenz der arithmetischen Gesetze aufgestellt, den natürlichen Ausdruck des im Laufe der Zeit erweiterten Begriffes von Zahlen und Formeln. Mittels dieses Principes war es möglich, an Stelle des zunächst liegenden Begriffs einer Zahl, als des Ausdrucks der actuellen Relationen von Objecten und deren Operationen, den allgemeineren Begriff formaler, bloss im Gebiete des logischen Denkens sich bewegender Operationen und aus der mentalen Verknüpfung von Objecten hervorgehender Zahlen zu setzen, welche zunächst inhaltsleer, rein die abstracten Formen des zusammenfassenden Denkens des Unstetigen sind.

I believe that I have not committed this mistake in the above account, despite deviating from what is usual. My method of development is thoroughly appropriate to the nature of the thing. After the difficulties and paradoxes, which the usual view of numbers as magnitudes necessarily carries with it, were clearly and definitely fixed, I have, in accordance with the goal which necessitates the introduction of the negative, the imaginary and the complex in general, set out the principle of permanence of arithmetical laws, the natural expression of the concept of numbers and formulae, as it has been extended over the course of time. By means of this principle it was possible, in place of the most obvious concept of a number as the expression of Actual relations of objects and their operations, to posit the more general concept of operations which belong purely to the domain of logical thought and of numbers which proceed from the mental conjoining of objects, which are at first empty of content and are purely the abstract forms of the unifying thought of the discontinuous.

Jetzt aber hat uns der dialectische Process wieder auf unseren Ausgangspunct zurückgeführt. Das Irrationale verlangt zu seiner systematischen Fassung den Grössenbegriff.

But now the dialectical process has brought us back again to our starting point. A systematic grasp of the irrational requires the concept of magnitude.

IV. Abschnitt. Die reellen Zahlen in der Grössenlehre Chapter IV. The real numbers in the theory of magnitude

§13. Begriff der Grösse überhaupt §13. The concept of magnitude in general

Der Relationsbegriff Grösse ist in der reinen Anschauung unmittelbar gegeben. Er bedarf daher nicht einer metaphysischen, sein Wesen vollkommen erfassenden Definition, sondern nur einer Exposition.

The relational concept magnitude is immediately given in pure intuition. It is therefore not in need of a metaphysical definition grasping its essence, but only an exposition.

Mathematische Definitionen haben, soweit sie nicht Fixirung des Sprachgebrauches betreffen, nur diejenigen wesentlichen Eigenschaften des zu Erklärenden anzugeben, welche zur weiteren Entwickelung und zur Verknüpfung seines Begriffes mit anderen nothwendig erscheinen und sind daher trotz ihrer, häufig den logischen Gesetzen einer guten Erklärung zuwiderlaufenden Form (s. in Euklid’s Elem. besonders die Definitionen I, 1, 2, 5; V, 4, 5), zulässig, auch wenn sie die Kategorie, zu welcher der Begriff des zu Erklärenden gehört, nicht genauer bezeichnen.

Mathematical definitions, insofar as they do not concern the fixing of the use of language, have to specify just those essential properties of what is being defined which appear necessary for the further development of its concept and for the combination of its concept with others, and are therefore admissible, in spite of their frequently being in a form contrary to the logical laws of a good definition (see in Euclid’s Elem. especially the definitions I, 1, 2, 5; V, 4, 5), even if they do not more exactly signify the category to which the concept of what is being defined belongs.

Was den Begriff Grösse betrifft, so werden wir hienach den Begriff der Quantität nicht zu definiren haben, wohl aber des Quantum — beide sind in dem Wort Grösse mit einander vereinigt. Nicht was Grösse sei, sondern vielmehr was gross sei, bedarf für uns einer Festsetzung. Eine Analyse des Gebrauches, den Euklid, der unübertreffliche Altmeister strenger mathematischer Methode, von dem Begriffe des Grossen macht, gibt folgende Definition:

With respect to the concept of magnitude, we will accordingly not need to define the concept of quantity, but rather that of quantumA — the two are unified with one another in the word magnitude. For us, it is not what magnitude is, but rather what sizeableB is, which is in need of a determination. An analysis of the usage which Euclid, the unbeatable old master of rigorous mathematical method, makes of the concept of the sizeable, yields the following definition:

Grösse heisst ein Object, wenn es grösser, kleiner als ein anderes, oder ihm gleich ist, und in letzterem Falle ihm überall substituirt werden kann; wenn es ausserdem durch wiederholte Position vervielfacht (und getheilt) werden kann.

An object is called a magnitude when it is larger or smaller than another, or equal to it, and in the latter case can substitute for it everywhere; when it moreover through repeated positing can be multiplied (and divided).

Gleichartig heissen Grössen, wenn die eine vervielfältigt, die andere übertreffen kann.

Magnitudes are of the same type when one can exceed the other when multiplied.

§14. Die ganzen Zahlen in der Grössenlehre §14. The whole numbers in the theory of magnitude

Unter der Summe zweier Grössen aa und bb versteht man eine neue Grösse, welche aus ihrer Synthesis als Resultat hervorgeht und jene beiden in sich enthält. Wir bezeichnen sie mit (a+b)(a + b), wo jetzt das + Zeichen eine actuelle Operation ausdrückt und mit dem früheren formalen ++ zunächst nicht verwechselt werden darf. Die Summe hat (vergl. S. 54) die Eigenschaften a+(b+c)=(a+b)+c\begin{equation} a + (b + c) = (a + b) + c \end{equation} a+b=b+a.\begin{equation} a + b = b + a. \end{equation}

a+(b+c)=(a+b)+c\begin{equation} a + (b + c) = (a + b) + c \end{equation} a+b=b+a.\begin{equation} a + b = b + a. \end{equation}

Denkt man sich ein Object ee, eine Grösse, einmal gesetzt und bezeichnet dies durch 1e1e; dann dasselbe noch einmal gesetzt und mit dem ersten vereinigt, so nennt man das resultirende Object 2e2e, vereinigt man damit ee noch einmal und nennt dies 3e3e u. s. f., so erhält man die Reihe 1e+1e=2e,2e+1e=3e,3e+1e=4e 1e + 1e = 2e, 2e + 1e = 3e, 3e + 1e = 4e allgemein Ae+1e=(A+1)e. Ae + 1e = (A + 1)e.

Dass man sich hier der früher angewandten Zeichen 1,2,31, 2, 3\ldots und des ++ Zeichens in (A+1)(A + 1) wieder bedienen kann, folgt daraus, dass nichts weiter als eine den formalen Gesetzen des §. 9 unterworfene Verknüpfung in diesen Zeichen ausgesprochen ist. Dass aber jetzt jene Gesetze in der That für diese Coefficienten gelten, folgt leicht aus den Eigenschaften (1), (2) der realen Addition. Denn da durch die Addition von AeAe und BeBe ein gewisses Vielfaches von ee entsteht, welches man mit (A+B)e(A + B)e bezeichnen kann: (A+B)e=Ae+Be\begin{equation} (A + B)e = Ae + Be \end{equation} und nach der Eigenschaft (1): Ae+(Be+Γe)=(Ae+Be)+Γe Ae + (Be + \Gamma{}e) = (Ae + Be) + \Gamma{}e so ist Ae+(B+Γ)e=(A+B)e+Γe Ae + (B + \Gamma)e = (A + B)e + \Gamma{}e oder [A+(B+Γ)]e=[(A+B)+Γ]e [A + (B + \Gamma)]e = [(A + B) + \Gamma]e so dass aus der associativen Eigenschaft der realen Addition von Grössen die entsprechende der formalen Addition von Zeichen folgt. Ebenso ergibt sich das commutative Gesetz: (A+B)e=(B+A)e aus Ae+Be=Be+Ae. (A + B)e = (B + A)e \mbox{ aus } Ae + Be = Be + Ae.

(1) (2) (A+B)e=Ae+Be\begin{equation} (A + B)e = Ae + Be \end{equation}

Ehe wir jedoch die Operation (A+B)(A + B) mit Recht als eine Addition bezeichnen können, muss eine entsprechende Multiplication gefunden werden.

Bemerkt man, dass dem Zeichen AeAe jetzt die actuelle Operation, die man als mehrmalige Setzung oder Vervielfachung bezeichnet, zu Grunde liegt, so wird man unter A(Be)A(Be) ein Vielfaches von ee zu verstehen haben, welches man mit ABAB bezeichnet, so dass A(Be)=ABe, A(Be) = AB\cdot{}e, eine Bezeichnung, die deshalb erlaubt ist, weil aus der Natur der Sache hervorgeht, dass das associative Princip: AB(Γe)=A(BΓe)=ABΓe AB\cdot(\Gamma{}e) = A(B\Gamma{}\cdot{}e) = AB\Gamma{}\cdot{}e erfüllt ist; weil ferner aus (A+B)c=Ac+Bc(A + B)c = Ac + Bc der eine Theil des distributiven Principes (A+B)Γe=AΓe+BΓe (A + B)\Gamma{}e = A\Gamma{}e + B\Gamma{}e und aus dem Grundsatze (vergl. S. 55): A(b+c)=Ab+Ac\begin{equation} A(b + c) = Ab + Ac \end{equation} der andere Theil des distributiven Principes A(Be+Γe)=ABe+AΓe A(Be + \Gamma{}e) = ABe + A\Gamma{}e oder A(B+Γ)e=(AB+AΓ)e A(B + \Gamma{})e = (AB + A\Gamma{})e folgt.

A(b+c)=Ab+Ac\begin{equation} A(b + c) = Ab + Ac \end{equation}

Somit wären denn die gewöhnlichen Additions- und Multiplicationsregeln, die sich auf Zahlen beziehen, insofern sie Grössen bedeuten, auf die formalen des §. 9 zurückgeführt, und somit die erste Anwendung der formalen Zahlen auf actuelle Objecte gemacht.

With this, the usual rules of addition and multiplication, which refer to numbers insofar as they designate magnitudes, would be reduced to the formal rules of §. 9, and thus the first application of the formal numbers to Actual objects made.

Bemerkung über die logische Natur der Zahlformeln. Die im §. unter (1), (2), (3), (4) ausgesprochenen Sätze bedürfen noch einer weiteren Erläuterung, die ich nicht geben kann, ohne das Grenzgebiet der Mathematik und Philosophie zu betreten. Um kurz zu sein, werde ich mich nur auf zwei Hauptvertreter letzterer Wissenschaft beziehen, auf Kant (Kritik der reinen Vernunft, Ausg. von Rosenkranz und Schubert, Bd. II) und auf John Stuart Mill (A System of Logic, Ratiocinative and Inductive, 5. Ausg., die in deutscher Uebersetzung, 2. Auflage, 1862 von J. Schiel, vorliegt), da des letzteren logische Principien besonders bei den Männern exacter Forschung ungemeinen Beifall gefunden haben.

Remark on the logical nature of numerical formulae. Statements (1), (2), (3) and (4) in the above §. are still in need of a further elucidation which I cannot give without entering the borderlands between mathematics and philosophy. To be short, I will refer to just two of the main representatives of the latter science, namely Kant (Critique of Pure Reason, Edition by Rosenkranz and Schubert, Vol. II) and John Stuart Mill (A System of Logic, Ratiocinative and Inductive, fifth edition, which is available in German translation, second ed., 1862 by J. Schiel), since logical principles of the latter have found tremendous acclaim, especially among men of exact science.

Kant hat sich vielfach mit der Frage nach dem Wesen und dem Grunde der mathematischen Methode und mit der Natur ihrer Urtheile beschäftigt. Entsprechend seiner Ansicht von der Mathematik als der Vernunfterkenntniss aus der Construction der Begriffe hält er alle mathematischen Urtheile insgesammt für synthetisch (S. 702), indem er sie dabei gegenüberstellt den analytischen Urtheilen, welch letztere bekanntlich von einem Subjecte ein in seinem Begriffe offen oder versteckt liegendes, oder zu ihm gehöriges Prädicat aussagen, während die synthetischen ein Subject mit einem Prädicate verknüpfen, welches in jenem gar nicht gedacht war und durch keine Zergliederung aus ihm herausgezogen werden kann. Wenn nun die mathematischen Urtheile synthetische sind, so kann es den Mathematiker als solchen nicht interessiren, ob sie wie Kant will, aprioristisch sind, weil sie Nothwendigkeit mit sich führen, welche aus Erfahrung nicht gewonnen werden kann, und zwar abgeleitet aus der reinen Anschauung a priori, die vor aller Wahrnehmung in uns angetroffen wird als die Beschaffenheit des Gemüthes, von Objecten afficirt zu werden — oder ob sie, wie Stuart Mill meint, physikalische Thatsachen, Resultate der Erfahrung und Beobachtung sind, welche auf einer Induction per enumerationem simplicem, auf der Thatsache beruhen, das sie immerwährend wahr und kein einzigesmal falsch befunden worden sind. (S. a. a. O. hauptsächlich das IV., V., VI., XXIV. Capitel.)

Kant occupied himself many times with the question of the essence and the ground of mathematical methods and with the nature of their judgements. Corresponding to his view of mathematics as rational knowledge from the construction of concepts, he holds all mathematical judgements to be synthetic (p. 702), thereby opposing them to analytic judgements, the latter of which, as is familiar, assert a predicate of a subject which lies either openly or hidden in the concept of the subject, or which belongs to the subject, while synthetic judgements conjoin a subject with a predicate which was not thought at all in that subject and cannot be extracted from it through any analysis. If now mathematical judgments are synthetic, it cannot as such interest the mathematician whether they are a priori, as Kant wants, because they carry with themselves necessity, which cannot be achieved from experience, and indeed derive from pure intuition a priori, which is encountered before all perception in us as the character of the disposition of being affected by objects—or whether they, as Stuart Mill thinks, are physical facts, results of experience and observation, which are based on an induction per enumerationem simplicem on facts, which have continually been found to be true and not once false. (See ibid, mainly chapters IV, V, VI, and XXIV.)

Um unserer Seits uns eine klare Ansicht von dem Wesen der Grundsätze zu verschaffen — denn über die Möglichkeit, aus diesen analytisch oder deductiv die weiteren mathematischen Lehrsätze abzuleiten, ist überall kein Zweifel — müssen wir auf einen wesentlichen Unterschied zwischen solchen aufmerksam machen.

To obtain a clear view for ourselves of the essence of the principles — for there is nowhere any doubt about the possibility of analytically or deductively deriving further mathematical theorems from these — we must call attention to an essential difference between such principles.

Wir wenden uns in dieser Beziehung an Euklid, der in der Edition von Gregory (Euclidis quae supersunt omnia, Oxford 1703), die fast allen späteren Ausgaben zu Grunde liegt, folgende 12 Grundsätze aufstellt:

  1. Was Einem und demselben gleich ist, ist unter einander gleich.
  2. Gleiches Gleichem zugesetzt, gibt Gleiches.
  3. Von Gleichem Gleiches weggenommen, gibt Gleiches.
  4. Gleiches Ungleichem zugesetzt, gibt Ungleiches.
  5. Von Ungleichem Gleiches weggenommen, gibt Ungleiches.
  6. Gleiches verdoppelt, gibt Gleiches.
  7. Gleiches halbirt, gibt Gleiches.
  8. Was einander deckt, ist einander gleich.
  9. Das Ganze ist grösser als sein Theil.
  1. Alle rechten Winkel sind einander gleich.
  2. Zwei gerade Linien, die von einer dritten so geschnitten werden, dass die beiden inneren an einerlei Seite liegenden Winkel zusammen kleiner als zwei Rechte sind, treffen genügend verlängert an derselben Seite zusammen.
  3. Zwei gerade Linien schliessen keinen Raum ein.

Man sollte meinen, dass selbst die oberflächlichste Betrachtung hier zwei wesentlich verschiedene Klassen von Grundsätzen unterscheiden lässt, deren eine (1–9) sich auf Verhältnisse bezieht, die mit dem Begriff der Grösse wesentlich verknüpft sind, während die andere (10–12) geometrische Wahrheiten enthält. Und doch ist dieser Unterschied von den meisten Mathematikern ganz übersehen worden, wie schon genugsam der Umstand beweist, dass man beide unter dem einen Namen der Axiome zusammengeworfen hat, den Euklid gar nicht kennt, denn er hat diesen Unterschied auf das schärfste erkannt: In allen Manuscripten, welche F. Peybard zum Zwecke seiner vortrefflichen Ausgabe des Euklid (Les oeuvres d’Euclide, trad. en latin et en français. I. Bd. 1814, s. Varianten S. 454) verglichen hat, befindet sich der berühmte 11. Grundsatz der Parallelentheorie mit den Sätzen vom Gleichen und Ungleichen nicht in einer Kategorie der χοιναὶ ἔννοιαι, sondern figurirt als 5tes Postulat (αἴτημα). Der 10. Grundsatz nimmt ebenfalls in allen die Stelle des 4ten Postulates ein, während die Handschriften in Bezug auf den 12. Satz schwanken, so dass man deutlich sieht, wie ein Missverständniss nach und nach diese drei Postulate an eine falsche Stelle gebracht hat, an der sie unbegreiflicher Weise noch heute stehen.

One should think that even the most superficial consideration allows two essentially different classes of principles to be distinguished here, of which one (1–9) refers to relations which are essentially connected to the concept of magnitude, while the other (10–12) contains geometric truths. …

Von den Grundsätzen, die aus der geometrischen Anschauung entspringen, kann es nicht in Zweifel gezogen werden, dass es synthetische in der Ausdrucksweise Kant’s oder inductive sind, wie sie Stuart Mill nennt: eine weitere Discussion der Natur dieser αἰτήματα ist hier für unsern Zweck ohne directe Bedeutung.

Näher liegt uns die andere Klasse der Grundsätze, die der χοιναὶ ἔννοιαι (notiones communes), deren Unterschied von jenen Kant wohl bemerkt hat. Einige wenige Grundsätze, welche die Geometer voraussetzen, sind zwar wirklich analytisch und beruhen auf dem Satze des Widerspruchs; sie dienen aber auch nur, wie identische Sätze, zur Kette der Methode und nicht als Principien, z. B. der 9. Grundsatz. Und doch auch diese selbst, ob sie gleich nach blossen Begriffen gelten, werden in der Mathematik nur darum zugelassen, weil sie in der Anschauung können dargestellt werden (S. 704, vergl. auch S. 143); und in voller üebereinstimmung soweit sie in der Ausdrucksweise zwischen Idealisten und Empiriker stattfinden kann sagt Stuart Mill: Einige Axiome Euklid’s könnten ohne Zweifel in die Form von Definitionen gebracht, oder aus ähnlichen Sätzen abgeleitet werden, wie wenn man statt des 8. Axioms die Definition nehmen könnte: Gleiche Grössen sind solche, welche so aufeinandergelegt werden können, dass sie sich decken und die Axiome 1, 2, 3 können darnach durch ein eingebildetes Aufeinanderlegen bewiesen werden… Es gibt indessen auf der Liste der Axiome zwei oder drei fundamentale Wahrheiten, welche nicht demonstrirt werden können; hieher gehört der Satz 10, 11… (a. a. O. V, §. 3). Wie andere sogenannte Definitionen, so sind dieselben aus zwei Dingen zusammengesetzt, aus der Erklärung des Namens und aus der Behauptung einer Thatsache, wovon die letzte allein ein erstes Princip oder eine Prämisse einer Wissenschaft bilden kann (XXIV, §.5).

Mit diesen Erläuterungen des Wesens der notiones communes wird man sich im Wesentlichen einverstanden erklären können. Ein solcher Grundsatz spricht ein abstract allgemeines und nothwendiges Gesetz aus, welches in allen Grössengebieten stattfindet, und ohne seinen wesentlichen Charakter aufzugeben, in eine Definition verwandelt werden kann, welches ferner einen solchen Grad von Evidenz besitzt, dass es durch seine blosse Exposition als unzweifelhaft wahr erkannt wird. Dies mag hier, wo nicht die Logik der mathematischen Methode überhaupt entwickelt werden soll, genügen. Recht eigentlich aber interessirt uns hier die Frage, wie es mit den Urtheilen von der Form 22=42\cdot 2 = 4 beschaffen sei.

Kant gibt uns hierauf folgende Antwort: dass 7+5=127 + 5 = 12 sei, ist kein analytischer Satz, denn ich denke weder in der Vorstellung von 7, noch von 5, noch in der Vorstellung von der Zusammensetzung beider die Zahl 12. … Ob er aber gleich synthetisch ist, so ist er doch nur ein einzelner Satz. … Dergleichen Sätze muss man also nicht Axiome (denn sonst gäbe es deren unendlich viele), sondern Zahlformeln nennen (a. a. O. 144). Er belehrt uns dann weiter, dass man über die Begriffe von 5 und 7 hinausgehen müsse, indem man die Anschauung zu Hilfe nimmt, etwa seine 5 Finger und so nach und nach die Einheiten der in der Anschauung gegebenen 5 zu dem Begriffe der 7 hinzuthun. … Der arithmetische Satz ist also jederzeit synthetisch, welches man desto deutlicher inne wird, wenn man etwas grössere Zahlen nimmt, da es dann klar einleuchtet, dass, wir möchten unsere Begriffe drehen und wenden, wie wir wollen, wir ohne die Anschauung zu Hilfe zu nehmen, vermittels der blossen Zergliederung unserer Begriffe die Summe niemals finden könnten (S. 703).

Die Ansicht, nach welcher das Eins-und-eins sowie das Ein-mal-eins eine unbegränzte Reihe von Axiomen, wenn auch Kant vor diesem Namen zurückschreckt — aufweist, ist so unangemessen und paradox, dass man kaum begreift, wie man sich bei ihr beruhigen könne. Freilich war Kant’s Ansicht nicht allein der Ausdruck der von ihm wohlgekannten Mathematik seiner Zeit, wo Kaestner als grosser Mann galt; sie ist auch noch der Ausdruck der meisten neueren, in anderer Beziehung vortrefflichen Lehrbücher der Arithmetik, in denen von einer Begründung der Zahlformeln auf anderem Wege, als an den fünf Fingern nicht die Rede ist. Und wenn man auf diese Weise auch den Satz 22=42\cdot 2 = 4 begründen kann, so wird man, obgleich Kant gerade letzteres vorschlägt, wohl darauf verzichten müssen, den Satz, dass 10001000=10000001000 \cdot 1000 = 1000000 auf diese Art zu erweisen. Man rühmt es der Mathematik nach und die apodictische Gewissheit ihrer Sätze beruht darauf, dass sie auf einer äusserst kleinen Zahl von independenten Grundwahrheiten deductiv ein unendliches Gebäude errichtet; und hier soll gar eine unendliche Anzahl von unter sich unendlich mannigfach verbundenen Pfeilern das Gebäude tragen, obgleich nur ein einziges Bindeglied zu wanken braucht, um den ganzen stolzen Bau zum Umsturz zu bringen!

The view according to which the facts of addition and multiplicationA manifest an unlimited series of axioms, even if Kant shrinks from this name, is so inadequate and paradoxical that one hardly understands how one could content oneself with it. Indeed, Kant’s view was not merely the expression of the mathematics of his time (which he knew well), where Kaestner was held to be a great man; it is also still the expression of most new and in other respects excellent textbooks of arithmetic, in which there is no talk of a justification of numerical formulae in any other way besides on one’s five fingers. And even if one can justify the statement 22=42\cdot 2 = 4 in this way, one will probably have to abstain from demonstrating the statement 10001000=10000001000 \cdot 1000 = 1000000 in this manner, although Kant recommends the latter. Mathematics is praised for, and the apodictic certainty of its statements is based upon, the fact that it deductively erects an infinite structure on an extremely small number of independent base truths; and here an infinite number of infinitely multifarious connected columns are supposed to carry this structure, although only one single link needs to falter to bring the entire proud construction to the ground!

Auch bei Stuart Mill (a. a. O. XXIV, §. 5) ist die in der Definition einer Zahl behauptete Thatsache, eine physikalische Thatsache. … Wenn wir sagen, dass 123=172812^3 = 1728, so behaupten wir, dass, wenn wir im Besitz einer hinreichenden Anzahl von Kieseln oder von anderen Gegenständen sind, und sie zu der besonderen Art von Haufen oder Aggregaten zusammenfügen, die man 12 nennt und diese 12 wieder in ähnliche Haufen zusammenbringen und endlich 12 von diesen grösseren Parthien vereinigen: das so gebildete Aggregat ein solches sein wird, welches wir 1728 nennen, das nämlich welches entsteht, wenn wir das 1000 Kiesel genannte Aggregat, das 700, das 20 und das 8 Kiesel genannte zusammenfügen. Dies alles muss zugestanden werden, es ist nur die Frage, wie dies zu beweisen ist, da man es schwerlich auf die Probe mit den Kieseln ankommen lassen wird. Hierauf hat Stuart Mill die richtige Antwort: Es gibt unendlich viele Entstehungsweisen einer jeden Zahl, aber wenn wir Eine Erzeugungsweise einer jeden kennen, so kann der ganze Rest deductiv bestimmt werden. … Wenn wir eine Kette von inductiven Wahrheiten, welche alle Zahlen der Reihe miteinander verknüpft, gebildet haben, so können wir die Bildung irgend einer dieser Zahlen aus einer anderen einfach dadurch bestimmen, dass wir von der einen zur anderen die Kette entlang gehen. … Was die Arithmetik zum Typus einer deductiven Wissenschaft macht, ist die glückliche Anwendbarkeit von einem so umfassenden Gesetze, wie: die Summen von Gleichen sind gleich, oder: was aus Theilen zusammengesetzt ist, ist aus Theilen dieser Theile zusammengesetzt. Diese Wahrheit… muss als eine inductive Wahrheit, oder als ein Naturgesetz von der höchsten Ordnung betrachtet werden: … Es ist bei allen Rechnungen unsere Gewähr. Dass 5+2=75 + 2 = 7 glauben wir auf den Beweis dieses inductiven, mit den Definitionen der Zahlen verbundenen Gesetzes hin. Wir gelangen zu diesem Schluss (wie Alle wissen, die sich erinnern, wie sie ihn zuerst lernten), indem nur die blosse Einheit auf einmal addirt wird, 5+1=65 + 1 = 6, daher 5+1+1=6+1=75 + 1 + 1 = 6 + 1 = 7 und da 1+1=21 + 1 = 2, so ist 5+1+1=5+2=75 + 1 + 1 = 5 + 2 = 7.

Diese in der That wissenschaftlich einzig und allein zulässige Idee ist dieselbe, welche in vorstehender Entwickelung nicht ein blosses Aperçu geblieben, sondern ein systematischer Gedanke geworden ist.

Als Grundsatz bei der Addition ist angenommen worden

1) a+(b+c)=(a+b)+ca + (b + c) = (a + b) + c, d. h.: Wenn a,b,ca, b, c drei Grössen sind, so erhält man dasselbe Resultat, ob man zu aa die durch Vereinigung von bb und cc hervorgehende Grösse (b+c)(b + c) addirt, oder zu aa erst bb und dann zu dieser vereinigten Grösse (a+b)(a + b) die Grösse cc.

2) a+b=b+aa + b = b + a, d. h.: Man erhält dasselbe Resultat, mag man bb zu aa oder aa zu bb hinzufügen.

Um die Summen von mehrmals gesetzten Grössen, also ihre Vielfachen zu bezeichnen, haben wir ein früher durch formale Verknüpfungsgesetze gebildetes Zeichensystem angewandt. Es musste dabei weiter der Satz angewandt werden,

3) dass, wenn a=Aea = Ae, b=Beb = Be, auch (a+b)(a + b) ein bestimmtes von der Natur von ee unabhängiges Vielfaches von ee ist, welches wir als das (A+B)(A + B)-fache bezeichnen konnten, indem wir unter dieser Verbindung (A+B)(A + B) eben vermöge der beiden Grundsätze 1) und 2) die in §. 9 formal definirte Addition der Grössen verstehen konnten. Diesen Satz kann man in einer deutlicheren Sprache so ausdrücken: Ist a=Aea = Ae, b=Beb = Be und a=Aea' = Ae', b=Beb' = Be', so ist (a+b)(a + b) von ee dasselbe Vielfache als (a+b)(a' + b') von ee' und in dieser Form wird der Satz von Euklid V, 2, exponirt.

Diese 3 hier angeführten Grundsätze haben durchaus den Charakter der notiones communes. Sie werden durch eine Explication vollkommen evident, gelten für alle Grössengebiete nach der reinen Anschauung der Grösse, und können, ohne ihren Charakter einzubüssen, in Definitionen verwandelt werden, indem man sagt: Unter der Addition von Grössen versteht man eine Operation, welche diesen 3 Sätzen genügt.

The three principles given here are entirely of the character of common notions. They become completely evident through an explication; they are valid for all domains of magnitudes according to the pure intuition of magnitude; and they can, without forfeiting their character, be transformed into definitions, by saying: one understands by ‘addition of magnitudes’ an operation which satisfies these three statements.

Was nun die Multiplication von Zahlen in der Grössenlehre und insofern sie ein Vervielfachen bezeichnen, angeht, so erfordert sie den Satz A(Be)=(AB)eA(Be) = (AB)e; d. h. wenn b=Beb = Be, a=Aba = Ab und b=Beb' = Be', a=Aba = Ab' so ist aa dasselbe Vielfache von ee als aa' von ee'. Dies beweist Euklid V, 3, indem er dabei den Satz benutzt:

4) Ab+Ac=A(b+c)Ab + Ac = A(b + c), der in den Elementen V, 1 explicirt ist.

Sieht man die Beweise der Lehrsätze V, 1 und 2 bei Euklid genauer an, so wird man sie von wesentlich anderem Charakter finden, als er allen übrigen Beweisen seiner Elemente zukommt. Es sind gar keine Beweise, denn es fehlt ihnen der logische Vordersatz; Folgerungen werden gezogen, die auf keinen Grundsatz zurückgeführt werden; es sind keine Deductionen, sondern Expositionen oder Inductionen in der Sprachweise der Empiriker. Versucht man aber die fehlenden oberen Prämissen zu ergänzen, so findet man keine anderen, als die von mir unter 1), 2) angeführten associativen und commutativen Principien, die man in versteckter Weise wohl in dem 2. Grundsatze des Euklid enthalten, ansehen kann. Ich meine aber, dass eine im Sinne der Alten vollkommen strenge und wissenschaftliche Behandlung der Grössenlehre überhaupt, das associative und commutative Princip bei der Addition, sei es nun als Definition dieser oder als eigentlichen Grundsatz, nicht entbehren kann. Beide werden übrigens bei der Behandlung discreter Grössen streng genommen in das einzige Axiom Ae+(B+1)e=(A+B)e+1e Ae + (B + 1)e = (A + B)e + 1e zusammengefasst werden können (vergl. §. 9).

Durch die Annahme dieser beiden Grundsätze würde übrigens die Zahl derselben nicht vermehrt werden, da man mit ihrer Hilfe die Euklid’schen Axiome 1–9 theilweise aufeinander reduciren kann, was ohne sie aber nicht, wie man zuweilen gemeint hat (s. z. B. Mill, a. a. O. XXIV, §. 5), möglich ist.

Doch muss ich bemerken, dass ich die Untersuchung über die Zahl und die Form der Axiome, welche der Grössenlehre noch hinzuzufügen sind, mit vorstehenden kurzen Bemerkungen nicht erledigt haben will. Es würde die erschöpfende Lösung der Frage uns von unserem Ziele allzuweit entfernen, da in diesem Werke die Lehre von den Grössen nur insoweit von Interesse ist, als sie in Beziehung mit der rein formalen Mathematik tritt. Letztere kennt weder αἰτήματα, noch χοιναὶ ἔννοιαι; ihre Operationen sind an sich willkührlich und die Richtigkeit ihrer Schlüsse hängt von der Möglichkeit und Wirklichkeit jener Operationen überall nicht ab.

§15. Die rationalen Zahlen in der Grössenlehre §15. The rational numbers in the theory of magnitude

Sind a,ba, b zwei gleichartige Grössen, d. h. also solche, welche vervielfältigt einander übertreffen können, so fragt es sich, ob man die eine derselben b so vervielfältigen könne, dass ihr Vielfaches Xb=a\begin{equation} Xb = a \end{equation} wird. Haben a,ba, b ein gemeinschaftliches Maass, von dem sie Vielfache sind, d. h. ist a=Mea = Me, b=Neb = Ne und ist die Gleichung XN=M XN = M in ganzen Zahlen XX auflösbar, so ist auch die Auflösung jener Gleichung (1) oder XNe=Me XNe = Me gefunden. Kann aber die Gleichung XN=MXN = M nicht in ganzen Zahlen aufgelöst werden, sondern nur durch eine gebrochene Zahl X=MN X=\frac{M}{N} im Sinne des §. 11, so fragt es sich, was man unter dieser Operation MNb\frac{M}{N}b zu verstehen habe.

Xb=a\begin{equation} Xb = a \end{equation}

Dazu denken wir uns die Einheit ee beliebig, z. B. in NN Theile zerlegbar und bezeichnen einen derselben mit 1Ne\frac{1}{N}e, so dass N(1Ne)=eN\left(\frac{1}{N}e\right) = e oder auch 1NNe=e\frac{1}{N}Ne = e und überhaupt 1NN=1\frac{1}{N}N = 1 gesetzt werden darf. Unter M(1Ne)M\left(\frac{1}{N} e\right) hat man dann übereinstimmend mit unseren Bezeichnungen in §. 14 diese Grösse 1Ne\frac{1}{N}e, MM mal gesetzt zu verstehen. Dass M(1Ne)=1N(Me) M\left(\frac{1}{N}e\right) = \frac{1}{N}(Me) folgt unmittelbar aus der Natur der actuellen Theilung und Vervielfachung, und wenn wir M(1Ne)=(1NM)e=MNe M\left(\frac{1}{N}e\right) = \left(\frac{1}{N}M\right)e = \frac{M}{N}e setzen, so ist, um die üebereinstimmung dieses Zeichens MN\frac{M}{N} mit dem in §.11 eingeführten nachzuweisen, nichts weiter erforderlich, als dass die allgemeinen Gesetze, welchen diese gebrochenen formalen Zahlen unterliegen, jetzt als nothwendige Folgen des Theilungsbegriffes dargethan werden.

Man vergleiche in Hinsicht dieses Beweises in’s Besondere Euklid VII. und VIII. Buch, sowie Grassmann’s Lehrhuch der Arithmetik Art 130 u. ff. Ich beschränke mich auf diese Hinweisung, da hier in der That keine irgend welche neuen Principien eintreten, denen höheres wissenschaftliches Interesse zukäme, und ich überhaupt darauf verzichtet habe, die Anwendung der Zahlen in der Grössenlehre ganz systematisch und der tieferen Natur des Gegenstandes entsprechend, ausführlich zu behandeln. —

Man pflegt die Verbindung einer formalen Zahl mit einer Grösse e,Aee, Ae als eine Multiplication anzusehen, was dadurch gerechtfertigt ist, dass das distributive Princip zum Theil in den Gleichungen (A+B)e=Ae+Be,A(b+c)=Ab+Ac (A + B)e = Ae + Be, A(b + c) = Ab + Ac enthalten ist. Ebenso sieht man die Lösung X=baX = \frac{b}{a} der Gleichung Xa=bXa = b als einen Quotienten an. Wenn gleich dieser Ausdrucksweise nichts widerspricht, so ist sie doch von geringem Werthe, da jener Multiplication keine Addition einer formalen Zahl AA und einer Grösse aa entspricht; denn A+aA + a hat keine Bedeutung; zu jener Division zweier Grössen aber gibt es im Allgemeinen keine entsprechende Multiplication aba\cdot b.

Man nennt AeAe eine benannte Zahl, ein Ausdruck, den wir jedoch um allen Verwechselungen zu entgehen, nicht weiter anwenden werden; in unserer Sprachweise würde AeAe eine actuelle Zahl heissen, während die Zahl, die man in der Arithmetik gemeiniglich als absolute bezeichnet, in gewissem Sinne mit unserer formalen zusammenfällt.

One calls AeAe a namedA number, an expression which we however will not use further, in order to avoid confusion; in our way of speaking, AeAe would be called an Actual number, while the number which in arithmetic is usually designated as absolute, in a certain sense falls in the same category as our formal number.

Man sieht, wenn man das bisher erläuterte zusammenfasst: Wenn AA irgend eine ganze oder gebrochene rationale formale Zahl bezeichnet, so wird durch AeAe eine actuelle mit ee vorzunehmende Operation angedeutet, welche, wenn die Grösse ee eine willkührlich theilbare ist, immer ausgeführt werden kann, und auf eine bestimmte neue Grösse führt. Die Operation der realen Addition zweier Grössen Ae,BeAe, Be, sowie das Vervielfachen und Theilen der Grösse AeAe, können ersetzt werden durch die formale Addition, Multiplication und Division formaler Zahlen, der Coefficienten A,BA, B.

One sees, if one summarizes what’s been elucidated so far: if AA signifies any whole or fractional rational formal number, then AeAe indicates an Actual operation carried out with ee which can always be carried out when the magnitude ee is arbitrarily divisible, and leads to a definite new magnitude. The operation of the real addition of two magnitudes Ae,BeAe, Be, as well as the multiplication and division of the magnitude AeAe, can be replaced with formal addition, multiplication and division of formal numbers, of the coefficients A,BA, B.

§16. Die irrationalen Zahlen §16. The irrational numbers

Im Vorstehenden haben wir die Gleichung Xb=a Xb = a unter der Voraussetzung, dass bb und aa commensurabel sind, aufgelöst. Sind aber diese gleichartigen Grössen a,ba, b incommensurabel, so gibt es in unserem Systeme überhaupt keine Zahl, welche die Aufgabe löst. Man kann dann rationale Zahlen M,NM, N so bestimmen, dass MNba \frac{M}{N}b - a kleiner als irgend eine gegebene kleine Grösse ist. Die Operation, welche durch XX dargestellt wird, kommt also der Theilung und Vervielfachung, welche in MN\frac{M}{N} ausgedrückt ist, im Resultat so nahe als man will, ohne jedoch je mit ihr zusammenzufallen. Da XbXb als eine, mit MNb\frac{M}{N}b verwandte Operation erscheint, so nennt man XX ebenfalls eine Zahl, eine irrationale, für welche in unserem Systeme kein Zeichen vorhanden ist, und welche eben nur durch X=abX = \frac{a}{b} bezeichnet werden kann.

Ausser dieser Aufgabe, der Division incommensurabler Grössen, gibt es noch eine unbegrenzte Anzahl anderer, z. B. Wurzelausziehungen, Grenzwerthe von unendlichen Summen, Producten, Kettenbrüchen u. s. w., welche in unserem Systeme der rationalen Zahlen einer Lösung nicht fähig sind. Wenn es aber rationale Zahlen gibt, welche der gestellten Forderung behebig genau genügen, so wird man die Aufgabe als durch eine irrationale Zahl lösbar ansehen, der an der zu Grunde gelegten Einheit eine Operation entspricht, welche Theilungen und Vervielfältigungen wenigstens verwandt ist.

Das Princip der Permanenz wird uns hier sofort die Bedeutung der Summe, des Productes von irrationalen Zahlen mit um so grösserer Leichtigkeit geben, als das Resultat der Verknüpfung von irrationalen Zahlen unter einander oder mit rationalen, dem Resultate der entsprechenden Verknüpfung beliebig naher rationaler Zahlen auch immer beliebig nahe kommen muss. Eine einfache Exhaustionsmethode, bei deren Ausführung wir hier nicht zu verweilen brauchen, gibt dann den Satz, dass für irrationale Zahlen genau dieselben Operationsregeln als für rationale gelten. Somit ist mit einem Schlage die in §. 12 gelassene Lücke ergänzt.

Die rationalen Zahlen im Verein mit den zwischen sie interpolirten und ihre Reihe zu einer stetigen vervollständigenden irrationalen nennt man die reellen Zahlen.

Die von einer irrationalen Zahl geforderte Operation kann als möglich gedacht werden, wenn das System der gleichartigen Grössen, mit dem wir operiren, ein stetiges ist. Dann wird es eine Reihe von Zahlenoperationen geben, welche, so lange sie noch nicht in’s unendliche fortgesetzt ist, immer noch von der verlangten abweicht, aber ihr immer und unbegrenzt näher kommt. Die verlangte Operation kann dann durch die ideale Vollendung einer unendlichen Reihe von Zahlenoperationen ausgeführt gesetzt werden. Insofern nun eine solche unendliche Fortsetzung eben in ihrer Vollendung unfassbar ist, und jederzeit auf einen Widerspruch führt, müssen wir behaupten, dass die irrationalen Zahlen unmöglich sind, so lange nicht ein Mittel gefunden ist, solche auf andere Weise als durch Theilung und Vervielfachung und überhaupt durch Zahlenoperationen darzustellen. Ein solches Mittel bietet nun die Geometrie in ihren von jedem Zahlbegriff unabhängigen Grössenoperationen dar, aber nur indem sie den Begriff des Stetigen, in dem eben jener Widerspruch versteckt ist, als einen gegebenen ansieht. Das reine, von jeder Anschauung losgelöste Denken kann das Unendliche nicht erfassen, die formale Zahlenlehre nicht das Irrationale. Die Anschauung aber bedarf des Stetigen: Die Geometrie beweist die Existenz des Irrationalen.

The operation postulated from an irrational number can be conceived as possible if the homogeneous system of magnitudes with which we are operating is a continuous one. Then there will be a series of number operations which, so long as it is not continued into the infinite, will always deviate from the one required, but comes closer to it without limit. The required operation can then be supposed to be carried out through the ideal completion of an infinite series of number operations. Now insofar as such an infinite continuation in its completeness is inconceivable and leads every time to a contradiction, we must claim that the irrational numbers are impossible, as long as no means has been found to present them in any other way than through division and multiplication and through number operations in general. Geometry presents such a means in its magnitude operations, which are independent of every concept of number, but only by looking at the concept of continuity, in which that very contradiction is hidden, as a given. Pure thought, detached from every intuition, cannot grasp the infinite; the formal theory of numbers cannot grasp the irrational. Intuition however requires the continuous: geometry proves the existence of the irrational.

Während wir die rationalen Zahlen auf eine gesetzmässige Weise aus einer Einheit durch Vervielfachen und Theilen bilden, sie dem entsprechend principmässig bezeichnen und aus einer geringen Anzahl von Zeichen (im dekadischen Zahlensysteme von 10) zusammensetzen konnten, so können die irrationalen Zahlen durch ein solches Verfahren nicht, sondern nur durch ein stetiges Operiren an der Einheit gewinnen werden und entziehen sich daher, weil sie nicht discret zum Bewusstsein kommen, einer solchen systematischen Bezeichnung mit Nothwendigkeit. Nur gewisse Klassen von irrationalen Zahlen, z. B. 2,53,2+2,\sqrt{2}, \sqrt[3]{5}, \sqrt{2 + \sqrt{2}}, \ldots welche in einfachen Beziehungen zu rationalen stehen, können wieder nach einem bestimmten Princip bezeichnet werden. Im Allgemeinen wird man sich irgend welcher Zeichen für irrationale Zahlen bedienen müssen; für gewisse Irrationalen hat man in π,e,\pi, e, u. s. w. recipirte Zeichen, die erst ihre Bedeutung erhalten, indem man z. B. ee durch die unendliche Reihe: e=1+11+12+123+1234+ e = 1 + \frac{1}{1} + \frac{1}{2} + \frac{1}{2\cdot 3} + \frac{1}{2\cdot 3\cdot 4} + \ldots definirt. Der Begriff der unendlichen Reihe, überhaupt der Grenze, ist, nachdem wir den Begriff der Grösse eingeführt haben, welche schon eine vollendete an sich ist, und nicht erst durch diesen Summationsprocess erzeugt werden soll, nicht mehr unzulässig.

Die Alten haben die Schwierigkeit, welche es hat, von discreten Grössen und deren begrifflichem Ausdruck, den Zahlen als einer aus Einheiten bestehenden Menge (deren Eigenschaften im VI.–IX. Buche von Euklid’s Elementen behandelt sind) zu den stetigen Grössen, welche in einer dem transscendentalen Schema des Extensiven vollkommen adäquaten geometrischen Form und mit besonderer Rücksicht auf geometrische Grössen, im V. und X. Buche der Elemente behandelt sind, überzugehen, für so gross gehalten, dass sie das Irrationale dem Zahlbegriff gar nicht unterordneten, vielmehr ausdrücklich behaupteten: Incommensurable Grössen verhalten sich nicht wie Zahlen zu einander (Euklid’s Elem. X, 7, vergl. S. 65). Die Aufhebung dieser Beschränkung des Zahlbegriffes, die den Alten unmöglich schien, seit dem 16. Jahrhundert aber mit grosser, ja man kann wohl sagen, allzugrosser Leichtigkeit und ohne allen Widerstand durchgeführt wurde, hat die Functionenlehre und damit die ganze neuere Mathematik möglich gemacht und deren Charakter bestimmt. Wenn es wahr ist, dass, wie Whewell meint, das Wesen der Triumphe der Wissenschaft und ihres Fortschrittes darin besteht, dass wir veranlasst werden, Ansichten, welche unsere Vorfahren für unbegreiflich hielten und unfähig waren zu begreifen, für evident und nothwendig zu halten, so war die Erweiterung des Zahlenbegriffes auf das Irrationale, und wollen wir sogleich hinzufügen, das Imaginäre, der grösste Fortschritt, den die reine Mathematik jemals gemacht hat.

§17. Die negativen Zahlen in der allgemeinen Grössenlehre §17. The negative numbers in the general theory of magnitude

Haben wir nun im Vorstehenden die Division vorgenommen, und wurden wir durch die Absicht, sie allgemein auszuführen, auf die gebrochenen Zahlen geführt, so gehen wir jetzt über auf die Lysis der Addition von gleichartigen Grössen, welche durch Ae,BeAe, Be\ldots dargestellt werden können, wo A,BA, B positive Zahlen sind.

Die Gleichung x+Be=Ae x + Be = Ae wird stets auflösbar sein, wenn Be<AeBe < Ae und gibt x=(AB)ex = (A - B)e, wo nun diese Differenz ganz den früheren, formal entwickelten Regeln genügt, und x=(AB)e=AeBe x = (A - B)e = Ae - Be gesetzt werden kann. Die Differenz (AeBe)(Ae - Be) wird durch die actuelle Operation des Wegnehmens der BB Einheiten von den AA realisirt.

Enthält aber BeBe mehr Einheiten als AeAe, so ist ein solches Wegnehmen im eigentlichen Sinne nicht mehr zulässig, wenigstens dann nicht, wenn man unter ee eine eigentliche Substanz versteht. Bedeutet aber ee, dessen Inhalt bis jetzt keinen Bestimmungen unterlogen hat, eine Relation (zwischen Objecten), deren positive Setzung ein conträres Gegentheil in der negativen Setzung hat, so dass eine AAmalige positive Setzung sich mit der AAmaligen negativen im Resultate gänzlich aufhebt, d. h. eine Relation eines Objectes zu sich selbst gibt, so kann die Subtraction allgemein ausgeführt werden (vergl. S. 5).

Bezeichnet man die zu ee entgegengesetzte Relation mit (e)(-e) und deren BBmalige Wiederholung mit B(e)B(-e), während die ursprüngliche Relation mit +e+e bezeichnet werden kann, so wird die Gleichung x+Be=Ae x + Be = Ae durch x=Ae+B(e)x = Ae + B(-e) in dem Falle, dass Be>AeBe > Ae ist gelöst. Bezeichnet man aber die Lösung der Gleichung ganz allgemein mit AeBeAe - Be, so hat man B(e)=BeB(-e) = -Be oder =(B)e= (-B)e zu setzen, wo man im letzteren Falle das negative auf das BB übertragen hat. Hienach darf denn x=(AB)ex = (A - B)e als allgemeine Lösung jener Gleichung angesehen werden, wenn die Differenz (AB)(A - B) ganz die in §. 10 formaliter dargestellten Eigenschaften besitzt, und zwar auch die auf die Multiplication bezüglichen. Denn mag AA eine positive oder negative Zahl sein, die Sätze über die wiederholte Setzung, das associative und distributive Princip wie sie in §. 14 für die absolute Setzung angenommen werden mussten, gelten jetzt unverändert.

Wenn auch der Begriff des Negativen auf vielerlei Arten von Grössen angewandt werden kann (vergl. hierüber den interessanten Aufsatz von Kant: Versuch den Begriff der negativen Grössen in die Weltweisheit einzuführen. Sämmtliche Werke von Rosenkranz und Schubert Bd. I, S. 113), so sind doch vor allen Dingen die räumlichen und die zeitlichen Vorstellungen geeignet, ihn zur klaren Anschauung zu bringen. Namentlich bietet er sich in dem Begriffe der Zeit am natürlichsten dar. Wenn jedoch Hamilton (vergl. oben S. 17) meint, man müsse deshalb die ganze Lehre von den Zahlen auf die Phoronomie basiren, so scheint mir doch, wenn man einmal das abstracte Fundament aufgeben will, die Geometrie viel geeigneter, dies zu liefern; denn schon das Irrationale, noch viel mehr aber das Imaginäre, ist in der Zeit etwas durchaus nicht Anschauliches, von den vielen anderen Vorzügen der räumlichen Anschauung hier ganz abzusehen.

Anmerkung zu den §§. 1417. Es ist von grosser Wichtigkeit zu bemerken, dass die erwähnten §§. keine Eigenschaft enthalten und enthalten können, welche ein, algebraisch gesprochen, additives Setzen von einem multiplicativen unterschieden; oder abstracter, das Zeichen AeAe bedeutet nichts weiter als eine gewisse an ee vorzunehmende Operation, welche gewissen Gesetzen genügt. Es hat daher nichts Widersprechendes, wenn wir statt AeAe das Zeichen eAe^A gebrauchen, d. h. wenn wir unter eAe^A, AA Factoren ee verstehen; denn wenn man die Zahlen 1,2,3,1, 2, 3,\ldots durch die Reihe: e1e1=e2,e2e1=e3, e^1e^1 = e^2, e^2e^1 = e^3, \ldots bildet, so darf man eA+B=eAeB e^{A+B} = e^Ae^B setzen, wo unter (A+B)(A + B) die Summe in dem Sinne des §. 9 zu verstehen ist. Bringt man die Operation BB an eAe^A an, so ist (eA)B=e(AB) (e^A)^B = e^{(AB)} zu setzen. Denn die distributive Eigenschaft ist in den Formeln (eA)(B+Γ)=eABeAΓ[e(A+B)]Γ=eAΓeBΓ\begin{align*} (e^A)^(B+\Gamma) &= e^{AB}e^{A\Gamma} \\ [e^{(A + B)}]^\Gamma &= e^{A\Gamma}e^{B\Gamma} \end{align*} erfüllt. Es ist hienach klar, wie die Gleichung (eB)X=eA (e^B)^X = e^A aufgelöst werden kann, und wie auch negative Exponenten zulässig sind, um eABe^{A-B} in jedem Falle ausführbar zu machen.

Man sieht hieraus, dass es in der That nicht genau war (s. S. 57), AeAe als Product anzusehen. Denn wenn die Bezeichnung eAe^A dafür angewandt, und was leidit geschehen kann, eine diesem Zeichen in seiner algebraischen Bedeutung entsprechende reale Operation untergelegt wird, so würde jene Verknüpfung ganz anderer Natur sein, obgleich sie genau denselben Gesetzen unterliegt.

Es liegt hierin zugleich ein Beispiel vor, wie die formalen Zahlen zur Bezeichnung von höheren Operationen in einem gewissen Zahlengebiet dienen können, welchen Gesichtspunkt der Operationscalcul weiter zu verfolgen hat (vergl. S. 13).

§18. Das Operationssystem der Euklid’schen Geometrie §18. The system of operations of Euclidean geometry

Der Begriff der stetigen Grösse, mit dem wir bisher operirt haben, findet sein anschaulichstes Substrat in geometrischen Gebilden, der Strecke, dem Flächenraum, dem körperlichen Inhalt. Ein System von Operationen, welches dem der gemeinen arithmetischen 4 Species genau entspricht, und uns überdem in den Stand setzt, auch die Multiplication, die im Allgemeinen in anderen Grössengebieten nicht ausführbar ist, an jenen geometrischen Grössen mit gewissen Beschränkungen zu vollziehen, liefert uns die Geometrie des Euklid:

Unter einer Summe zweier Strecken a,ba, b versteht man die Strecke cc, welche durch deren Aneinanderlegen in gerader Linie und so, dass eine Strecke ganz ausserhalb der anderen liegt, entsteht. Es leuchtet ein, dass dann: a+b=b+a,a+(b+c)=(a+b)+c. a + b = b + a, a + (b + c) = (a + b) + c.

Unter aba - b versteht man die Strecke, welche übrig bleibt, wenn man bb von einem Endpunkte des aa an so abträgt, dass bb innerhalb aa liegt; diese Operation ist nur möglich, wenn a>ba > b.

Wie man die Addition und Subtraction auszuführen habe, lehrt Euklid (Elemente I, 2 und 3). Es scheint mir, die Commutativität und Associativität der Addition der Strecken hätten in strenger Entwickelung als Lehrsätze aufgeführt werden sollen.

Ehe man aber vorstehende Operationen definitiv mit jenen Namen bezeichnen darf, muss eine der Multiplication entsprechende Operation definirt werden können.

Unter dem Producte aba\cdot b verstehen wir das Rechteck, welches die Strecken a,ba, b zu Seiten hat, und zwar seiner Fläche nach.

Die distributive Eigenschaft a(b+c)=ab+ac a(b + c) = ab + ac beweist Euklid II, 1 und da man in diesem Sinne ohne weiteres ab=ba a b = b a setzt, also die Fläche nur insofern berücksichtigt, als sie von den Strecken selbst, nicht von ihrer Reihenfolge abhängig ist, so hat man auch (a+b)c=ac+bc (a + b)c = ac + bc und es sind somit die Multiplicationsgesetze erwiesen, wenn noch a(bc)=(ab)c. a(bc) = (ab)c. Es folgt aber diese associative Eigenschaft sofort aus der Festsetzung, dass a(bc)=(ab)c=abca(bc) = (ab)c = abc ein rechtwinkliges Parallelepipedum mit den Seitenlängen a,b,ca, b, c seinem Inhalte nach bezeichnet. Dass dann auch bei 3 Factoren das commutative Princip erfüllt ist und dass ebenso das distributive Princip gilt, ist ohne Weiteres klar, wenn man sich noch erinnert, dass man (Euklid I, 42, 43, 44) ein Rechteck stets in ein anderes von gegebener Grundlinie verwandeln und daher eine Summe von Rechtecken stets wieder als ein solches darstellen kann. Ein Product von 4 Strecken hat keine geometrische Bedeutung.

Der Quotient ab\frac{a}{b} zweier Strecken muss der Gleichung abb=a \frac{a}{b}b = a genügen, kann daher nichts anderes bedeuten, als eine gewisse Verkleinerung oder Vergrösserung der Strecke bb, so dass eben aa aus ihr hervorgeht, und ist also keine Grösse.—

Stellt man durch Vervielfachen und Theilen aus einer Strecke ee alle anderen dar, so wird man jede solche a=Ae a = Ae setzen können, wo AA eine rationale Zahl ist; zwischen den so erhaltenen Strecken liegen noch andere, die mit ee incommensurabel sind und durch AeAe mit irrationalem AA dargestellt werden.

Ist nun eine solche Darstellung der Strecken durch Zahlen möglich, so fragt es sich doch, ob das, was wir Summe und Product zweier Strecken genannt haben, sich auch durch Addition und Multiplication jener Zahlen ausdrücken lässt.

Dass dies bei der Addition der Fall ist, bedarf keiner Erörterung.

So lange A,BA, B rational sind, kann man leicht zeigen, dass das Product der Strecken im obigen Sinne: ab=AeBe=(AB)ee ab = Ae \cdot Be = (AB)ee ist, und man schliesst daraus auch auf Gültigkeit dieser Gleichung für Strecken, die gegen ee incommensurabel sind. Ebenso ist immer: abc=ABΓeee abc = AB\Gamma\cdot eee und obige Definition des Quotienten liefert den Satz, dass ab=AeBe=AB. \frac{a}{b} = \frac{Ae}{Be} = \frac{A}{B}. Die den allgemeinen formalen Bedingungen der Addition und Multiplication genügenden Euklid’schen geometrischen Operationen können somit, wenn die Strecken durch AeAe dargestellt werden, wo AA eine positive Zahl bedeutet, durch die gewöhnlichen arithmetischen entsprechenden Operationen ersetzt werden: In einem Producte von 2 oder 3 Grössen sind die Factoren ee mit ihren Zahlencoefficienten jederzeit vertauschbar. Das System der reellen positiven Zahlen mit seinen Operationen kann das ganze System von Strecken mit seinen Operationen vollkommen vertreten.

Ich habe mich hier der heute gewöhnlichen Darstellung, welche die irrationalen Zahlen als Grenzfälle der rationalen behandelt, anschliessen zu sollen geglaubt und zwar einzig aus dem Grunde, um nicht ein Kapitel einschalten zu müssen, welches, den Elementen der Geometrie entlehnt, allerdings in einem vollkommen strengen Systeme der Mathematik nicht fehlen darf, welches aber in diesem Werke nicht von wesentlicher Bedeutung wäre. Doch können wir die Bemerkung nicht unterdrücken, dass die heut zu Tage übliche Behandlung der irrationalen Grössen in der Geometrie eine der Sache nicht adäquate ist, insofern sie in der unnatürlichsten Weise das Zusammengehörige trennt und das Stetige, als welches ein geometrisches Gebilde seinem Wesen nach erscheint, in die Fessel des Discreten zwingt, welche es dennoch jeden Augenblick wieder zerreisst. Es gibt nur einen wissenschaftlichen Weg, die Lehre von der Aehnlichkeit, die heute auf die Darstellung der Strecken in der Form a=Aea = Ae und auf die Rechnungsregeln der Zahlen gegründet zu werden pflegt, zu behandeln und dieser ist der von Euklid im 5. und 6. Buche seiner Elemente eingeschlagene—ein Weg, der seit lange nicht anerkannt, ja sogar meistens vollständig missverstanden worden ist, der aber an Strenge, Eleganz und Sachgemässheit nicht übertroffen werden kann. Auf diesem erscheint das Irrationale als dem Rationalen vollkommen gleichartig; die Aehnlichkeitslehre beruht auf einer Definition der Proportion, welche von jenem Unterschiede gänzlich abstrahirt und abstrahiren muss, weil sie die Grössen bereits als fertige und nicht durch einen unstetigen Process zerstückte ansieht. Erst aus der Aehnlichkeitslehre ergibt sich der wahre Begriff der Zahl AA, welche in der Verbindung AeAe eine Streckung der Einheit ee in einem gegebenen Verhältnisse ausdrückt.

Zufolge der Lehre von der Aehnlichkeit muss jede Relation zwischen Strecken a,b,a, b,\ldots ihren Producten und Quotienten unabhängig von der Einheits-Strecke ee sein, durche welche alle Strecken a=Ae,b=Be,a = Ae, b = Be,\ldots ausgedrückt werden, muss also zwischen den Zahlen A,B,A, B,\ldots selbst stattfinden. Hierauf beruht die Möglichkeit der Berechnung geometrisch zusammenhängender Gebilde auseinander und daher die Möglichkeit der Anwendung arithmetischer und algebraischer Sätze auf die Geometrie. Wenn Legendre (Éléments de Géom. II. Note) umgekehrt aus der vorausgesetzten Anwendbarkeit der Algebra auf die Geometrie die Aehnlichkeitslehre ableiten will, so ist dies ein ὒστερον πρότερον vor welchem das Studium des Euklid die Wissenschaft hätte bewahren können (vgl. Möbius baryc. Calcul S. 190 und Brewster Uebersetzung der Éléments Legendre’s Note II).

Verliert die Aehnlichkeitslehre ihre Richtigkeit, so ist die Grössenbeziehung von gesetzmässig auseinander construirten Strecken nicht mehr unabhängig von der zu Grunde gelegten Einheit, reducirt sich also nicht auf eine Zahlenbeziehung.

Dieser Fall mit allen seinen paradoxen Forderungen tritt aber ein, wenn das Euklid’sche Postulat der Parallelentheorie nicht mehr gilt, in der transscendentalen Geometrie, wie sie von Gauss (bereits im Jahre 1792, s. Briefwechsel mit Schumacher, Bd. II, S. 269 und S. 431, Bd. V, S. 47), von Johann Bolyai (Tentamen juventutem stud. in elementa math. … introducendi, Maros Vasarhelyini 1832, Bd. I. Appendix) und Lobatschewsky (Geom. Unters. z. Theorie der Parallellinien, Berlin 1840) entwickelt worden ist. In dieser Geometrie gibt es gar keine ähnliche Figuren ohne Gleichheit, z. B. die Winkel eines gleichseitigen Dreiecks sind nicht blos von 23R\frac{2}{3}R, sondern auch nach Massgabe der Grösse der Seite unter sich verschieden und können, wenn die Seite über alle Grenzen wächst, so klein werden, wie man will. … Hierin ist aber nichts Widersprechendes, wenn der endliche Mensch sich nicht vermisst, etwas Unendliches als etwas Gegebenes und von ihm mit seiner gewohnten Anschauung zu Umspannendes betrachten zu wollen. — Sie sehen, dass hier in der That der Fragepunkt unmittelbar an die Metaphysik streift. (Gauss, Brief von 1831, a. a. O., Bd. II, S. 269).